Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Ausbildungspakt: Ablenkungsmanövern nicht länger auf den Leim gehen / DGB schlägt Sofortprogramm für 50.000 neue Ausbildungsplätze vor

(Berlin) - Zu dem heutigen (14. Juli 2006) Treffen der Ausbildungspakt-Partner sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock in Berlin: „Alle Versuche, den gescheiterten Ausbildungspakt über die Runden zu retten, vergeuden nur wertvolle Zeit. Wir dürfen nicht länger hinnehmen, dass sich junge Menschen teilweise drei, vier Jahre vergeblich bewerben. Die Bundesregierung darf den wohlklingenden Versprechen der Arbeitgeber nicht länger auf den Leim gehen.

Die Behauptung von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und Arbeitsminister Franz Müntefering, der Ausbildungspakt habe sich bewährt, ist fernab der Realität. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze ist allein in den letzten drei Jahren um 50.000 gesunken und die Zahl der Bewerber steigt immer noch. Der Pakt ist daher gescheitert.

Zu den üblichen Ablenkungsmanövern vom Versagen des Ausbildungspakts gehört auch die Kritik von Glos an den angeblich zu hohen Ausbildungsvergütungen. Selbst das Handwerk sieht die Höhe der Ausbildungsvergütung nicht als Problem. Im Gegenteil, die Vergütung muss möglichst hoch sein, damit die Ausbildung im dualen System attraktiv bleibt. Wichtiger als die Vergütung sind zum Beispiel ausbildungsbegleitende Hilfen, Ausbildungsverbünde und der Wegfall der Kammergebühren.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hält branchenbezogene Ausbildungsumlagen für den besten Weg, um die Ausbildungsmisere zu beheben. Das erfolgreiche Modell in der Baubranche zeigt, wie es geht. Da die Umsetzung aber kurzfristig nicht realistisch erscheint, und die jungen Menschen nicht ewig warten können, schlägt der DGB ein Sofortprogramm für 50.000 neue außerbetriebliche Ausbildungsplätze vor. Damit soll insbesondere denjenigen jungen Menschen eine Chance eröffnet werden, die sich seit Jahren erfolglos bewerben. Die Kosten eines solchen Sofortprogramms in Höhe von rund 650 Millionen Euro pro Jahr sollen im ersten Jahr von der Bundesagentur für Arbeit (BA) und im zweiten und dritten Jahr von Bund und Ländern getragen werden.

Die Gewerkschaften engagieren sich darüber hinaus in ihrer täglichen Arbeit vor Ort für mehr Ausbildungsplätze. Angesichts der dramatischen Ausbildungsplatzsituation habe ich mich zusammen mit den Vorsitzenden der Mitgliedsgewerkschaften an die Betriebs- und Personalräte gewandt. Wir haben sie ermuntert, sich noch mehr als ohnehin schon für neue Ausbildungsplätze in ihren Betrieben einzusetzen. Wenn es uns gelingt, in jedem Unternehmen oder jeder Verwaltung mit Betriebs- oder Personalrat auch nur eine zusätzliche Stelle zu gewinnen, dann haben wir viel erreicht.“

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand Hilmar Höhn, Leiter, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin Telefon: (030) 24060-0, Telefax: (030) 24060324

(sk)

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