Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

2002 Konjunktur-Rückgang in der deutschen Automatisierungsindustrie / Weltmarktanteil steigt / Trotz positivem Start keine Prognose für 2003 möglich

(Hannover) - Nach einem guten Start in den ersten Monaten erhofft sich die deutsche Automatisierungsindustrie im Jahresverlauf 2003 eine konjunkturelle Wende. "Wir befinden uns nach wie vor in der Talsohle. Nach gutem Start hoffen wir, dass das Geschäft im zweiten Halbjahr wieder anzieht, wenn die weltweite Konjunktur nicht wegen der unsicheren weltpolitischen Lage völlig außer Tritt gerät," prognostiziert Helmut Gierse, Vorsitzer des Fachverbandes AUTOMATION im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. auf der Hannover Messe. „Es ist daher weder die Zeit für besonderen Optimismus, noch für Lamentieren und Pessimismus. Gefragt ist Realismus in schwierigen Zeiten.“

Nach einem Einbruch im letzten Quartal 2001 war die Branche im vergangenen Jahr mit deutlich negativem Trend gestartet. Im Laufe des Jahres flachte die Abwärtskurve jedoch kontinuierlich ab. In Summe musste die Automatisierungsindustrie mit 25,1 Mrd. € im Jahr 2002 einen Rückgang um drei Prozent verbuchen nach einem Minus von 1,5 Prozent im Jahr zuvor. Damit hat sich die Automatisierungstechnik im Jahr 2002 besser geschlagen, als die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie insgesamt mit einem Minus von 5,5 Prozent in Deutschland.

Die Branchenentwicklung basierte auf dem Produktionsminus aller drei Segmente der elektrischen Automatisierungstechnik. Die Fabrikautomation, der mit 56 Prozent größte Bereich, schrumpfte um zwei Prozent. Hier hat sich die zehnprozentige Steigerung der Investitionen in der Automobilindustrie positiv ausgewirkt. Die Prozessautomatisierung (33,5 Prozent Anteil) und die Utility Automation (10,5 Prozent Anteil) hatten zum Jahresende einen Rückgang von jeweils vier Prozent zu verzeichnen. Die Beschäftigtenzahl ging im Jahr 2002 in Folge der lang anhaltenden Konjunkturflaute um vier Prozent auf 222.422 Mitarbeiter zurück.

Exporte gegen den weltweiten Trend gestiegen

Die wesentlichen tragenden Kräfte für die Automation kamen im Jahr 2002 erneut aus dem Export. Nach den ZVEI-Angaben konnten die Ausfuhren im zurückliegenden Jahr gegen den weltweiten Trend nochmals um 2,8 Prozent auf 18 Mrd. € gesteigert werden. Demnach ist der Weltmarktanteil der deutschen Automatisierungsindustrie gewachsen. Die Exportquote lag bei 71 Prozent. Knapp die Hälfte der deutschen Ausfuhren ging in den europäischen Raum. Mit 12,7 Prozent liegt Südostasien auf Platz Zwei und verzeichnet die höchsten Steigerungsraten von 14 Prozent. Nach Mittel- und Osteuropa gehen 11,2 Prozent und in die USA knapp zehn Prozent. Während die Ausfuhren nach Mittel- und Südosteuropa nochmals um 4,6 Prozent zunahmen, gingen die in die USA um 2,5 Prozent zurück.

Der Weltmarkt der elektrischen Automatisierungstechnik lag aktualisierten Schätzungen des ZVEI zufolge im Jahr 2001 bei 210 Mrd. €. Der deutsche Markt nahm davon neun Prozent ab. Der Anteil der Europäischen Union betrug gut ein Viertel. Damit lag Europa deutlich vor Japan mit einem Anteil von 17 Prozent. Den größten Anteil an der globalen Nachfrage hatten nach wie vor die USA mit einem Drittel.

Ethernet entwickelt sich zum Standard auch in der Automation

Mittel- und langfristig sieht Gierse noch erhebliche Wachstumspotenziale, denn die deutsche Automatisierungstechnik ist technologisch für die Zukunft gut gerüstet. Einer der technologischen Megatrends sei in diesem Jahr der Einsatz des aus der Bürokommunikation bekannten Ethernets in der Automation. Ziel sei eine preiswerte und zuverlässige einheitliche Kommunikationstechnik, über alle IT-Grenzen und über sämtliche Unternehmens-ebe-nen hinweg. Hierbei spielen auch Web-Technologien zum Beispiel bei der Visualisierung eine zunehmende Rolle.

Ein zweiter Trend der Messe ist die von den „Hybridindustrien“, dem größten Segment des Industrieautomatisierungsmarkts, zunehmend geforderte Durchgängigkeit technologischer Lösungen. Unter Hybridindustrien versteht man Branchen, bei denen eine Mischung von kontinuierlich laufenden Automatisierungstechniken mit nicht kontinuierlich laufenden Produktionsvorgängen gebraucht wird. Ein typisches Beispiel liefert eine chemische Anlage, bei der die Produkte anschließend auch verpackt werden müssen. Im Zusammenspiel von Fabrikautomation und Prozessautomation liegen nach Auffassung des ZVEI neue Herausforderungen.

E-Commerce braucht Standardisierung

Trotz der Rückschläge bei der Einführung von E-Commerce in den letzten Jahren sieht der ZVEI hier eine mit Sicherheit kommende Zukunftstechnologie. Voraussetzung dafür, dass E-Commerce zu Rationalisierungen der Geschäftsprozesse beitragen kann, sei jedoch ein gemeinsamer Beschreibungsstandard. "Hier sind die Verbände gefordert", betonte Dr. Gunther Kegel, Vorstandsmitglied des ZVEI-Fachverbandes AUTOMATION. Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass der Datensatz zur vollständigen Beschreibung von Produkten und Prozessen – beispielsweise des Maschinen- und Anlagenbaus – über die Maßen groß wird, haben sich der ZVEI und der VDMA kurz vor der Hannover Messe auf einen beschränkten Satz von Merkmalen verständigt, berichtet Kegel. „VDMA und ZVEI werden die Diskussion mit weiteren Verbänden und Interessensgruppen suchen, um eine breite Akzeptanz für diese Vorgehensweise zu erreichen.“

ZVEI fordert, Zersplitterung der Messelandschaft entgegenzuwirken

In der anhaltenden messepolitischen Diskussion sandte Kegel ein eindeutiges Signal an die Adresse der Messegesellschaften in Hannover und Düsseldorf. Nachdem die Hannover Messe mitgeteilt hat, ab 2005 nur noch alle zwei Jahre ihren Schwerpunkt auf die Fabrikautomation und in den Jahren dazwischen auf die Prozessautomatisierung zu legen, befürchtet der Verband eine Zersplitterung der Messelandschaft. Zwar begrüße der ZVEI eine Weiterentwicklung der Hannover Messe, aber ein Wettbewerb der Messeplätze sei zum Nachteil des Standortes Deutschland, so Kegel. Die alle zwei Jahre in Düsseldorf stattfindende Interkama gilt bisher als Leitmesse der Prozessautomatisierung. Die beiden Gesellschaften wurden daher aufgefordert, sich auf einen einzigen Standort zu verständigen.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020, Telefax: 069/6302317

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