Pressemitteilung | Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) - Bundesgeschäftsstelle

Deutschland verliert Vorreiterrolle in der Altenpflege / Thüringen muss handeln / Neues Pflegeberufegesetz: bpa-Landesvorsitzende Benkenstein warnt vor drohendem Qualitätsverlust in der Ausbildung

(Berlin) - Nach der umfassenden Reform der Pflegeversicherung will die Bundesregierung noch in diesem Jahr ein neues Pflegeberufegesetz durch den Bundestag bringen. Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege sollen zu einer dreijährigen Basisqualifizierung zusammengeführt werden. Dieser Plan gefährde die spezialisierte Altenpflege und werde den Fachkräftemangel deutlich erhöhen, warnen Experten. Deutschland würde seine Vorreiterrolle verlieren und zudem die Sicherstellung der Versorgung gefährden. Die Landesgruppe Thüringen des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) fordert den Freistaat auf, im Bundesrat für einen Erhalt der Altenpflegeausbildung zu werben. Auch die Thüringer Bundestagsabgeordneten werden gebeten, gegen das Gesetz zu stimmen.

In den Thüringer Pflegeeinrichtungen herrscht Ratlosigkeit: "Seit Jahren werben wir für den Beruf, bilden verstärkt aus, kämpfen für höhere Löhne. Alles um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Auch die Landesregierung hat sich dem angeschlossen. Sollte das Gesetz wie geplant kommen, droht nicht nur ein Qualitätsverlust in der Ausbildung. Ausbildungsinhalte und Berufserfahrung in der Altenpflege entfielen. Allein der Praxisanteil würde um die Hälfte gekürzt", sagt Margit Benkenstein, die Landesvorsitzende des bpa, und warnt vor den Folgen des Gesetzes. Einig ist sie sich dabei mit den vielen Verbänden im bundesweiten "Bündnis für Altenpflege".

Die Landesregierung solle ihre Möglichkeiten im Bundesrat nutzen, um einen eigenständigen Berufsabschluss Altenpflegefachkraft zu erhalten. In einer alternden Gesellschaft bedarf es gut ausgebildeter Spezialisten. Margit Benkenstein: "Langfristige vertrauensvolle Altenpflege ist etwas anderes als Akutkrankenpflege. Altenpfleger sind keine Krankenpfleger. Der Qualitätsanspruch kann in der so genannten generalistischen Ausbildung nicht gewährleistet werden. Auch Biathle-ten und Abfahrtsläufer werden ja nicht gemeinsam trainiert, nur weil beide Sportarten mit Ski und Schnee zu tun haben."

Ein Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung macht deutlich, dass in fast allen Ländern mit generalistischer Ausbildung ein eindeutiger Fachkräftemangel in der Altenpflege herrscht. Auch in Deutschland würde sich die Personalsituation vor allem in der Altenpflege dramatisch verschlechtern.

2010 waren 2,4 Mio. Menschen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes pflegebedürftig. Bis 2030 wird ein Anstieg auf 3,4 Millionen, bis 2050 auf 4,5 Millionen Pflegebedürftige prognostiziert.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), Bundesgeschäftsstelle Pressestelle Friedrichstr. 148, 10117 Berlin Telefon: (030) 30878860, Fax: (030) 30878889

(sa)

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