Pressemitteilung | Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V. - Geschäftsstelle Bremen

40. Öffentliche Vortragsveranstaltung der Bauindustrie / Chancen der Bauwirtschaft in 2005

(Hannover) - Über 350 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung kamen am 1. Februar 2005 in Bremen zur mittlerweile 40. Öffentlichen Vortragsveranstaltung der Bauindustrie zusammen, zu der der Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen eingeladen hatte und namhafte Referenten vorstellen konnte.

Zum Thema „Ist Deutschland noch zu retten?“ sprach Professor Dr. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Über „Grenzerfahrungen in Extremsituationen“ berichtete Reinhold Messner, weltweit bekannter Bergsteiger mit etwa 100 Erstbesteigungen, davon alle 14 Achttausender, sowie im Zeitraum von 1999 bis 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments.

Unter das Thema: „Chancen der Bauwirtschaft in 2005“ hatte der Präsident des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen, Professor Dr.-Ing. Rolf Warmbold, sein Einführungsreferat gestellt. Für die Wirtschaft, so Warmbold, biete jede Situation – sei sie auch noch so schwierig – neue Chancen. Dies gelte ebenso für die Bauwirtschaft, auch wenn für das Baujahr 2005 von einem weiteren Umsatzrückgang von 3,5 Prozent auszugehen sei. Die seit etwa zehn Jahren andauernde Nachfrage- und Strukturkrise der deutschen Bauwirtschaft sei in erster Linie eine Krise der Auftraggeber, vor allem auch der gerade für die Bauindustrie wichtigen öffentlichen Auftraggeber auf allen Gebietskörperschaftsebenen. Ein Ende der öffentlichen Finanzkrise sei nicht in Sicht, betonte Prof. Warmbold. Das ehrgeizige Ziel der Politik, im nächsten Jahrzehnt die öffentliche Neuverschuldung auf Null zu bringen, dürfe allerdings nicht durch eine Streichung von Investitionen erreicht werden. Notwendige bauliche Erhaltungsaufwendungen, die nicht getätigt würden, stellten ebenfalls eine Belastung zukünftiger Generationen dar. Auch in Niedersachsen und Bremen müssten nunmehr Modelle zur privatwirtschaftlichen Realisierung öffentlicher Infrastruktur im Hochbaubereich realisiert werden. Gleiches betreffe den Straßenbau, wo mit der A 1 das wichtigste Projekt dieser Art schon geraume Zeit der Realisierung harre. Es komme jetzt darauf an, noch in diesem Jahr die entscheidenden Schritte zu unternehmen, damit im Jahr 2006 die Aufträge vergeben werden könnten.

Die vielfach skizzierte Strukturkrise der Bauwirtschaft hat nach Meinung des Verbandspräsidenten ihre Ursache auch in dem Zustrom von Unternehmen und Arbeitnehmern aus Ländern mit niedrigerem Lohnniveau. Die inländischen Unternehmen hätten auf diese Entwicklungen durch betriebliche Neuorganisationen und zwangsläufig auch durch den Abbau von Beschäftigten reagiert. Bei Fortsetzung dieser Entwicklung, die durch einen Verlust von etwa 700.000 Arbeitsplätzen in den letzten zehn Jahren gekennzeichnet sei, werde es im Bereich des bauindustriellen Hochbaus bald kaum noch klassische Bauunternehmen im herkömmlichen Sinne geben. Prof. Warmbold wies darauf hin, dass nicht die Kapazitäten als solche, sondern die absolute Zahl der Wettbewerber auf dem deutschen Baumarkt zu hoch sei. Er schlug vor, mehr als bisher über Kooperationen und auch Fusionen nachzudenken, wie dies in anderen EU-Mitgliedsstaaten, wie z. B. in Spanien, insbesondere auch durch den Mittelstand, schon vollzogen sei.

Weitere Strukturänderungen seien notwendig, wenn die Bauwirtschaft aus dem völlig aus den Fugen geratenen Wettbewerb auf dem Baumarkt wieder zurückfinden wolle zu einem Leistungswettbewerb, der über ein normales Preisgebaren und Qualität ausgetragen werde. Hierzu habe auch der Staat durch Setzung vernünftiger Rahmenbedingungen beizutragen, wozu u. a. ein funktionierendes Vergaberecht gehöre. Prof. Warmbold betonte, dass die bremische und niedersächsische Bauindustrie das Ziel der Bundesregierung unterstütze, das geltende Vergaberecht zu verschlanken und zu modernisieren. Die vorliegenden Entwürfe seien aber ungeeignet, dieses Ziel zu erreichen, sondern würden im Gegenteil zu einer weiteren Zersplitterung des Rechtsgebietes führen. Im Rahmen der Überarbeitung des Vergaberechts dürften bewährte Grundsätze im Namen vermeintlicher Entbürokratisierung nicht einfach über den Haufen geworfen werden. Warmbold wörtlich: „Die im Vergaberecht zwingenden Gebote der Transparenz und der Gleichbehandlung der Bieter stellen Grenzen dar, die bei allen Maßnahmen der Entbürokratisierung und Vereinfachung zu beachten sind.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Bauindustrie für Niedersachsen e.V. Eichstr. 19, 30161 Hannover Telefon: 0511/348340, Telefax: 0511/3480711

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