Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Datenhoheit des Unternehmers wahren! / Lebensmitteleinzelhandel verlangt grundlos Zugriff auf interne betriebliche Daten

(Berlin) - Die deutsche Kartoffelbranche stellt sich geschlossen gegen einen Zugriff auf betriebsinterne Daten der Beteiligten der Branche, wie ihn derzeit ein großer Vollsortimenter verlangt. Über das Zertifizierungssystem GlobalGap sollen Landwirte interne Betriebs- und Produktionsdaten in eine allgemeine Datenbank und damit dem möglichen offenen Zugriff preisgeben, ohne dass dafür eine berechtigter Grund besteht. Denn die Anforderungen an Lebensmittelsicherheit, rasche Rückverfolgbarkeit und Offenheit mit einer „gläsernen Produktion“ werden in der Agrarwirtschaft bereits längst erfüllt. Dies unterstreichen die für die gesamte Kartoffelwirtschaft unterzeichnenden Verbände.

Die Branche trägt die bisherigen Anforderungen an Rückverfolgbarkeit, Lebensmittelsicherheit und Transparenz uneingeschränkt mit, sieht jedoch keinen Anlass, über die bisherigen Angaben hinaus spezifisches unternehmerisches Wissen und Betriebs-Know-how preiszugeben. Zudem birgt eine solche Datenbank die Gefahr, dass die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels weiter wächst und das Marktgleichgewicht weiter verzerrt wird.

Alle zertifizierten landwirtschaftlichen Betriebe (z. B. bei GlobalGap) müssen schon heute eine ausführliche Dokumentation all ihrer betrieblichen Maßnahmen vorrätig halten. Im Bedarfsfall können diese selbstverständlich von neutralen Kontrolleuren eingesehen werden. Der Sinn einer zusätzlichen Dokumentation über die externe Datenbank erschließt sich daher nicht. Insbesondere bei der Rückverfolgbarkeit ist es mit der vorgesehenen direkten Verknüpfung vom Lebensmitteleinzelhandel direkt zum Landwirt im Übrigen nicht getan. Probleme in der Prozess- und Lieferkette, angefangen von der gemeinschaftlichen Lagerung im Flächenlager, über die Aufbereitung und Sortierung bis hin zur Abpackung, müssen ebenfalls rasch erkannt und berücksichtigt werden, so dass der bisherige Weg der genauere, weil der umfassendere ist. Bei den heutigen Handelsstrukturen und technischen Möglichkeiten rückt die Frage der Geschwindigkeit eher in den Hintergrund. Eine umfassende Datensicherheit auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist mit den heutigen elektronischen Möglichkeiten der Datenerfassung problemlos möglich, ohne dass betriebsinterne Information grundlos dem preisbestimmenden Abnehmer verfügbar ist. Zudem ist der Ansatz einer allgemeinen Datenbank vor dem Hintergrund des Datenschutzes und dessen Missbrauchsmöglichkeiten sehr kritisch zu sehen.

Den zusätzlichen Forderungen des Lebensmitteleinzelnhandels sollen die Angefragten eine klare Absage erteilen, da dieser erhebliche Mehraufwand in der Dokumentation weder der Wertschöpfungskette bis zum Lebensmitteleinzelhandel noch dem Verbraucher nützt.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Dr. Michael Lohse, Pressesprecher, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-0, Telefax: (030) 31904-205

(el)

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