Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Dringender Handlungsbedarf bei der Lehrerausbildung“ / GEW zum DIHK-Vorstoß zur „Reform der Lehrerbildung“

(Frankfurt am Main) – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilt die Position des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dass bei der Reform der Lehrerbildung dringender Handlungsbedarf bestehe. „Vorschläge etwa der GEW, der Kultusministerkonferenz oder der OECD liegen auf dem Tisch: Jetzt muss gehandelt werden“, betonte GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange am 05. April in Frankfurt a.M. in einer ersten Reaktion auf den DIHK-Vorstoß.

Sie warnte davor, Ausbildung und Aufgaben der Lehrkräfte auf die „passgenaue Eingliederung von Schülerinnen und Schülern in den wirtschaftlichen Produktionsprozess“ zu reduzieren. „Schule soll breit angelegtes Wissen und Kompetenzen zur Lebensbewältigung vermitteln. Fehlende Ausbildungsstellen und nicht die mangelnde Qualifikation junger Menschen sind in erster Linie Grund dafür, dass diese den Sprung ins Berufsleben nach der Schule nicht schaffen“, betonte Stange. „Bei allen gesellschaftlichen Gruppen müssen die Alarmglocken schrillen: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen in 2005 um weitere acht Prozent zurückgehen wird.“

Die Diskussion um die Reform der Lehrerbildung sei zu stark von strukturellen Fragen, der Einführung von Bachelor-/Master-Studiengängen, geprägt. Stange unterstrich die Notwendigkeit, die Ausbildung inhaltlich neu zu justieren. „Die Ausbildung der Lehrkräfte muss stärker auf Vermittlungs- und methodische Kompetenzen ausgerichtet, die Verzahnung von Theorie und Praxis verbessert werden. Wir brauchen gut qualifizierte pädagogische Profis, die die Schüler individuell fördern und deren Lern- und Entwicklungsprozesse unterstützen“, sagte Stange. Schulentwicklung und die Öffnung der Schulen müssten mehr ins Zentrum gestellt werden. Sie schlug vor, an den Hochschulen in Zusammenarbeit mit den Lehrerbildungsseminaren Zentren für Lehrerbildung einzurichten. Hier könnten der enge Austausch zwischen Lehre, Forschung und Praxis sicher gestellt werden.

„Assistenzlehrer“ seien nur dann sinnvoll, wenn sie zusätzlich für unterrichtliche Tätigkeiten zur Verfügung stehen. „Bei dem vorgeschlagenen Zweiklassensystem mit Lehrern, die einen höherwertigen Master-Abschluss haben, und anderen mit Bachelor-Examen kommt die Qualität des Unterrichts unter die Räder“, betonte Stange. Eine Dequalifizierung der Lehrer lehne die GEW gerade vor dem Hintergrund des Generationswechsels an den Schulen und eines drohenden Lehrermangels ab. Stange begrüßte aber ausdrücklich, dass der DIHK die Ausbildung der Erzieherinnen aufwerten wolle.

Die GEW-Vorsitzende machte auf die Notwendigkeit kontinuierlicher Fortbildung für Lehrkräfte aufmerksam. Die Angebote müssten dabei mehr auf Schulentwicklungsprozesse zugeschnitten werden. „Die öffentliche Hand investiert jedoch immer weniger in die Fortbildung, streicht Angebote und überlässt kommerziellen Anbietern das Feld“, sagte Stange.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/78973-0, Telefax: 069/78973-201

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