Pressemitteilung | Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW)

Agro-Gentechnik: Alternativen für die Lebensmittelproduktion ohne Gentechnik bestehen noch

(Berlin) - „Diese Veranstaltung hat Mut gemacht!“ so fasste Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) die Jahrestagung des Verbandes zusammen, in dem die Anbauverbände der Öko-Landwirtschaft und der Verarbeiter und Händler mit biologischen Lebensmitteln zusammengeschlossen sind. „Wir haben noch viele Alternativen und Optionen, um den Einzug der Gentechnik auf unsere Felder und auf unseren Teller zu verhindern“, begründete er diesen Eindruck.

Auf der Herbst-Tagung des BÖLW am 25.11.2003 im Berliner Umweltforum konnten über 150 Teilnehmer erfahren, welche Strategien in Deutschland, in den USA und in England, sowie in Österreich angewandt werden, um einer schleichenden Verunreinigung gentechnikfreier Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Organismen den Weg zu verstellen. Dabei wurde deutlich, dass Vertreter der ökologischen ebenso wie der konventionellen Lebensmittelwirtschaft am gleichen Strang ziehen. „Für den Verbraucher ist kein Nutzen gentechnisch verän-derter Produkte erkennbar, wohl aber fürchten sie ein Risiko“ erklärte der Geschäftsleiter der größten deutschen Maismühle, Franz Engelke. Um dem gerecht zu werden bemüht sich das Unternehmen erfolgreich, gentechnische Verunreinigungen zu minimieren und erschließt sich dadurch erhebliche Chancen auf Märkten, die z.B. aus den USA oder Kanada nicht mehr beliefert werden können – so z.B. in Japan und Skandinavien.

Gundula Azeez, Expertin der englischen Ökolandwirtschafts-Organisation, berichtete von einem dramatischen Stimmungswandel in ihrem Heimatland: Die anfängliche Euphorie über die Chancen der Gentechnik ist nach Veröffentlichung von Studien über deren Auswirkung einer breiten Ablehnung in der Bevölkerung gewichen. Praktisch alle englischen Lebensmittelketten weigern sich nun, gentechnisch veränderte Produkte einzusetzen.

Auch die Politik war auf der Tagung gefragt, denn „in diesen Tagen werden die Würfel geschüttelt“ Damit bezeichnete Löwenstein, dass einerseits in anstehenden Entscheidungen zur EU-Saatgutrichtlinie und zum deutschen Gentechnikgesetz derzeit die Weichen gestellt wer-den müssen, andererseits von der Politik keine klaren Signale zu hören sind. „Wenn Koexistenz zwischen Produktion mit und ohne Gentechnik nicht zur Anti-Kontaminations-Strategie wird, wird sie zur K.O.-Existenz!, dem Aus für Biobauern und konventionelle Landwirte“ so beschreibt der Vorstandssprecher des BÖLW und Bioland-Bundesvorstand Thomas Dosch die Gefahr, wenn jetzt falsche Entscheidungen getroffen werden. Der Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Matthias Berninger konnte diese Unsicherheit nicht zerstreuen. Auch die Vertreter der Europäischen Parlamentes, Evelyn Gebhardt und Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf konnten nur darauf verweisen, daß die Kommission sich darum gedrückt hat, die Anwendnung der Gentechnik zu regeln. „Dies ist ein Armutszeugnis für die Kommission“, so Gebhardt.

In dieser Situation ist eine Einführung der Gentechnik auf Deutschlands Äcker nicht zu verantworten. „Solange die Fragen der Koexistenz und der Haftung für Schäden durch Vermischung gentechnikfreier Lebensmittel mit mit GVO nicht geklärt sind, darf das Anbaumoratorium nicht fallen“, so der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner auf der Tagung. „Ohnehin sehen Bauern keine Vorteile in dieser Technologie. Auch ich würde auf meinem Hof derzeit gentechnisch veränderte Pflanzen deshalb nicht anbauen“ erklärte er in der Podiumsdiskussion.

Wolfgang Gutberlet, Vorstandsmitglied des BÖLW und Inhaber einer Supermarkt-Kette und von Verarbeitungsunternehmen, wurde noch deutlicher: „Die Politik lässt uns im Stich. Sie verspricht uns Koexistenz, obwohl es die in der Natur gar nicht geben kann, statt klar zu sagen, dass es um Freisetzung geht! Daher werden wir für unsere Eigenmarken ebenso wie für die von unseren Betrieben hergestellten Produkte keine Gentechnik einsetzen.“

Die im BÖLW zusammengeschlossenen Verbände werden ihre Aktivitäten weiter verstärken, um den Diskussionsprozess voranzubringen. Sie wollen Vorschläge für Handlungs- und Unterlassungspflichten derjenigen machen, die mit Gentechnik umgehen, Solche Pflichten müssten verbindlich geregelt, ihre Einhaltung kontrolliert und ihre Missachtung bestraft werden, damit ein maximaler Schutz der Produktion ohne Gentechnik sicher gestellt ist. Sie wollen Initiativen von Landwirten, die sich freiwillig zu „gentechnikfreien Zonen“ zusammenschließen unterstützen und sehen eine zentrale Aufgabe darin, Verbraucher und Landwirte darüber aufzuklären, dass und warum heute die Option auf dem Spiel steht, auch in Zukunft natürliche Lebensmittel, deren genetische Grundlagen nicht technisch manipuliert wurden, erzeugen und essen zu können.

Eine Dokumentation der Tagung finden Sie unter www.boelw.de. Berichte unter www.oekolandbau.de

Quelle und Kontaktadresse:
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) Marienstr. 20, 10117 Berlin Telefon: 030/28482305, Telefax: 030/

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