Pressemitteilung | Deutsche Kinderhilfe - Die ständige Kindervertretung e.V.

Betreuungsgeld: CSU stellt die Verteilung von Sozialleistungen auf den Kopf... / / Nie zuvor in der deutschen Geschichte schickte eine Regierung freiwillig und unaufgefordert den Hinweis an seine Bürger/-Innen, dass sie einen Geldanspruch haben.

(Berlin) - Die erst in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie des Forschungsverbundes der TU Dortmund und des DJI belegte, was die Gegner des Betreuungsgeldes schon lange anprangern: der finanzielle Anreiz des Betreuungsgeldes ist vor allem für Eltern mit Migrationshintergrund und jene aus bildungsfernen Milieus groß genug, um ihre Kinder nicht in eine KiTa oder Tagespflege zu geben.

Auch die Deutsche Kinderhilfe e. V. - Die Kindervertreter ist, wie die meisten gesellschaftlich aktiven und kritischen Stimmen, gegen jede Stigmatisierung von Eltern, die ihre Kinder in den ersten Lebensjahren gerne zu Hause und selbst betreuen wollen.
Aber bedarf es bei den Eltern, die sich für diesen Weg entscheiden, über die Ersparnis der KiTa-Gebühren hinaus zusätzlicher finanzieller Anreize wie eben des Betreuungsgeldes?

Eine finanzielle Anerkennung des Engagements motivierter Mütter und Väter ist gut und wichtig. Führt diese Anerkennung aber dazu, dass gerade die Kinder, die sie am dringendsten benötigen, die besonders in den ersten Lebensjahren so wichtige Förderung nicht erhalten, weil ihre Eltern sie des Geldes wegen nicht in eine KiTa oder Tagesbetreuung schicken, ist diese monetäre Anerkennung als kontraproduktiv zu bewerten.
Gemeint sind damit Eltern aus sogenannten bildungsfernen Schichten oder Eltern mit Migrationshintergrund, wie eine kürzlich erschienene Studie des Forschungsverbandes der TU Dortmund und des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) belegte. Was nicht bedeutet, dass diese Eltern ihre Kinder weniger lieben als Eltern mit einer höheren Bildung oder eben ohne Migrationshintergrund. Hier sollte aber nicht die Qualität der Zuwendung der Eltern ihren eigenen Kindern gegenüber in Frage gestellt werden! Genauso wenig sollte die Frage aufgeworfen werden, ob eine Betreuungseinrichtung ein Kind besser erziehen bzw. bilden kann als die eigenen Eltern.

Warum muss diesen Eltern der Gewissenskonflikt auferlegt werden, sich entweder für eine geringfügige Aufbesserung ihres Einkommens entscheiden zu müssen oder für eine bessere Förderung ihrer Kinder?

Das ist ungerecht!

Und warum werden diese Eltern zu allem Überfluss noch durch das automatische Zusenden bereits vorausgefüllter Anträge auf Betreuungsgeld zugunsten dessen manipuliert? Doch nur, um Zahlen zu beschönigen und dadurch eine allgemeine Akzeptanz und Befürwortung des Betreuungsgeldes zu suggerieren - was im Endeffekt aber nur dazu führt, dass Kindern eben NICHT die in ihrem Fall bestmöglichen Förderung zugutekommt.

Das ist noch ungerechter!

Wenn den kritischen Fragestellern dann auch noch erklärt wird, man wolle die Eltern bei der Antragstellung entlasten, dann stellt sich natürlich die Frage, warum nicht auch die Eltern, die einen KiTa-Platz beantragen, ihren vorausgefüllten Antrag zugesandt bekommen.
Das nicht nur nicht gerecht, das ist dann schlichtweg unanständig!
Eine SPD-Landtagsabgeordnete hat das Thema Betreuungsgeld und die Praxis des automatischen Versendens der bereits vorausgefüllten Antragsformulare in einer Parlamentarischen Anfrage an die Bayerische Landesregierung aufgegriffen und die Dinge beim Namen genannt. Wir konnten uns in diesem Zusammenhang mit ihr austauschen und zufrieden feststellen, welch große Schnittmenge an Interessen und Meinungen vorliegt.
Die Deutsche Kinderhilfe e. V. - Die Kindervertreter begrüßt die Anfrage der SPD-Abgeordneten und unterstützt sie ausdrücklich. In der uns aus Gründen des Austausches bekannten Parlamentarischen Anfrage werden unter anderem auch die essentiellen Fragen aufgegriffen, ob auch Eltern, deren Kinder bereits eine KiTa oder Tagespflege besuchen, eine (ausgefüllte) Anmeldung für das Betreuungsgeld erhalten. Ebenso wird erfragt, wie die Bayerische Landesregierung beabsichtigt, die durch das Betreuungsgeld mitverantworteten Nachteile für die betroffenen Kinder auszugleichen.
"Ich hoffe, dass die Bayerische Landesregierung die Anfrage ebenso mutig und ehrlich beantworten wird, wie sie in der Vergangenheit auch oft genug den Mut zu eigenen unpopulären Entscheidungen bewiesen hat. Wenn man aber einmal etwas falsch eingeschätzt hat, so ist es schlimmer, diesen Fehler um jeden Preis aufrechterhalten zu wollen anstatt die Fehleinschätzung zuzugeben und es dann zu berichtigen", so Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe e. V. - Die Kindervertreter in Berlin.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Kinderhilfe e.V. Pressestelle Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin Telefon: (030) 24342940, Fax: (030) 24342949

(sy)

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