Pressemitteilung | Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

EMI: Dynamik der Industrie lässt nach / Auftragseingänge nur noch marginal über der 50-Punkte-Wachstumsschwelle

(Frankfurt am Main) - Der Aufwärtstrend der deutschen Industrie hat sich im Mai weiter abgeschwächt. Dies zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der gegenüber April von 52,1 auf 51,1 Punkte nachgab. Der aktuelle Wert weist nur noch einen geringfügigen Anstieg des Verarbeitenden Gewerbes aus. Dennoch hielt sich der EMI im Mai bereits den sechsten Monat in Folge über der Wachstumsmarke von 50 Punkten.

"Dem Aufschwung in Deutschland fehlt die Nachhaltigkeit. Das signalisiert auch der EMI", betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Dienstag in Frankfurt. Zwar liege das vielbeachtete Konjunkturbarometer weiterhin über der 50-Punkte-Wachstumsschwelle, bewege sich aber im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mehr so stark nach oben. Der BME verfolge zudem die Entwicklung der Einkaufspreise sehr genau. Feldmann: "Der Inflationsdruck hat sich im Mai spürbar erhöht." Als preistreibend erwiesen sich seiner Ansicht nach "vor allem der schwache Euro sowie Engpässe bei einigen Materialien".

"Laut EMI lässt die Dynamik in der deutschen Industrie weiter nach. Interessant ist die Verteilung nach den Sparten", sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Dienstag dem BME. Während die Investitionsgüternachfrage tendenziell abnehme, zeigten sich Vorleistungs- und Konsumgüter stark. Dies sei ein Spiegelbild der Wachstumstreiber weltweit. Unternehmen scheinen nach Trauds Einschätzung immer noch verunsichert, während die Konsumenten sich ausgabenfreudig zeigen. Dies gelte nicht nur für Deutschland, sondern auch für viele andere Länder. Kurzfristig reiche dies, um das Wachstum zu steigern. "Zur Verbesserung des langfristigen Wachstumspfads bedarf es jedoch auch wieder einer höheren Investitionsdynamik. Es gilt also die Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern", so Traud weiter. Die niedrigen Zinsen allein reichten offensichtlich nicht aus - vielleicht wirkten sie auch verunsichernd. Traud abschließend: "Dann wäre die unkonventionelle Geldpolitik der EZB sogar wachstumsfeindlich."

"Deutschland ist nicht mehr der uneingeschränkte Wachstums-Star im Euroraum. Einige südeuropäische Länder machen nun Boden gut, allen voran Spanien", kommentierte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, die aktuellen EMI-Mai-Daten. Nach langer Agonie sei das Aufholpotenzial dort noch sehr groß. Aber auch Deutschland befinde sich mit diesen Stimmungswerten immer noch auf einem ordentlichen Wachstumskurs für dieses Jahr. Als Stimmungskiller könnte sich nach Katers Ansicht allerdings Griechenland erweisen: Gäbe es tatsächlich einen Austritt aus dem Euro, so würde sich auch in den anderen die Ländern Konjunkturstimmung im dritten Quartal zumindest vorübergehend eintrüben.

Für DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann zeigen die aktuellen Konjunkturdaten, dass sich Deutschland nur auf Sonderfaktoren verlässt. Das Wachstum sei momentan lediglich gedopt: durch einen niedrigen Ölpreis, den schwachen Euro und die künstlich niedrigen Zinsen. Schumann gegenüber dem BME: "Wir rechnen daher mit einem Wachstum von 1,8 Prozent, die Euphorie vom Frühjahr ist allerdings verflogen. Das nüchterne Konjunkturfazit lautet: Die Entwicklung ist gut, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück."

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Ãœberblick:

Industrieproduktion: Der Produktionsanstieg der deutschen Industrieunternehmen verringerte sich im Mai den zweiten Monat in Folge und gestaltete sich geringer als im bisherigen Jahresverlauf. Viele Unternehmen passten angesichts zunehmender Neuaufträge ihre Fertigungsvolumen zwar nach oben an, jedoch gab es auch etliche Firmen, deren Produkte weniger nachgefragt wurden als im Vormonat.

Auftragseingang: Der Teilindex hielt sich im Mai oberhalb der neutralen 50-Punkte-Marke und signalisierte damit eine leicht erhöhte Auftragsvergabe an Industrieunternehmen. Während bei den Investitionsgüterherstellern weniger Bestellungen eingingen als im Vormonat, nahm die Nachfrage in der Konsum- und Vorleistungsgüterindustrie tendenziell zu.
Die Umfragedaten wiesen den vierten Monat in Folge eine Verbesserung der Exportgeschäfte aus - und das sowohl bei Global Playern als auch bei KMU. Gefördert wurden die Ausfuhren nicht zuletzt durch den schwachen Euro. Allerdings blieb die Expansionsrate gegenüber April unverändert und damit deutlich unter dem Niveau der Anfangsmonate im vergangenen Jahr.

Beschäftigung: Der Jobaufbau setzte sich im Mai den achten Monat in Folge fort. Allerdings sank die Einstellungsrate auf ein 3-Monatstief und nahm sich nur noch marginal aus. Hauptsächlich die Konsum- und Vorleistungsgüterindustrie nahm zusätzliche Arbeitskräfte unter Vertrag, während die Produzenten von Investitionsgütern ihre Belegschaft insgesamt ein wenig reduzierten.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Bei den Einkaufspreisen ließ sich ein beachtlicher Anstieg messen. Die Inflationsrate beschleunigte sich und erreichte den höchsten Stand seit April 2012. Als preistreibend erwiesen sich vor allem der schwache Euro, der für eine Verteuerung der Importe sorgte, sowie Engpässe bei einigen Materialien.
Das Niveau der Verkaufspreise stieg im Mai abermals an, wenngleich nur minimal. Bei der überwiegenden Mehrheit der Befragten ergab sich keine Veränderung gegenüber dem Vormonat. Sofern Unternehmen ihre Produkte höher "bepreisten", begründeten sie dies meist mit einer vermehrten Kostenlast.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) Pressestelle Bolongarostr. 82, 65929 Frankfurt am Main Telefon: (069) 30838-100, Fax: (069) 30838-199

(sy)

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