Pressemitteilung | Deutscher Lehrerverband (DL)

„Die Schulpolitik darf sich mit der IGLU-Studie nicht in die Tasche lügen“ / „Deutschland hat bei IGLU nicht besser abgeschnitten als bei PISA“

(Bonn) - Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, nimmt zu der heute veröffentlichten IGLU-Studie wie folgt Stellung:
„Schulpolitik und Schulforschung dürfen sich jetzt nicht erneut in die Tasche lügen, vor allem sollten sie nicht den Fehler machen, sich das deutsche IGLU-Ergebnis schönzureden. Deutschland hat im internationalen Vergleich bei IGLU nicht besser abgeschnitten als bei PISA. Zehn Länder*, die in der PISA-Skala vor Deutschland liegen, haben sich bei IGLU nicht beteiligt. Die IGLU-Ränge und die PISA-Ränge sind also nicht miteinander vergleichbar. Insgesamt sind es nur 15 Nationen, die sich zugleich an PISA und an IGLU beteiligt haben. Nimmt man nur diese 15 Länder, dann liegt Deutschland bei PISA auf Rang 11 und bei IGLU auf Rang 8. Auch sonst sind die jeweiligen Ränge nicht miteinander vergleichbar, denn rein nach Rangplatz stehen mehrere PISA-Länder auf der IGLU-Skala um bis zu elf Rangplätze schlechter bzw. um bis zu 23 Rangplätze besser da.

Bei PISA wurden ferner Fünfzehnjährige unabhängig von der besuchten Klasse getestet, bei IGLU Viertklässler unabhängig vom Lebensalter. Da deutsche Schüler im internationalen Vergleich deutlich später eingeschult werden, hängen die bei PISA getesteten deutschen Schüler schulisch hinterher, während die bei IGLU Getesteten älter sind als ihre Klassenkollegen in anderen Ländern. Wäre bei PISA ebenfalls nach Klassen getestet worden, hätten die Deutschen hier besser, und wäre bei IGLU nach Alter getestet worden, hätten die Deutschen hier schlechter abgeschnitten.

Alles in allem: Aus den scheinbar unterschiedlichen deutschen PISA- bzw. IGLU-Rängen schulpolitische Schlussfolgerungen zu ziehen, ist naiv und absolut unwissenschaftlich.“

* Es handelt sich um Finnland, Australien, Irland, Korea, Japan, Österreich, Belgien, Dänemark, Schweiz, Spanien

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Lehrerverband (DL) Burbacher Str. 8, 53129 Bonn Telefon: 0228/211212, Telefax: 0228/211224

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