Pressemitteilung | VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. - Hauptgeschäftsstelle

Automobiltechnik der Zukunft: Der Fahrer fährt nicht immer selbst / VDI präsentiert auf der Hannover Messe Schwerpunkt Verkehrstechnik

(Düsseldorf/Hannover) - Autofahrer werden künftig nicht immer alleine entscheiden, wie sie fahren. Automobiltechniker rechnen in absehbarer Zeit damit, dass Fahrerassistenzsysteme immer häufiger in das Geschehen eingreifen werden, wie VDI-Experten jetzt auf der Hannover Messe erklärten.

Der mögliche Sicherheitsgewinn sei so groß, dass sich dem auch die Gesetzgebung nicht verschließen werde, erwartet Professor Ulrich Seiffert, Vorstandsmitglied der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, nachdem erste offizielle Untersuchungen sowohl der Bundesregierung als auch der EU dies nahe gelegt haben. Zudem zwingt auch die Bewältigung der wachsenden Verkehrsströme dazu, diese stärker zu lenken und so das Straßennetz effizienter zu nutzen. Was in Pilotversuchen bereits erprobt sei, sei auch flächendeckend vorstellbar, erklärte der Leiter der Entwicklungssteuerung bei Audi, Dr. Peter Tropschuh, ebenfalls in Hannover.

Die Vorbereitungen der Gesetzgeber stehen vor dem Hintergrund eines von der Europäischen Kommission definierten Ziels, die Zahl der Verkehrstoten in Europa bis 2010 um die Hälfte zu verringern. Hierzu könnten elektronische Systeme wie Abbiegesensorik, Spurwechselassistent und Sichtsysteme für frontale und seitliche Hindernisse sowie Abstands- oder Müdigkeitswarnung und automatische Notbremsung entscheidend beitragen. Tropschuh hob die Sicherheitsbedeutung einer einfachen und selbsterklärenden Bedienung der Systeme hervor, wie Audi sie mit seinem aktuellen Spitzenmodell A8 auf dem VDI-Stand in Hannover demonstriert.

Noch wirksamer könnte etwa das Einleiten einer Geschwindigkeitsreduzierung aufgrund einer Ferndiagnose oder bei unmittelbarer Gefahr sein. Hier spätestens jedoch müsse über die UNECE-Regulation („Wiener Weltabkommen“) diskutiert werden, die seit 1958 fortlaufend Sicherstandards im grenzüberschreitenden Verkehr festlegt, und die definiert, dass der Fahrer grundsätzlich für die Fahraufgabe verantwortlich ist, sagte Seiffert. Er rechnet damit, dass dies geschehen wird, denn ein gemeinsamer Bericht der drei Bundesministerien für Verkehr, Wirtschaft und Forschung sowie der Industrie von Ende 2001 über die Auswirkung neuer Informations- und Kommunikationstechniken auf den Verkehr empfiehlt z.B. Maßnahmen zur breiten Einführung von Fahrerassistenzsystemen, eine erweiterte Verkehrsdatenerfassung für vorausschauende Sicherheitssysteme und die Einführung „intelligenter“ Verkehrszeichen, die mit dem Fahrzeug kommunizieren.

Da auch ein EU-Bericht über „E-Safety“ im Verkehr solche Maßnahmen befürwortet, findet es Seiffert nur folgerichtig, dass das Thema auch im gerade anlaufenden 6. Rahmenprogramm für die Forschungsförderung der EU enthalten ist.

Auch den völlig automatischen, praktisch fahrerlosen Verkehr hält Seiffert für technisch machbar, sieht dafür aber nur in Nischen wie beim Gefahrguttransport oder auf Fabrikgeländen eine mögliche Zukunft.

Bei aller Begeisterung für die Möglichkeiten, die die elektronische Sicherheitstechnik bieten wird, wies Tropschuh auf ein ganz anderes denkbares Hindernis hin: „Die Akzeptanz kann sehr leicht in Frage gestellt werden, wenn die Nutzer sich nicht mehr als ‚Herr des Geschehens’ fühlen.“ Auch wenn die Belastung des Fahrers reduziert werde und Sicherheit sowie Zuverlässigkeit zunähmen, hänge der Erfolg wesentlich von der Akzeptanz der Nutzer ab.

Quelle und Kontaktadresse:
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