Pressemitteilung | Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV)

Bilanz 2014 der Raiffeisen-Genossenschaften / Ehlers: Geopolitische Spannungen treffen Agrarhandel

(Berlin) - Die 2.316 genossenschaftlichen Verarbeitungs- und Vermarktungsunternehmen erzielten 2014 einen addierten Umsatz von 66 Mrd. Euro (Vorjahr 67,5 Mrd. Euro). "Dem Optimismus zum Jahresbeginn folgten gravierende Preisrückgänge bei Agrarrohstoffen sowohl im pflanzlichen als auch im tierischen Bereich und bei Betriebsmitteln. Der Mengen- und Preisdruck verschärfte sich ab August aufgrund des von der Russischen Föderation verhängten Importstopps. Der dennoch insgesamt positive Geschäftsverlauf unterstreicht die Abhängigkeit der Agrarmärkte von geopolitischen Konstellationen", führte Dr. Henning Ehlers, Generalsekretär des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der Frühjahrspressekonferenz aus.

Die genossenschaftlichen Unternehmen richten Strategien und ihre Geschäftsfelder auf globalisierte und volatile Märkte aus. Zudem investieren sie in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und engagieren sich im Bereich der Erneuerbaren Energien. In allen Sparten haben sie ihre Service- und Beratungsangebote weiter ausgebaut. Qualitätsführerschaft sowie Kundenbindung und -zufriedenheit sind Erfolgsfaktoren in einem wettbewerbsintensiven Umfeld.

Ausblick 2015: Tierwohl und Export im Fokus

"Für 2015 haben sich die Erwartungen eingetrübt. Milch- und Fleischwirtschaft gehen von einem angespannten ersten Halbjahr aus. Das hängt insbesondere mit dem anhaltend niedrigeren Preisniveau zusammen. Dadurch nimmt auch die Investitionsbereitschaft der Landwirte ab. Einfluss auf die Zusammenarbeit mit den Landwirten wird die Initiative Tierwohl haben. Sie führt höhere Anforderungen in die moderne Tierhaltung ein, die nicht zuletzt gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden", so Dr. Ehlers.

Die Niedrigzinsphase fördert die Konsumbereitschaft der Verbraucher. Das schlägt sich aber nicht sichtbar beim Nahrungsmittelkauf nieder. Der schwache Eurokurs stützt die Exporte. Für die Warenwirtschaft bleiben deshalb Angebots- und Nachfrageentwicklungen in wichtigen Anbau- und Bedarfsregionen der Welt marktrelevant. Auch deshalb ist der Ausblick 2015 mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Internationale Konflikte und die Gefahr von Rückschlägen oder Verwerfungen im Euroraum erschweren die unternehmerischen Planungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Warenwirtschaft: Sinkende Preise drücken Umsatz

Die Warenwirtschaft ist die umsatzstärkste Sparte im DRV. Die Unternehmen haben sich 2014 auf dem wettbewerbsintensiven nationalen Markt, der international geprägt ist, und angesichts schwieriger Rahmenbedingungen gut behauptet. Der Gesamtumsatz beträgt 37,5 Mrd. Euro nach 39,5 Mrd. Euro in 2013. Maßgeblich sind die deutlichen Preisrückgänge bei Getreide und Futtermitteln im zweiten Halbjahr.

Mit 51,7 Mio. t wurde 2014 die höchste jemals in Deutschland erzielte Getreideernte eingefahren. Die Rapsernte fiel mit 6,2 Mio. t ebenfalls rekordverdächtig aus. Auch die globalen Getreide- und Ölsaatenernten erreichten nahezu die Spitzenwerte des Vorjahres. "Das setzte die Preise zur Ernte und unmittelbar danach unter Druck. Entlastung brachte erneut das deutlich über dem langjährigen Mittel liegende Exportgeschäft", so Dr. Ehlers.

Die Futterwirtschaft dehnte ihre Produktion im ersten Halbjahr 2014 über alle Bereiche leicht aus. Die größten Zuwächse waren mit mehr als 5 Prozent bei Geflügelfutter zu verzeichnen. Auch bei Milchleistungsfutter wurden aufgrund der schlechten Grundfuttersituation in 2013 sowie hoher Auszahlungspreise zunächst deutliche Zuwächse von etwa 5 Prozent realisiert. "Vor allem die Veredelungsbetriebe profitierten von gesunkenen Rohstoffnotierungen. Bei Mischfutter betrug der Preisrückgang durchschnittlich 10 Prozent. Längere Lieferkontrakte mit Laufzeiten bis zu einem Jahr dienen Produzenten und Erzeugern zur Abfederung schwankender Preise und sicherten bis 2015 die niedrigen Rohstoffpreise für Futtermittel", so der Generalsekretär.

Milchwirtschaft: Gutes Jahr trotz deutlicher Marktabschwächung

2014 war für die Milcherzeuger und ihre Molkereien ein insgesamt gutes Wirtschaftsjahr, trotz deutlicher Preisabschwächung ab der Jahresmitte. Die genossenschaftlichen Molkereiunternehmen steigerten ihren Umsatz vor allem mengenbedingt um 3,5 Prozent auf rund 14,8 Mrd. Euro.

Für das Wirtschaftsjahr ergibt sich eine Steigerung um rund 3,5 Prozent bei einer Rekordanlieferung von ca. 31,4 Mio. t. Mit dem weltweit stark gewachsenen Angebot hielt die Nachfrage aber nicht Schritt. An den internationalen und nationalen Märkten kam es zu spürbaren Preiskorrekturen. Die im August von Russland ausgesprochene Importsperre sorgt für zusätzlichen Druck. Dennoch erreichte der Durchschnittspreis 2014 den Vorjahreswert. Mit der gestiegenen Menge wurde eine neue Höchstmarke bei der Milchgeldauszahlung erzielt.

Für 2015 zeichnet sich ein schwieriges Milchjahr ab. Nach der zyklischen Abschwächung ist der Markt durch ein stark reduziertes Preisniveau geprägt. Das lässt in Verbindung mit der drohenden hohen Superabgabe ein schwaches Wachstum erwarten. "In den letzten Wochen ist sowohl national als auch in der EU eine Drosselung der Erzeugung zu verzeichnen. Die Stabilisierung an den Märkten wird auch durch den schwachen Euro und die dadurch verbesserte Wettbewerbsfähigkeit im Export begünstigt. Bis zum Ende des ersten Quartals dürfte sich diese Tendenz fortsetzen", betonte Dr. Ehlers.

Vor dem Auslaufen der Quote haben die Erzeuger ihre Produktion bei hohen Milchgeldauszahlungen kontinuierlich gesteigert. "Ich gehe davon aus, dass mit dem Wegfall des Quotenrahmens kein sprunghafter Anstieg der Erzeugung erfolgt. Die Molkereigenossenschaften stehen mit ihren Mitgliedern im Dialog, um die Verarbeitung und Vermarktung vorausschauend zu planen. Insbesondere in Regionen mit gewachsenem Milchaufkommen wurde in zukunftsfähige neue Verarbeitungskapazitäten investiert. Gleichzeitig arbeiten die Unternehmen kontinuierlich an der Diversifizierung ihrer Produktsortimente und Abnehmer, dem Ausbau der Wertschöpfung und der Erschließung weiterer Exportmärkte", so Ehlers.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV) Pressestelle Pariser Platz 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 856214-430, Fax: (030) 856214-432

(sy)

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