Pressemitteilung |

Das Gebäudereiniger-Handwerk in aktuellen Daten und Fakten

(Bonn) - Das Gebäudereiniger-Handwerk ist das beschäftigungsstärkste Handwerk Deutschlands. Leistungsstarke, qualitätsorientierte Betriebe, die Bereitschaft und Fähigkeit, die Herausforderungen des Marktes zu erkennen und unternehmerisch zu bewerten, und nicht zuletzt eine gezielte Diversifizierung der Leistungsangebote haben das Gebäudereiniger-Handwerk zu einem modernen Dienstleistungshandwerk, einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und - heute besonders wichtig - zu einem interessanten und sicheren Arbeitgeber gemacht. Arbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel sind in diesem Handwerk auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiterhin Fremdwörter!

Bundesweit waren am Stichtag 31.12.2005 genau 19.304[1] Betriebe im Gebäudereiniger-Handwerk tätig, die ihren rund 850.000[2] Beschäftigten sichere und tariflich abgedeckte Arbeitsplätze bieten. Das sind ca. 2,6 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland!

Die mehr als 2.500 Mitgliedsbetriebe des Bundesinnungsverbandes decken dabei rund 87 Prozent des Umsatzes und der Beschäftigten im Gebäudereiniger-Handwerk ab. Der Umsatz der Branche betrug im Jahr 2003 mehr als 10,1 Milliarden Euro[3].

Der deutsche Reinigungsmarkt ist ein extrem schnelllebiger, hart umkämpfter und innovativer Markt, der flexible und progressive Unternehmer fordert. Diese Flexibilität und Innovationskraft der am Markt tätigen Unternehmer haben das Gebäudereiniger-Handwerk zu dem modernen Dienstleistungshandwerk, einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und nicht zuletzt zu einem interessanten und sicheren Arbeitgeber gemacht.

Arbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel waren und sind in diesem Handwerk auch in wirtschaftlich sowie politisch schwierigen Zeiten, die derzeit von mehr 5,0 Millionen Menschen ohne Beschäftigung geprägt sind, weiterhin Fremdwörter!

Um die oben gelieferten Daten zum deutschen Reinigungsgewerbe in die richtige Relation zu stellen, hier ein paar Zahlen zum gesamteuropäischen Reinigungsmarkt: Der deutsche Gebäudereinigungsmarkt ist vor Frankreich, Italien und Großbritannien der größte Reinigungsmarkt Europas. Insgesamt 81.555 Betriebe mit etwa 2,7 Millionen Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2002 39.987 Millionen Euro. Eine Zahl, die zu 70 Prozent von den vier führenden Ländern Europas (D, F, I, GB) erwirtschaftet wurde. Dem Thema Europa kommt auch bei den deutschen Reinigungsunternehmen wachsende Bedeutung zu: Heute wird nicht nur bereits der Löwenanteil aller arbeitsrechtlichen Verordnungen in Brüssel beschlossen, die benachbarten Reinigungsmärkte im west- aber vor allem auch im osteuropäischen Ausland bieten den Reinigungsunternehmen auch attraktive neue Märkte und Möglichkeiten.

Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks ist aus diesem Grund ein engagiertes Mitglied der europäischen Dachverbände, der European Federation of Cleaning Industries (EFCI) und der Féderation International des Entreprises de Nettoyage (FIDEN), sowie des Weltverbandes World Federation of Building Service Contractors (WFBSC).

Der Gebäudereinigungsmarkt in Deutschland ist - wie in anderen europäischen Ländern auch - vorwiegend klein- und mittelständisch strukturiert. Das Betriebsspektrum reicht von kleinen Spezialanbietern, die mit einer Fachtätigkeit Nischen auf dem Reinigungs- und Dienstleistungsmarkt ausfüllen, bis zu großen Dienstleistungsunternehmen, die sämtliche Leistungen in und an Gebäuden anbieten und in Einzelfällen bis zu 40.000 Arbeitsplätze bieten. Kleinbetriebe mit weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz stellen bei weitem die größte Zahl der Unternehmen dar (rund 81 Prozent), sie realisieren aber nur rund 15 Prozent des Branchenumsatzes. In der obersten Größenklasse ab 5 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften rund 2 Prozent der Unternehmen über 46 Prozent des Branchenumsatzes. In der mittleren Umsatzgrößenklasse zwischen 500.00 und 5 Millionen Euro Jahresumsatz entfallen auf knapp 17 Prozent der Unternehmen knapp 39 Prozent Umsatzanteil.

Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks vertritt die Interessen von mehr als 2.500 dieser Betriebe, die jedoch etwa 90 Prozent des vergebenen Reinigungsmarktes in Deutschland abdecken - eines Marktes, der nach den Ergebnissen einer vom Bundesinnungsverband 1996 veröffentlichten SINUS-Marktstudie, zumindest im Bereich der Gebäudereinigung bei Gewerblichen Kunden, weitgehend ausgeschöpft ist.

So ist die Unterhaltsreinigung, die immerhin noch knapp 78 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, bei diesem Kundenkreis bereits zu 79 Prozent, die Fenster- und Glasreinigung gar zu 92 Prozent ausgelagert. Grund genug also für die Reinigungsbetriebe, durch die strukturierte Erweiterung ihrer Leistungsspektren zusätzliche Märkte zu erschließen oder von Anfang an zu sichern bzw. die besondere Fähigkeit der Gebäudereinigungsunterneh­men, große Beschäftigtenzahlen effizient und reibungslos zu organisieren, auch in ergänzen­den Dienstleistungsbereichen einzusetzen. Diese gezielte und koordinierte Diversifizierung der Leistungsangebote führt zu umfassenden Dienstleistungspaletten, die bei den Betrieben heute von den infrastrukturellen Zusatzdienstleistungen (Hol- und Bringedienste, Catering-Services, Pförtner- und Hausmeisterdienste, etc.) bereits bis hin zum modernen Gebäude- ja in manchen Fällen sogar schon zum ganzheitlichen Facility Management reichen.

Diese Diversifizierung der Leistungsangebote der Betriebe hat neben erweiterten Umsatzträgern auch zu einem verbesserten Image in der Öffentlichkeit beigetragen. Je sensibler ein Reinigungs- oder Versorgungsbereich desto höher die Wertigkeit professioneller Dienstleistungen in den Augen der Öffentlichkeit. Anhand konsequenter Qualität beispielsweise in den Bereichen Krankenhausreinigung, Dekontaminationsarbeiten, Asbest- oder Brandschadensanierung bis hin zum umfassenden Komplettangebot wandelt sich das Bild langsam aber kontinuierlich von der “Putzkolonne” zum qualifizierten Handwerks- und Dienstleistungsbetrieb.

Das Gebäudereiniger-Handwerk ist seit 1934 ein Handwerk und gehört seit der Neuregelung der Handwerksordnung seit dem 01.01.2004 zu der Anlage B 1 der Handwerksordnung, in der die „zulassungsfreien“ Handwerke aufgeführt sind. Die Meisterpflicht im Gebäudereiniger-Handwerk ist mit der Novellierung der Handwerksordnung entfallen, so dass sie keine Zugangsvoraussetzung mehr zur Führung eines Gebäudereiniger-Handwerksbetriebes darstellt. Der vielseitige Beruf des Gebäudereinigers – das ist in der breiten Öffentlichkeit leider immer noch nicht hinreichend bekannt - ist ein anspruchsvoller Ausbildungsberuf. Die komplexe (duale) Ausbildung dauert drei Jahre.

Neben der klassischen Gesellenausbildung und den vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten zum/zur Meister/in, oder zum/zur Techniker/in bietet sich interessierten und engagierten Jugendlichen im Gebäudereiniger-Handwerk ein weiterer Karriereweg an: ein Ingenieur-Studium (FH) Reinigungs- und Hygienemanagement an Fachhochschulen.

Trotz eines allgemeinen Trends zum Lehrstellenabbau im Gesamthandwerk haben die Betriebe des Gebäudereiniger-Handwerks ihre Ausbildungszahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Im Jahr 2004 konnte das Gebäudereiniger-Handwerk eine Steigerung der Ausbildungszahlen um 14,5 Prozent erreichen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge konnte in 2004 sogar um 23,9 Prozent gesteigert werden.

Die Betriebe des Gebäudereiniger-Handwerks geben jungen Berufsstartern eine sichere berufliche Perspektive in einem modernen Dienstleistungshandwerk. Das Gebäudereiniger-Handwerk bietet auch immer mehr jungen Frauen alternative aber nichtsdestoweniger viel versprechende und attraktive Karrierewege. Im Gesamthandwerk dagegen war im gleichen Zeitraum ein leichter Rückgang der Ausbildungsstellen zu verzeichnen.

Neben der personenbezogenen Qualifizierung z. B. durch die Meisterausbildung hat sich das Gebäudereiniger-Handwerk in Deutschland zunehmend auch mit der eher betriebs­bezogenen Zertifizierung des Qualitätsmanagements beschäftigt. Eine wachsende Zahl von Betrieben ist bereits gemäß den ISO Normen 9.000 ff. zertifiziert und weist damit Auftraggebern gegenüber eine dokumentierte Betriebsorganisation mit dem Ziel einer gleich bleibenden Qualität der vereinbarten Leistung nach. Die Forderung nach einer ISO-Zertifizierung findet sich in zunehmendem Maße in Ausschreibungen öffentlicher wie auch privater Auftraggeber, ein deutliches Zeichen, dass neben dem sehr oft vergabe-entscheidenden Preisargument auch die Qualität, also das Argument der Wirtschaftlichkeit bzw. des Preis-Leistungs-Verhältnisses eines Angebotes zumindest etwas stärker in den Vordergrund rückt.

Der Reinigungsmarkt ist in vielen Bereichen – so zum Beispiel bei den gewerblichen Großkunden – nahezu ausgereizt, es besteht kein großes Vergabepotential für private Dienstleister. Ganz anders sieht dies in den Objekten der öffentlichen Hand – besonders zu erwähnen sind hier Krankenhäuser – aus. Die wirtschaftliche Notwendigkeit, sich auf die ureigensten Kerntätigkeiten zu konzentrieren und periphere Aufgaben an spezialisierte externe Dienstleistungsanbieter zu vergeben, lässt viele Entscheider der öffentlichen Hand über Outsourcingmöglichkeiten nachdenken. Ein sehr gutes Beispiel sind hier die Reinigungstätigkeiten, die von den Unternehmen des Gebäudereiniger-Handwerks nachweislich kostengünstiger und professioneller als in Eigenleistung erbracht werden können. Eine 1995 veröffentlichte Studie der Universität Siegen nennt als Ergebnis einer Befragung von 156 Städten und 82 Kreisen die Fremdvergabe der Reinigung mit großem Abstand als erfolgreichsten Privatisierungsbereich. Nach einem 1994 erstellten Kienbaum-Gutachten liegen die Einsparmöglichkeiten im kommunalen Bereich bei der konsequenten Vergabe der klassischen Reinigungsleistungen trotzdem noch immer bei rund 1 Milliarde Euro pro Jahr. Eine Summe, die Rückschlüsse auf die Fremdvergabe weiterer Dienstleistungen oder gar des gesamten technischen, infrastrukturellen und kaufmännischen Gebäudemanagements in Objekten der öffentlichen Hand zulässt.

Zusätzlich hat eine 1997 veröffentliche Helbling-Studie zum Facility und Gebäudemanage­ment gezeigt, dass die Betriebskosten eines Gebäudes durchschnittlich bereits nach sieben Jahren die Höhe der Investitionskosten erreichen. Hier herrscht also für alle Beteiligten dringender Handlungsbedarf.

Ein Handlungsbedarf, der gerade im Bereich der Kommunen seit einiger Zeit zu ungewöhnlichen – und rechtlich wie auch privatwirtschaftlich sehr umstrittenen – Lösungsmodellen führt. Ganz nach dem Sprichwort “Mangelerscheinungen fördern oft die Kreativität - vor allem wenn es sich um Geldmangel handelt” agieren in jüngster Zeit leider viele Kommunen: Statt nach der eigentlichen Idee des Outsourcing einen Dienstleister der privaten Wirtschaft mit den für die Kommunen peripheren Reinigungsaufgaben zu betrauen, führen einige Kommunen die Reinigung zum Beispiel ihrer Verwaltungsgebäude, ihrer Verkehrs- und Versorgungsbetriebe, Krankenhäuser etc. zurück in Eigenregie. Zu diesem Zweck werden kommunale Gebäudereinigungs-GmbHs gegründet, deren Betätigung im außerkommunalen privaten Markt auf längere Sicht explizit nicht mehr ausgeschlossen wird. Diese Tendenz der Kommunen, sich nicht mehr als Staat, sondern vielmehr als Wirtschaftsunternehmen (s. Konzern Stadt Essen) zu definieren, geht in den allermeisten Fällen zu Lasten der kleinen und mittelständischen aber letztendlich auch der großen Unternehmen im Handwerk, und somit auch auf Kosten der Beschäftigung in diesem Wirtschaftszweig.

Ein zunehmender Preisverfall, eine abnehmende Bedeutung des Wertes “Sauberkeit” und nicht zuletzt eine überwiegend klischeebesetzte Wertung der Dienstleistungen und Dienstleister in Deutschland sind nur einige der Schlagwörter, die das Gebäudereiniger-Handwerk und die einzelnen Unternehmer zur Zeit in ihrem täglichen Geschäft beschäftigen.

Schlagwörter für Herausforderungen, Aufgaben und Probleme, die das Gebäudereiniger-Handwerk und seine innovativen Handwerksbetriebe mit unternehmerischem Mut, progressiven Ideen und aktuellem Fachwissen angehen und zu guter Letzt auch im wahrsten Sinne des Wortes “meistern” werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks Christine Sudhop, stellv. Geschäftsführerin Dottendorfer Str. 86, 53129 Bonn Telefon: (0228) 917750, Telefax: (0228) 9177511

(bl)

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