Pressemitteilung | Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) - Bundesgeschäftsstelle

Ärztemangel: Pflegekräfte können Mediziner in der ambulanten Versorgung entlasten / Hauptstadtkongress 2006: Ulla Schmidt unterstützt gemeinsame Forderung von Pflegeeinrichtungen und Pflegekräften

(Berlin) - Was in anderen europäischen Ländern bereits funktioniert, muss aus Sicht des Deutschen Pflegerates (DPR) und des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) auch in Deutschland endlich ermöglicht werden: „Um Hausärzte zu entlasten und eine wohnortnahe Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen sicherzustellen, benötigen wir dringend gesetzlich und vertragsrechtlich legitimierte Kooperationsmöglichkeiten zwischen Medizinern und Pflegekräften“, forderte die Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Marie-Luise Müller, am gestrigen (17. Mai 2006) Eröffnungstag des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit in Berlin. „Ambulante Pflegedienste sind mit ihren Gesundheits- und Krankenschwestern sowie Pflegern durchaus in der Lage, Aufgaben zu übernehmen, die bislang Ärzten vorbehalten sind“, bekräftigte bpa-Geschäftsführer Bernd Tews. „Insbesondere im Bereich der pflegerischen Nachsorge verfügen diese über die geforderten Qualifikationen.“

Auch sei nicht einzusehen, so Tews, warum die Verordnungsfähigkeit von Hilfsmitteln oder die Grundpflege in der häuslichen Krankenpflege nur beim Arzt liege. Unterstützung erhielten DPR und bpa zum Auftakt des Hauptstadtkongresses durch die Bundesgesundheitsministerin: „Wir müssen die ärztlichen Tätigkeitsbereiche für Heilberufe öffnen und damit den Weg für weitere Berufsgruppen freimachen“, sagte Ulla Schmidt und sprach sich für ein „Zusammenwirken aller Kräfte“ aus. Sie verfolge einen „Durchbruch, der mit der großen Koalition zu erreichen sein muss“. Schmidt verwies hier auf den Koalitionsvertrag, der neue Wege bereits skizziere: Um Versorgungsengpässe in Folge des sich verschärfenden Ärztemangels zu vermeiden, müssten „schnellstmöglich Hindernisse beseitigt werden, die einer flächendeckenden Versorgung entgegenstehen.“

Geeignete Maßnahmen zur Liberalisierung der vertragsärztlichen Tätigkeit bestünden u. a. in der „gleichzeitigen Ermöglichung einer Tätigkeit in der ambulanten und der stationären Versorgung“. Sie wolle verstärkt prüfen, so Ulla Schmidt weiter, inwieweit nichtärztliche Heilberufe stärker in die Versorgungskonzepte einbezogen werden können.

Wie „Best-Practice-Beispiele“ guter Zusammenarbeit aussehen können, stellten europäische Pflegeexperten auf dem Hauptstadtkongress vor. Motto: „Kooperation ist die beste Medizin – wie Pflege heilt“. Von „Superschwestern, nicht kleinen Ärzten“ berichtete die Niederländerin Anneke de Jong, Dozentin für Pflegeberufe in den Niederlanden und Mitarbeiterin der Universität Witten/Herdecke. „Sie informieren, beraten und begleiten Patienten und deren Angehörige im Prozess des Krankseins, bei der Alltagsgestaltung, führen Körperuntersuchungen durch, ordnen Laboruntersuchungen an, verschreiben Hilfsmittel und Medikamente und vieles mehr.“ Momentan arbeiteten in niederländischen Hausarztpraxen, Krankenhäusern, in der Psychiatrie wie auch in Organisationen für Menschen mit Behinderungen etwa 400 „Nurse Practitioners“. Sie übernähmen medizinische Aufgaben, seien aber an erster Stelle Pflegeexperten, die die Koordination, Kontinuität und Qualität der Patientenversorgung gewährleisten.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., Bundesgeschäftsstelle (bpa) Birte Wimmer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Hannoversche Str. 19, 10115 Berlin Telefon: (030) 30878860, Telefax: (030) 30878889

(sk)

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