Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

20 Jahre Privatfernsehen: Vom Urknall zu den "Superstars"

(Köln) - Vor 20 Jahren brach in Deutschland eine neue Ära an: Private Fernsehsender machten den öffentlich-rechtlichen Platzhirschen das Revier streitig. Aus den bescheidenen Anfängen ist eine Medienindustrie mit Millionenpublikum und Milliardenumsätzen geworden.

Am 1. Januar 1984 ging im Rahmen des so genannten Kabelpilotprojekts Ludwigshafen erstmals privates Fernsehen auf Sendung – nach einem jahrelangen Streit. Vor allem Gewerkschaften, Kirchen und die SPD befürchteten negative Auswirkungen auf Kinder und Familie durch einen ungehemmten Fernsehkonsum. Die Befürworter, darunter die Unionsparteien und die Wirtschaft, wollten dagegen mehr Programme für die Bürger. Zudem sollten heimische Firmen im TV-Geschäft Fuß fassen und den Markt nicht ausländischen Stationen überlassen, die über Satelliten in die Bundesrepublik senden konnten.

Die Deregulierer setzten sich durch, und was zunächst in vier Kabelpilotprojekten nur auf seine gesellschaftlichen Wirkungen erprobt werden sollte, erwies sich als Startrampe für das Privatfernsehen: Am Neujahrstag 1984 hatte das Vorläuferprogramm von SAT.1 seine Geburtsstunde, einen Tag später startete RTL von Luxemburg aus.

Doch dem medienpolitischen Urknall folgte schnell der Katzenjammer. Die Investitionen rechneten sich nicht, weil durch die geringe technische Reichweite wenig Zuschauer angesprochen werden konnten und folglich die Werbeumsätze schmal blieben: SAT.1 und RTL brachten es 1985 zusammen gerade mal auf gut 10 Millionen Euro, rund 1,5 Prozent des gesamten Werbekuchens. Erst in den neunziger Jahren, nachdem durch Breitbandverkabelung, neue terres­trische Frequenzen und Satel­litenverbreitung die Zuschauerzahlen deutlich gestiegen waren, explodierten auch die Werbeumsätze. Die Folge war die zweite Gründungswelle mit Spartenpro­grammen wie VIVA, n-tv oder RTL II.

Die Bilanz nach zwei Jahrzehnten Privat-TV kann sich sehen lassen. Die Werbeumsätze sind inzwischen auf netto 3,7 Milliarden Euro im Jahr geklettert. Außerdem entstanden zahlreiche neue Arbeitsplätze. Allein die Zahl der Festangestellten bei den Privatsendern beträgt rund 12.000. Jährlich werden zudem Millionenbeträge für Produktionen an die Filmwirtschaft vergeben und auch dort Jobs gesichert.

Dazu brachten die Privaten Schwung in den Programmbereich mit Innovationen wie dem Frühstücks-TV, Mittagsmagazinen und Rund-um-die-Uhr-Fernsehen. Freilich hielten mit RTL & Co. auch Infotainment und Boulevardisierung Einzug in die deutschen Stuben. Schmuddel-Talkshows, Reality-TV und Gewaltdarstellungen riefen gelegentlich sogar den Gesetzgeber auf den Plan.

Trotzdem setzten die kommerziellen Sender Quoten-Highlights, etwa mit der Berichterstattung über Formel-1-Rennen und Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Wer wird Millionär?“, aber auch mit Fernsehfilmen wie „Das Wunder von Lengede“. Dank dieser Unterhaltungserfolge haben die Privaten die öffentlich-rechtliche Konkurrenz schon lange in der Publikumsgunst überholt – vor allem in der werberele­vanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Die zehn größten Privaten kamen bei allen Zuschauern im Jahr 2002 auf einen Sehdauer-Marktanteil von knapp 47 Prozent, die 14 öffentlich-rechtlichen auf 44 Prozent.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50968 Köln Telefon: 0221/49811, Telefax: 0221/4981592

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