Pressemitteilung | Handwerkskammer Koblenz

Deutliche Forderungen nach schnellen, nachhaltigen Reformen / Rheinland-pfälzisches Handwerk legt Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühjahr 2003 vor

(Koblenz) - Von der gesamtwirtschaftlich schwachen Wirtschaftsentwicklung ist auch das Handwerk in Rheinland-Pfalz weiter betroffen. Das Hauptergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage, die die Handwerkskammer Koblenz für die vier rheinland-pfälzischen Handwerkskammern durchführt, ergibt: Im Frühjahr 2003 äußern sich mit 49 Prozent der Befragten noch nicht einmal die Hälfte der rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe positiv über ihre wirtschaftliche Lage. Dieser Wert lag 2001 noch bei 72 Prozent, im Vorjahr bei 60 Prozent.

Die Zeit drängt, wann wird endlich gehandelt. Die schwache allgemeine Nachfrage ist ein Resultat der steigenden Abgabenlasten und dem nicht mehr vertretbaren hohen Niveau der Arbeitslosigkeit. Es hilft nicht weiter Neugründungen von Unternehmen zu fördern, wenn auch für diese keine existenzsichernde Nachfrage besteht. Entlastungen der Unternehmen und privaten Haushalte könnten Wachstumsimpulse auslösen. Die Ausbildungssituation, obwohl das Handwerk immer noch der Ausbilder der Nation ist, wird zunehmend durch die negative wirtschaftliche Entwicklung tangiert. Die Zukunft wird in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland primär durch die Qualifikation des Nachwuchses gestaltet. Das Handwerk wird hier Vorbild bleiben und versucht in den Nachwuchs zu investieren, in der Hoffnung, dass wir die Talsohle erreicht haben und es nicht mehr schlechter wird.

Die Einschätzungen für die nächsten drei Monate sind vorsichtig: 54 Prozent der Befragten gehen im Frühjahr 2003 von einer zukünftig zufriedenstellenden wirtschaftlichen Lage aus. Im Frühjahr 2002 äußerten sich 67 Prozent der Handwerksbetriebe positiv über das nächste Quartal. Im Frühjahr 2001 lag der Wert sogar noch bei 81 Prozent.

Fehlende Nachfrageimpulse aufgrund einer angespannten und unsicheren Arbeitsmarktsituation sowie rückläufige öffentliche Auftragsvergaben wirken sich negativ auf die Umsatz- und Ertragsentwicklung im Handwerk aus. Fast Zweidrittel der befragten Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz melden im Frühjahr 2003 Umsatzrückgänge. 2002 waren es 55 Prozent. Der Anteil der Betriebe, die eine bessere Umsatzentwicklung melden, ist weiter zurückgegangen. In diesem Frühjahr liegt die Quote bei gerade mal sechs Prozent - das sind noch einmal drei Prozent weniger als im ebenfalls schwierigen Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Umsatzerwartungen des Handwerks in Rheinland-Pfalz für das zweite Quartal sind zurückhaltend: 44 Prozent der Betriebsinhaber gehen von gleichbleibenden Umsatzzahlen aus, 45 Prozent der Befragten erwarten einen Rückgang.

Die Bezugspreise für Produkte und Leistungen haben sich für 53 Prozent der befragten Handwerksbetriebe verteuert, nur 8 Prozent geben sinkende Preise im Einkauf an. Hingegen melden 30 Prozent der Befragten sinkende Verkaufspreise und nur 11 steigende Preise im Verkauf. Damit ist ein großer Teil der Befragten gezwungen die handwerklichen Produkte und Dienstleistungen billiger anzubieten.

Die Planungssicherheit der Handwerksbetriebe schrumpft weiter. Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt im Frühjahr 2003 noch 5,2 Wo chen (2002 5,7 Wochen). 56 Prozent der Befragten melden im 1. Quartal 2003 einen sinkenden Auftragsbestand, nur 8 Prozent der Betriebe geben einen höheren Auftragsbestand an. Zudem sinkt der Anteil der Handwerksbetriebe, die mit der Auslastung ihrer Kapazitäten zufrieden sind. Diese Quote ist von 59 (2001) über 50 (2002) auf jetzt 41 Prozent zurückgegangen, stellten die Analysten der Koblenzer Kammer fest.

Der Arbeitsmarkt im rheinland-pfälzischen Handwerk ist im Frühjahr 2003 von Konstanz gekennzeichnet: 83 Prozent der Befragten melden keine personelle Veränderung (2002 84 Prozent), nur 3 Prozent der Handwerksbetriebe nehmen Einstellungen vor (2002 4 Prozent), vierzehn Prozent der befragten Unternehmer kommen nicht umhin Personal zu entlassen (2002 12 Prozent). Trotz der für das zweite Quartal 2003 zu erwartenden Belebung der Geschäftstätigkeit gehen 22 Prozent der Befragten davon aus Entlassungen vornehmen zu müssen, 6 Prozent möchten zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen.

Die Investitionstätigkeit der Unternehmer im rheinland-pfälzischen Handwerk sinkt Anfang 2003. Der Anteil der investierenden Betriebe sinkt von 35 % (Frühjahr 2002) auf jetzt 27 %. Die durchschnittliche Investitionssumme reduziert sich von 37.000 Euro;(Frühjahr 2002) auf jetzt 21.000 Euro;. Um den derzeit anhaltenden Investitionsstau zu lösen, ist es erforderlich, den kleinen und mittleren Betrieben im Handwerk durch weitreichende Reformen eine langfristige Planungssicherheit zu gewährleisten. Die gestiegenen Anforderungen an die Unternehmer werden durch ein umfassendes Beratungsangebot der Handwerkskammern für ihre Mitgliedsbetriebe unterstützt. Einzelbetriebliche Beratungen, aber auch der Austausch in Arbeitskreisen und Weiterbildungen tragen zur Stärkung des Handwerks bei.

Konjunkturelle Entwicklung im Bereich der Handwerkskammer Koblenz - Aufbruchstimmung im Handwerk bleibt noch aus

52 Prozent der Befragten in der Region Mittelrhein beurteilen ihre Geschäftslage im Frühjahr 2003 als gut und befriedigend. Im Vorjahr meldeten 59 Prozent der Betriebe eine zufriedenstellende wirtschaftliche Situation. Auch die zukünftigen Erwartungen liegen mit 55 Prozent nochmals unter den Ergebnissen des Vorjahres mit 64 Prozent und in etwa gleich dem Landesdurchschnitts mit 54 Prozent (Frühjahr 2002: 67 Prozent).

Durch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, den Reformstau und die rückläufige Konsumneigung entwickeln sich Umsätze, Auftragslage, Betriebsauslastung sowie Beschäftigung der befragten Handwerksbetrieb im Kammerbezirk Koblenz nicht zufriedenstellend. Nur 7 Prozent der Befragten (Frühjahr 2002: 9 Prozent) verzeichnen höhere Umsätze. Einen gestiegenen Auftragsbestand geben 9 Prozent (Frühjahr 2002: 10 Prozent) der Handwerksunternehmen an. Nur noch 42 Prozent der Betriebe sind mit ihrer Auslastung im Frühjahr 2003 zufrieden (Frühjahr 2002: 48 Prozent).

Die Investitionsbereitschaft des Handwerks im nördlichen Rheinland-Pfalz entspricht annähernd dem Landesdurchschnitt. Die Investitionsquote liegt bei 26 Prozent (Landesdurchschnitt: 27 Prozent), die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Koblenz investieren derzeit durchschnittlich rund 19.000 Euro (Landesdurchschnitt: 21.000 Euro).

Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage für das Handwerk in Rheinland-Pfalz
Im Landesdurchschnitt zeigen sich 49 Prozent der Befragten mit dem Geschäftsklima zufrieden. 52 Prozent der Handwerksunternehmen im Kammerbezirk Koblenz beurteilen ihre wirtschaftliche Situation mit gut und befriedigend. Die zukünftigen Erwartungen lassen nur auf eine geringe Verbesserung schließen: Für die nächsten drei Monate geben 54 Prozent aller befragten Handwerksunternehmen in Rheinland-Pfalz eine erfreuliche Einschätzung an.

Quelle und Kontaktadresse:
Handwerkskammer Koblenz Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz Telefon: 0261/3980, Telefax: 0261/398398

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