Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Ausbau von Krippen nicht auf Kosten armer Familien

(Berlin) - „Statt frühkindlicher Beschäftigungspolitik braucht Deutschland dringend den konsequenten Ausbau frühkindlicher Bildung und Erziehung“, fordert der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger. „Im Blickpunkt muss das Wohl und damit die ganzheitliche Entwicklung des Kindes stehen. Ich vermisse bislang eine solche Fokussierung auf das Kind. Der Ausbau von Kindereinrichtungen für unter Dreijährige greift viel zu kurz, wenn es nur um Betreuung gehen soll“, sagt Eckinger. „Die Politik muss bessere Bedingungen für Kinderfreundlichkeit schaffen. Derzeit dient sie sich aber eher der Wirtschaft an.“

Als „kontraproduktiv“ bezeichnet der VBE-Vorsitzende die Absicht der Bundesregierung, den Ausbau frühkindlicher Einrichtungen mit 1,5 Milliarden Euro zu unterstützen, die infolge der Einführung des Arbeitslosengeldes II anfallen sollen. „Schon jetzt gehört in Deutschland über eine Million Kinder zu den Sozialhilfeempfängern“, betont Eckinger. „Es ist sehr zu befürchten, dass durch die Einführung des Arbeitslosengeldes II noch mehr Kinder von Armut betroffen werden. Die anvisierte Umverteilung von Mitteln zum Ausbau von Krippen geht damit eindeutig zu Lasten von Kindern und deren Eltern aus sozial komplizierten Verhältnissen.“

VBE-Bundesvorsitzender Ludwig Eckinger kritisiert deshalb scharf den Rückzieher der Bundesfamilienministerin in bezug auf einen Rechtsanspruch für Eltern auf einen Krippenplatz. „Ein nur wirtschaftlich definierter Bedarf an Betreuung für unter Dreijährige lässt dann Kinder von Arbeitslosen außen vor“, so Eckinger. „So darf aber nicht die Konsequenz aus PISA aussehen. Da wurde sehr tief Luft geholt und am Ende bleibt nicht einmal heiße Luft übrig.“ Ein gesetzlich verankerter Anspruch auch auf einen Platz in einer Einrichtung für frühkindliche Bildung und Erziehung sei unverzichtbar, um die Entwicklungschancen jedes Kindes unabhängig von seiner sozialen Herkunft zu stärken.

Ludwig Eckinger verweist auf die positiven Folgen des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz. „Nachdem dieses Gesetz 1992 verkündet worden war, stiegen die Investitionen im Kindergartenbereich deutlich an. Bis 1995 floss zum Beispiel im alten Bundesgebiet jeder fünfte Euro der Jugendhilfe in den Ausbau von Kindergärten, um den Rechtsanspruch ab 1996 zu realisieren.“ Ludwig Eckinger sieht die Gefahr, dass entgegen öffentlicher Beteuerungen das Engagement für Kindereinrichtungen stark rückläufig ist. Für Kindergärten werde inzwischen nur noch jeder 20. Euro der Jugendhilfe investiert und jeder vierte Euro der Betriebsausgaben werde von den Eltern finanziert. Im Bereich Krippen und Horte sei Deutschland sogar ein Entwicklungsland. Das zeige, so Eckingers Einschätzung, wie weit Deutschland von Kinderfreundlichkeit entfernt sei.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Mira Futász, Pressereferentin Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: 030/7261966-17, Telefax: 030/7261966-19

NEWS TEILEN: