Pressemitteilung | (AWO) Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.

Ausbruch aus einem Teufelkreis / Das Berliner AWO-Projekt „IsA-K - Second Hemd" belegt beim Wettbewerb „start social" den zweiten Preis

(Bonn) - „Das ist eine großartige Anerkennung für ein ungewöhnliches und zugleich sehr erfolgreiches soziales Projekt", erklären der AWO-Bundesvorsitzende Manfred Ragati und der Berliner Landesvorsitzende der AWO Reinhold Voth zur Entscheidung der Unternehmensinitiative „start social", beim diesjährigen Wettbewerb das Berliner AWO-Projekt „IsA-K-Second Hemd" mit dem zweiten Preis auszuzeichnen. Aus den Händen des Bundeskanzlers, der Schirmherr der Initiative ist, erhielt das Projektteam die Auszeichnung.

IsA-K - Second Hemd )*ist ein Beschäftigungs- und Betreuungsprojekt mit 20 Plätzen für straffällig gewordene Frauen. In Berlin sitzen täglich bis zu 40 Frauen im Gefängnis, obwohl sie zu keiner Haftstrafe verurteilt worden sind. Ihre Straftaten sind Bagatelldelikte, wie Schwarzfahren, Kleindiebstähle oder Beleidigung. Die Urteile lauten meist auf Geldstrafe oder ersatzweise Abarbeitung in einer gemeinnützigen Einrichtung. Wenn die verurteilten Frauen nicht zahlen können, weil sie bereits vom Existenzminimum leben und der Aufforderung zur Ersatzbuße nicht folgen, werden sie inhaftiert. Ganz häufig haften dann auch ihre Kinder mit, weil für die Zeit der Haftstrafe eine Heimunterbringung mit angeordnet wird. Beispiel: Für drei Mal Schwarzfahren kann das Urteil lauten: 30 Tagessätze zu 10 Euro.Konsequenz: 300 Euro zahlen oder 30 Tage unentgeltlich gemeinnützig arbeiten oder 30 Tage ins Gefängnis.

Die zentrale Projektidee von IsaK Second Hemd lautet daher Vermeidung von Ersatzfreiheitsstrafen. In den letzten dreieinhalb Jahren blieb 308 Frauen ein Freiheitsentzug durch gemeinnützige Arbeit bei IsA-K erspart. Seit rund zehn Jahren gelingt es dem Projektteam der AWO durch Beratung und Betreuung die Lebensverhältnisse der Klientinnen zu ordnen und zu stabilisieren und erneuter Straffälligkeit entgegenzuwirken. Ohne fremde und sozial begleitende Hilfen können die betroffenen Frauen dem Teufelskreis nicht entkommen.

Kern des Projektes ist eine Kleiderwerkstatt, die ein niedrig schwelliges Beschäftigungsangebot vorhält. Beratung, Betreuung und Beschäftigung unter einem Dach sollen die sozialen Schwierigkeiten beheben. Die Kleiderwerkstatt bietet Arbeitsplätze für rund 20 Frauen. Sie ist zur Zeit für die Zielgruppe die einzige Alternative zur Ersatzfreiheitsstrafe. Das Projekt versorgt darüber hinaus bedürftige Einzelpersonen, Wohnprojekte und soziale Brennpunkte mit Kleidung, Wäsche und Bettzeug in großer Stückzahl.

„Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt", betont Hans-Wilhelm Pollmann, Landesgeschäftsführer der Berliner AWO, die Träger des Projektes ist, „besteht darin , dass mit den integrierenden und stabilisierenden Hilfen der öffentliche Haushalt durch die Vermeidung von erheblichen Haftkosten entlastet wird".

Quelle und Kontaktadresse:
AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. Oppelner Str. 130, 53119 Bonn Telefon: 0228/66850, Telefax: 0228/6685209

NEWS TEILEN: