Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) - Hauptgeschäftsstelle

"Der Fertigbau drängt in die Stadtmitte" / Mehrgeschossbauten aus Holz werden hierzulande noch zu oft unterschätzt

(Bad Honnef) - Es sind konträre Entwicklungen, mit denen sich Stadtplaner und Politiker aktuell konfrontiert sehen. Auf der einen Seite: Der steigende Bedarf an Wohnraum in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstädten. Auf der anderen Seite: Knapper werdende Ressourcen, steigende Preise für Stahl und Beton sowie die dringend erforderliche Energiewende. Der moderne Holzbau mit industriell vorgefertigten Wand-, Dach- und Deckenelementen möchte einen Lösungsansatz für dieses Dilemma bieten, wird beim Mehrgeschossbau allerdings von baurechtlichen Barrieren ausgebremst.

In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsstärksten deutschen Bundesland, können Gebäude gemäß geltender Landesbauordnung (LBO) nur bis zum zweiten Geschoss ohne Sondergenehmigung aus Holz gebaut werden - gleiches gilt für Brandenburg. Bereits vor zwei Jahren hatte der Deutsche Holzwirtschaftsrat die unzureichende Anpassung der Landesbauordnungen an die Musterbauordnung aus dem Jahr 2002 bemängelt und die jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten von Holz im Bauwesen auf Grundlage einer Studie des Hamburger Thünen-Instituts für Holzforschung analysiert. Nordrhein-Westfalen schnitt dabei am schlechtesten ab, Baden-Württemberg am besten. "Schon 2014 war die Landesbauordnung von Baden-Württemberg Vorbild für die 15 anderen Bundesländer. Es kann nicht sein, dass Mehrgeschossbauten aus Holz in einem Bundesland wie NRW, in dem Millionen von Menschen in Ballungsgebieten wohnen, immer noch vernachlässigt werden - ja sogar Steine in den Weg gelegt bekommen", ärgert sich Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF).


Holzbau als nachhaltigere Alternative - ohne Mehrkosten

Bereits 2015 stellte der Architekt und Software-Entwickler Holger König in einer öffentlich geförderten Studie die Baukosten von fünf öffentlichen und privaten Holzgebäuden den Kosten gegenüber, die durch eine konventionelle Bauweise entstanden wären. Das Ergebnis: Vier der fünf Gebäude in Holzbauweise kosteten weniger oder zumindest nicht mehr. Oftmals treibende Kraft der Kosten beim Bauen mit Holz waren ordnungsrechtliche Hemmnisse und eine ausladende Bürokratie, wie etwa die Sondergenehmigungen für Mehrgeschossbauten. In der Praxis ist der moderne Holzbau beziehungsweise Holz-Fertigbau inzwischen derart fortgeschritten, dass er von vielen Projektplanern dem konventionellen Bauen vorgezogen wird. Die BDF-Mitgliedsunternehmen bieten nachhaltige und energieeffiziente Vorzeigelösungen für Statik, Brandschutz und Innovation, sowohl vollständig aus Holz, als auch in Hybridbauweise.

Stand der Technik: Holzgebäude wachsen gen Himmel

Welche Innovationen mit dem Werkstoff Holz möglich sind, zeigen gerade andere europäische Länder. In London planen beispielsweise das Architekturbüro PLP Architecture und die Universität Cambridge einen 300 Meter hohen Wolkenkratzer in Holzbauweise mitten im Zentrum. Schon einen Schritt weiter ist die Realisierung des 24-stöckigen Holzhochhauses "HoHo" Wien. Der Hybridbau soll voraussichtlich 2018 fertiggestellt sein und dann mit 84 Metern als höchster Holzbau in die Geschichte eingehen. In Oberwinterthur in der Schweiz wurde im vergangenen Monat der Grundstein für das größte Holzbauwohnprojekt des Landes "Sue & Til" gelegt. Bis 2018 sollen dort 300 Wohnungen über einem publikumsorientierten Erdgeschoss entstehen. Abgesehen vom Unter- und Erdgeschoss sowie den Treppenhäusern soll alles aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz errichtet werden.

Mehrgeschossbauten von BDF-Unternehmen belegen Vorteile

Schaut man auf die hierzulande bereits realisierten Projekte der Mitgliedsunternehmen des BDF, fällt der Blick vor allem auf die achtstöckige Firmenzentrale "K8" des Herstellers Kampa in Aalen-Waldhausen, die komplett aus Holz gebaut wurde. Weitere beachtliche Referenzobjekte sind unter anderem das "Case Study #2" in Pfullingen von SchwörerHaus, ein fünfgeschossiges Wohnhaus von WeberHaus in Kehl und die "HUF CityLiving" von HUF Haus in Montabaur. "Immer mehr Haushersteller realisieren Projekte in der Stadtmitte - Neubauten wie auch Sanierungen am Gebäudebestand. Ein weiterer grundlegender Vorteil unserer Bauweise, der durch die industrielle Vorfertigung im Werk entsteht, ist dabei die kurze Montagezeit auf der Baustelle. Denn diese reduziert die Nutzungseinschränkung der angrenzenden Infrastruktur beziehungsweise des zu sanierenden Bestandsgebäudes erheblich", so Klaas.

Großes Potential auch für Gebäudeaufstockungen aus Holz

Im Bereich der Gebäudeaufstockung profitiert der Fertigbau außerdem von dem vergleichsweise geringen Gewicht des Werkstoffes Holz, der dennoch höchsten statischen Ansprüchen genügt. In einer Studie des Prestel-Instituts und der Technischen Universität Darmstadt kam vor kurzem heraus, dass auf innerstädtischen Dächern in deutschen Ballungszentren mehr als 1,5 Millionen zusätzliche Wohnungen mit jeweils rund 85 Quadratmetern Wohnfläche entstehen könnten. Hier besteht ebenfalls großes Potential für eine nachhaltige Beschaffung von begehrtem innerstädtischem Wohnraum in Holz-Fertigbauweise - und damit ein weiterer Lösungsansatz für das derzeitige Dilemma aus Ressourcen- und Wohnraumverknappung sowie der Energiewende. "Der Fertigbau drängt jetzt mehr denn je und auch zurecht von den Vororten in die Stadtmitte", schließt Klaas.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) Pressestelle Flutgraben 2, 53604 Bad Honnef Telefon: (02224) 9377-0, Fax: (02224) 9377-77

(cl)

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