Pressemitteilung | Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels e.V. (BTWE)

Deutsche Tabakwirtschaft: "Gesundheitspolitische Geisterfahrer stoppen" / Verbände der Tabakwirtschaft fordern das Ende von wirtschafts- und verbraucherfeindlichen Regulierungen

(Dortmund) - Der Markt für Tabakprodukte hat sich im ersten Halbjahr 2016 stabil entwickelt. Trotz aller gesetzlichen Einschränkungen haben die deutschen Konsumenten den Genuss von Zigaretten, Feinschnitttabak, Zigarillos, Zigarren und Pfeifen- sowie Schnupftabaken nicht reduziert. Die jeweiligen Mengen der hergestellten Tabakprodukte stiegen aufgrund der notwendigen Vorproduktion vor dem Umstellungsstichtag 20. Mai 2016 sogar leicht an. Dies teilte die deutsche Tabakwirtschaft heute auf der alljährlichen Fachmesse InterTabac in Dortmund mit.

Jan Mücke, Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbandes DZV sagte: "Die Raucher in Deutschland lassen sich von der permanenten Bevormundung durch die Politik nicht einschüchtern, sondern genießen weiterhin verantwortungsvoll hochwertige Tabakprodukte. Wir gehen auch für die nächsten Jahre von einem stabilen Absatz aus."

Gegen ideologisch motivierte Überregulierung

Gleichwohl ist die wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Tabakwirtschaft durch immer mehr Regulierungen aus Berlin und Brüssel bedroht. Die Abkehr von einer informationsgestützen objektiven Verbraucherschutzpolitik hin zu einer rein emotionalisierten und ideologischen verursacht in der mittelständischen Tabakwirtschaft und auch in der Industrie insgesamt erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden und steht für ein falsches Verbraucherverständnis. Patrick Engels, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR): "Die aktuelle Überregulierung im Tabakmarkt gründet auf einem falschen Verbraucher- und Menschenbild. Verbraucher sind keine dressierten Hunde, deren Handlungen von irgendwelchen Schlüsselreizen beispielsweise aus der Werbung ausgelöst werden. Verbraucher sind vielmehr souveräne Konsumenten. Dieses falsche Verbraucherbild bedroht die gesamte marktwirtschaftliche Ordnung und Industrie in Deutschland. Wenn die gesundheitspolitischen Geisterfahrer in der Bundesregierung nicht gestoppt werden, geht es nicht nur gegen Tabak, sondern morgen gegen Alkohol, Zucker, Lebensmittelfette, Extremsportarten und Dieselfahrzeuge."

Folgen der Schockbilder

Bereits die Umsetzung der Schockfotos auf den Verpackungen von Zigaretten und Feinschnitttabak hat viele mittelständische Produzenten vor große und existentielle Probleme gestellt - und tut es noch immer. Einige mittelständische Hersteller wissen immer noch nicht, ob sie die durch diesen Markteingriff entstandenen Kosten und Marktbeschränkungen überstehen werden. "Der verursachte Flurschaden im Mittelstand ist noch nicht ganz abzusehen, die Folgen sind aber schon spürbar. Wir haben erste Hinweise, dass Hersteller deshalb einige Traditions- und Kultmarken vom Markt nehmen müssen. Das ist ein erheblicher Eingriff in die Markenvielfalt der deutschen Tabakprodukte. Bald werden viele Konsumenten ihre Lieblingsmarke vermissen, nur weil eine uneinsichtige und in Wahrheit mittelstandsfeindliche Bundesregierung die hohen Kosten auf kleine und mittlere Hersteller abgewälzt hat", betonte Patrick Engels.

Belastungen für mittelständische Zigarrenindustrie

Auch wenn Zigarren, Zigarillos und Pfeifentabake von den sogenannten Schockbildern ausgenommen wurden, da diese als Genussartikel überwiegend von Männern gehobenen Alters geraucht werden, wird die mittelständische Zigarrenindustrie auf Grund Ihrer Vielzahl an Artikeln überproportional belastet. "Dies zeigt sich besonders in der Problematik der unterschiedlichen Umsetzung der Richtlinie in den einzelnen EU-Staaten, wodurch die stark exportlastige Zigarrenindustrie vor hohe Herausforderungen gestellt wird", so Bodo Mehrlein, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie. Auch das neue Meldesystem für Inhaltsstoffe stellt für die Unternehmen der Zigarrenindustrie einen kaum zu bewältigenden Verwaltungsaufwand dar.

Hoher Beratungsbedarf bei Verbrauchern

Der Tabakwaren-Facheinzelhandel stellt rund vier Monate nach Inkrafttreten des neuen Tabakerzeugnisgesetzes fest, dass der Beratungsbedarf bei vielen Kunden gestiegen ist, weil es viele neue Vorgaben für die Herstellung von Tabakprodukten und die Kennzeichnung der Verpackungen gibt. So ist neuerdings auch der Abdruck der Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxidwerte auf Zigarettenpackungen verboten. Der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) ist hier mit dem Deutschen Zigarettenverband (DZV) einer Meinung, dass diese Regelung für den Verbraucherschutz einen klaren Rückschritt bedeutet. "Orientierung und Information statt schockieren steht deswegen in den Tabakwaren-Fachgeschäften bei den dortigen Millionen Kundenkontakten pro Tag seit Monaten auf der Tagesordnung", so BTWE-Präsident Rainer von Bötticher. Jeder erwachsene Genussraucher möchte natürlich wissen, was sich rund um seine Lieblingsmarken geändert hat: Name, Packungsinhalt, Geschmack oder sogar Verfügbarkeit. Denn einige kleine, aber bekannte Marken im Zigarettensortiment werden den sehr kostenintensiven Umstellungsprozess nicht überleben oder sind bereits in anderen Marken aufgegangen.

Rückverfolgbarkeit

Für das ab 2019 verpflichtende System zur Rückverfolgbarkeit von Tabakprodukten zeichnen sich ähnliche Folgen ab. Künftig soll mit Hilfe eines Tracking & Tracing-Systems der Weg jeder einzelnen Packung über die gesamte Lieferkette, vom Hersteller bis zum letzten Teilnehmer vor der ersten Verkaufsstelle verpflichtend erfasst werden. Damit würde jedoch unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten kein zusätzlicher Mehrwert für die Bekämpfung des illegalen Handels geschaffen werden. Die Erfassung der Warenbewegungen sollte daher grundsätzlich beim Eingang der Waren beim Großhändler enden, da die nachfolgenden kleinteiligen Lieferungen für Kriminelle uninteressant sind. Abzusehen ist hingegen, dass sich die gleichen Probleme wie bei der Umstellung der Verpackungen wiederholen. Bereits heute zeichnet sich ab, dass die Zeit für die Entwicklung und Implementierung des komplexen technischen Systems zu knapp bemessen ist. BTWE-Präsident Rainer von Bötticher stellte klar: "Das ist schon wieder ein bürokratisches Monster. Um dieses zu verhindern, muss die Bundesregierung zeigen, dass sie aus ihren Fehlern der Vergangenheit lernt und sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, auf übermäßige Belastungen für Handel und Industrie zu verzichten und ausreichende Fristen für die Einrichtung des Rückverfolgungssystems zu gewähren."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels e.V. (BTWE) Pressestelle An Lyskirchen 14, 50676 Köln Telefon: (0221) 27166-0, Fax: (0221) 27166-20

(sy)

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