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70. VIK-Jahrestagung in Berlin: Industrie stellt klimaschonende Innovationen vor / Innovative Projekte führender Unternehmen präsentiert / Vorträge und Podiumsdebatten über den Beitrag der Wirtschaft zur Energiezukunft

(Berlin / Essen) - Bei der 70. VIK-Jahrestagung diskutierten am Dienstag in Berlin rund 200 Experten, Wirtschaftsvertreter und Politiker zum Thema "Dekarbonisierung: Nur mit der Industrie zum Klimakonsens". Auf besonderes Interesse stießen konkrete Innovationsprojekte für klima- und energieschonendes Wirtschaften.

"Wir als Industrie müssen Antworten auf drängende Zukunftsfragen wie Klimaschutz und Energiewende geben - erst recht in politisch bewegten Zeiten wie diesen", betonte Dr. Roland Mohr, Vorsitzender des VIK-Vorstands in seiner Eröffnungsrede der VIK-Jahrestagung. Er verwies auf das aktuelle Diskussionspapier des Verbandes zur Dekarbonisierung und erläuterte dessen Zukunftsperspektive. Im Interesse der rund 300 VIK-Mitglieder, die für 80 Prozent des Industriestromverbrauchs in Deutschland stehen, forderte Dr. Mohr Planbarkeit und Pragmatismus.

Dass die Industrie nicht nur auf Energie-Effizienz, sondern vor allem auf Innovationen für Treibhausgasneutralität und Klimaschutz setzt, belegten Vorträge zu konkreten Projekten bei der Tagung in Berlin. Christian Schweitzer, Geschäftsführer bse engineering GmbH kündigte an, dass bis 2020 eine Pilotanlage für E-Methanol als Energiespeicher von einem Konsortium mit Beteiligung der BASF in Betrieb gehen wird. Dr. Christoph Sievering, Leiter Energiestrategie und Energiepolitik bei der Covestro Deutschland AG erläuterte das Projekt Carbon2Chem® in Kooperation mit Thyssen-Krupp. Dabei wird durch die Sektorenkopplung Energie - Stahl - Chemie ein klimaschonender Wertstoffkreislauf etabliert. Von Salzgitter Flachstahl berichtete Dr. Volker Hille als Leiter Projektmanagement Hochofenwerk, wie durch die Stahlherstellung mit Wasserstoff (Projekt "SALCOS") eine erhebliche CO²-Reduktion bei integrierten Hüttenwerken erreicht werden kann.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Experten zum Thema "Die deutsche Industrie als wesentlicher Teil der Lösung" lobte Dr. Karsten Sach, Abteilungsleiter Klimaschutz vom Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) die Innovationen der Industrie. Allerdings müssten Pilotprojekte auch bald zur Marktreife gebracht werden - nicht nur in Deutschland. Auch Dr. Brigitte Knopf, Generalsekretärin des Mercator Research Institute, mahnte, dass angesichts der Klimaentwicklung nicht mehr viel Zeit zum Umsteuern bleibe. Deshalb schmiede die Stiftung ein Bündnis von Wissenschaft, Industrie, Politik und Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs).

Zuvor hatten Experten bei der VIK-Jahrestagung in drei Impulsvorträgen Szenarien für eine sinnvolle Energie- und Klimastrategie vorgestellt. So plädierte Ass. iur. Thorsten Müller, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Umweltenergierecht, für eine Balance von Markt und Recht in einem ganzheitlichen Zukunftskonzept. Dies müsse von einer direkten und kleinteiligen Energiesteuerung zu einer Rahmengesetzgebung mit Flexibilität für komplexe Transformationsprozesse verändert werden, wie auch eine neue Studie seiner Stiftung zeige. Dr. Patrick Graichen vom Think Tank Agora Energiewende skizzierte sieben Eckpunkte für die Klimawende. Außer dem Stromsektor sieht er nun bis 2030 auch den Wärmebereich und den Verkehr in der Pflicht. Danach stehe ein Industrie-Umbau zur Erreichung der Ziele 2050 an, der jedoch langfristig vorbereitet werden müsse. Prof. Dr. Kurt Wagemann, Geschäftsführer DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. sagte, Treibhausgasneutralität sei in weiten Teilen machbar, koste jedoch zusätzliche Milliarden-Investitionen allein in der Chemiebranche. Außerdem belege eine europaweite Analyse, dass derartige Produktionsveränderungen erheblich mehr Strom benötigen, der nicht allein aus erneuerbaren Energien in Deutschland oder Europa stammen könnte.

In der Podiumsdiskussion zu "Politik und Industrie, nach Paris gemeinsam unterwegs!" mit den Impuls-Referenten betonte VIK-Hauptgeschäftsführerin Barbara Minderjahn, dass es nicht nur um Effizienz und Einsparungen beim Energieeinsatz gehe. Vielmehr müsse überlegt werden, wie Innovationen und die Entwicklung neuer Verfahren zum treibhausneutralen Wirtschaften befördert werden könnten. Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik bei WWF Deutschland, bezeichnete die ehrgeizigen Klimaziele als notwendig und betonte die Verantwortung Deutschlands auf dem Weg dahin. Zugleich bekundete er jedoch Unterstützung für Unternehmen, die die Klimaziele ernst nehmen, und begrüßte das Diskussionspapier des VIK zur Dekarbonisierung.

Bereits bei einer aktuellen Runde "VIK und Politik im Gespräch" am Vormittag hatte VIK-Vorsitzender Dr. Mohr mit Georg Nüsslein von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Jakob Schlandt vom Tagesspiegel über die aktuelle Lage bei der Bildung einer neuen Bundesregierung diskutiert. Unter Leitung von Moderator Klaus Stratmann (Handelsblatt) entspann sich eine spannende Debatte nicht nur auf dem Podium, sondern auch mit den Teilnehmern der Jahrestagung, besonders aus Unternehmen, um konkrete und machbare Schritte für die Energie- und Klimawende.

Gewarnt wurde in der Diskussion vor nationalen Alleingängen Deutschlands - die Industrie und vor allem die energieintensiven Unternehmen bräuchten verlässliche Rahmenbedingungen. Zukunftsfähig seien nur eine Balance von Klimaschutz mit Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Zugleich bestand Einigkeit bei der Podiumsdebatte, dass die Gespräche über eine "Jamaika"-Bundesregierung letztlich nicht an Energie- und Klimafragen gescheitert sind.

Leonie Gebers von der Industrieabteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die BMWi-Staatssekretär Matthias Machnig aufgrund der Politik-Lage vertrat, bekräftigte in der Keynote: Dekarbonisierung müsse bezahlbar und versorgungssicher sein. Deutschland sollte als Industriestandort erhalten bleiben. Zugleich forderte sie jedoch die Wirtschaft auf, tatkräftig an der Entwicklung zur treibhausgasneutralen Gesellschaft aktiv mitzuwirken.

Die Vorträge und Podiumsdebatten der 70. VIK-Jahrestagung finden Interessenten demnächst auch auf einer speziellen Seite unter www.vik.de.

Quelle und Kontaktadresse:
(VIK) Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V. Pressestelle Richard-Wagner-Str. 41, 45128 Essen Telefon: (0201) 810840, Fax: (0201) 8108430

(wl)

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