Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Beschäftigungsstruktur osteuropäischer EU-Länder vor weiterem Anpassungsprozess an Westeuropa

(Berlin) - Die Beschäftigungsstrukturen der osteuropäischen EU-Länder und Beitrittskandidaten unterscheiden sich noch deutlich von Marktwirtschaften mit einem Pro-Kopf-Einkommen wie in westeuropäischen Ländern. Das ergab eine im aktuellen Wochenbericht des DIW Berlin 51/2004 veröffentlichte Analyse. Mit Hilfe eines Datensatzes für Marktwirtschaften unterschiedlicher Entwicklungsniveaus wurde ein Vergleichsmaßstab („benchmarks“) für die neuen osteuropäischen EU-Länder definiert, mit dem der Strukturwandel bewerten werden und auch für die Zukunft simuliert werden kann. Danach wird bis 2015 die relative Beschäftigung in den Bereichen Bauwirtschaft, Finanzsektor sowie bei den öffentlichen Dienstleistungen, den Sozialdiensten und sonstigen privaten Diensten stark zunehmen. Obwohl der Beschäftigungsanteil im Finanzsektor bereits hoch ist, sind teilweise deutliche Zuwächse zu erwarten, wenn das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung weiter steigt. In allen osteuropäischen EU-Ländern mit Ausnahme Polens ist außerdem mit einem anhaltendem relativen Beschäftigungsabbau im verarbeitenden Gewerbe zu rechnen, und zwar am stärksten in Slowenien und Tschechien. Für Polen wird in diesem Sektor eine leicht steigende Beschäftigungsquote prognostiziert. Mit einem starkem Abbau der Beschäftigung in der Landwirtschaft ist vor allem in Polen, Litauen und Lettland zu rechnen.

Im Gegensatz zu den osteuropäischen EU-Ländern sind bei den EU-Beitrittskandidaten Rumänien und Bulgarien nur relativ geringe Fortschritte bei der Angleichung ihrer Beschäftigungsstruktur an eine in der Analyse definierte „Normalität“ festzustellen. Vor allem die dort steigende Beschäftigungsquote in der Landwirtschaft ist hierfür verantwortlich. In diesen beiden Ländern war nur im Jahr 1991 eine Verringerung struktureller Unterschiede festzustellen.

In der Analyse werden eine Vielzahl von Einflussfaktoren der Beschäftigungsstruktur untersucht. Hiernach hat das Pro-Kopf-Einkommen einen besonders hohen Einfluss. Doch auch die erstmals in dieser Art von Strukturanalyse berücksichtigten Faktoren politische Stabilität und Freiheit von Korruption sind wichtige, signifikante Einflussfaktoren, die beispielsweise die Beschäftigung in der Industrie und im Finanzsektor fördern, dagegen die relative Beschäftigung in der Landwirtschaft dämpfen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: 030/89789-0, Telefax: 030/89789-200

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