Pressemitteilung | Hans-Böckler-Stiftung

"Draghi am Ende seiner Möglichkeiten angekommen" / Horn: EZB braucht dringend Unterstützung

(Düsseldorf) - Wenn sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) heute (22. Januar 2015) dazu entschließt, ein breitflächiges Programm zum Ankauf von Staatsanleihen aufzulegen, setzt er damit seine engagierte Politik zur Bekämpfung der Krise im Euroraum fort. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Zentralbank mit ihrer neuen Intervention die Situation deutlich entschärfen kann. "Nach gut zwei Jahren, in denen sich EZB-Präsident Mario Draghi überragende Verdienste bei der Rettung der Währungsunion erworben hat, ist er am Ende seiner Möglichkeiten angekommen", sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn. "Daran werden auch die zusätzlichen Aufkäufe wenig ändern. Die Geldpolitik alleine kann die Krise nicht überwinden. Sie braucht jetzt endlich angemessene Unterstützung." Dazu sieht der Ökonom zwei Ansätze: "Wir brauchen erstens deutliche Lohnsteigerungen in Ländern wie Deutschland. Zweitens ist eine öffentliche Investitionsoffensive im Euroraum dringend erforderlich, die deutlich über die Vorschläge der neuen EU-Kommission hinausgehen sollte", erklärt der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.

Das IMK empfiehlt zur Krisenbewältigung zusätzliche öffentliche Investitionen im Euroraum in Höhe von jährlich mindestens 100 Milliarden Euro. Berechnungen der Wissenschaftler demonstrieren den Effekt: Wenn die öffentlichen Investitionen im gesamten Euroraum zwischen 2015 und 2017 um 1 Prozent des BIP (insgesamt 300 Mrd. Euro verteilt auf 3 Jahre) erhöht würden, läge das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum in diesem Zeitraum um durchschnittlich 1,6 Prozent höher. Weil die Investitionsoffensive Beschäftigung, privaten Konsum und Unternehmensinvestitionen stärkt, falle die Wachstumswirkung deutlich höher aus als der gesetzte Impuls. Da das höhere Wachstum für mehr Steuereinnahmen sorgt und die Inflation antreibt, prognostizieren die Ökonomen eine "weitgehende Selbstfinanzierung des Programms."

Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung Rainer Jung, Leiter, Pressestelle Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf Telefon: (0211) 77780, Fax: (0211) 7778120

(cl)

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