Pressemitteilung | DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.

DIHK-Industriereport: Industrie mit Wachstumschancen / Starker Euro verhagelt Export

(Berlin) - Nach drei Jahren enttäuschender Produktionsentwicklung sieht die Industrie in Deutschland für das Jahr 2004 wieder Wachstumschancen. Darauf deuten die Angaben von mehr als 11.500 Industrieunternehmen hin, die im Herbst 2003 ihre Aussichten und Planungen für das anstehende Jahr den Industrie- und Handelskammern mitteilten. Auf der Basis der Unternehmensaussagen hält Axel Nitschke, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), im Jahr 2004 einen Anstieg der industriellen Produktion in Deutschland um rund zwei Prozent für möglich. Die Produktionsausweitung wird auch durch eine beachtliche Zahl zusätzlicher Arbeitstage unterstützt.

Die aktuelle Stärkung des Euro gegenüber dem US-Dollar dürfte vor allem die Ertragsbilanzen der Unternehmen im Ausfuhrgeschäft verhageln, so Nitschke weiter: "Jeder zusätzliche Cent, der bei dem jetzigen Kursniveau an den Devisenmärkten für den Euro aufgewendet werden muss, schmälert die Gewinne im US-Geschäft und auf asiatischen Absatzmärkten." Die Ausfuhrmengen dürften trotz alledem im Jahr 2004 ansteigen, da sich die Auslandsnachfrage wegen der überraschend starken US-Konjunktur spürbar belebt. Damit ist erneut der Export Hoffnungsträger der deutschen Industrie. Ein Hinweis auf ein gutes Exportjahr 2004 ist auch die gute Ausfuhrstimmung in den vier -bezogen auf das Ausfuhrvolumen - größten Exportbranchen Deutschlands (Chemie, Elektro, KfZ, Maschinen- und Anlagenbau).

Im kommenden Jahr erwarten 33 Prozent der Unternehmen bessere Geschäfte, 48 Prozent rechnen mit unveränderten Geschäften und 19 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Damit übertreffen die positiven die negativen Stimmen um 14 Prozentpunkte - nach einem Negativsaldo von 17 Prozentpunkten im Frühsommer 2003. Bemerkenswert ist bei den Geschäftserwartungen die Breite der Erholungstendenz in der Industrie: Fast alle Industriezweige sind für das anstehende Jahr zuversichtlicher gestimmt als noch vor Jahresfrist. Die einzige negative Ausnahme stellt die Pharmazeutische Industrie dar, die Sorgen hinsichtlich der Wirkungen der Gesundheitsreform hegt. Kompensation sucht diese Branche deshalb auf den internationalen Märkten: Sie weist derzeit die besten Exporterwartungen unter allen Industriezweigen auf.

Partiell bestehen in der Industrie auch Hoffnungen auf eine moderate Erholung des privaten Verbrauchs im Jahresverlauf 2004. Bislang konnten aber vor allem die Hersteller von hochwertigen, langlebigen Konsumgütern noch keine Wende der Auftragslage konstatieren. Derzeit fühlen sich viele Verbraucher durch die langwierige und teils chaotische Reformdiskussion verunsichert. Hoffnungen der Anbieter richten sich aber auf stärkeren Ersatzbedarf auch der privaten Haushalte. So hat sich das Durchschnittsalter privater Pkws spürbar erhöht.

Von den Investitionen der Industrie im Inland ist auch in den nächsten Monaten kein Impuls zu erwarten, sondern allenfalls eine leichte Lockerung der bisherigen Investitionszurückhaltung. Etwa die Hälfte der Industriezweige dürfte aber immerhin moderate Zuwächse realisieren: Binnenorientierte Branchen wie Metallerzeugung und - bearbeitung, Papiergewerbe, Ernährungsgewebe, Gummi- und Kunststoffverarbeitung sowie Möbelhersteller sind ebenso darunter wie exportorientierte Branchen wie der Maschinen- und Anlagebau und voraussichtlich auch die Bereiche Elektrotechnik und KfZ-Hersteller. Als Investitionsmotive dominieren Ersatz (59 Prozent der
Industrieunternehmen) und Rationalisierung (49 Prozent), im Vergleich fällt Erweiterung (16 Prozent) hingegen als Investitionsmotiv kräftig ab. Mit Blick auf die Beschäftigung ist für das Jahr 2004 keine Entwarnung angebracht: Im Jahr 2004 wird in der Industrie der Beschäftigungsabbau nur verlangsamt werden, kaum aber zu einem Ende kommen. Ein zusätzlicher Vorbehalt ergibt sich bei den Personalplanungen zudem aus der unwägbaren Lohnpolitik.

Erschwert wird insbesondere mittelständischen Unternehmen die Finanzierung von Investitionsvorhaben durch Zurückhaltung bei der Kreditvergabe. Soweit Unternehmen Zugang zu Krediten erhalten, profitieren sie allerdings von dem im langjährigen Vergleich nach wie vor geringen Zinsniveau. Als besonders investitionshinderlich erweist sich die große Unsicherheit über die Rahmenbedingungen in Deutschland. Noch bis kurz vor Weihnachten war den Unternehmen wegen der bis zuletzt nicht entschiedenen Beschlusslage im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat nicht bekannt, mit welchen steuerlichen Rahmenbedingungen sie nach Silvester rechnen mussten. Hier fehlt den Unternehmen eine klar erkennbare Strategie. Es dominiert die Furcht vor Notreparaturen, die den Anstieg der Arbeitskosten, Steuern und Abgaben nur verzögern, nicht aber vermeiden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Breite Str. 29, 10178 Berlin Telefon: 030/203080, Telefax: 030/203081000

NEWS TEILEN: