Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

EU-Erweiterung: Wirtschaftliches Gefälle wird sich vergrößern

(Köln) - Die voraussichtliche Aufnahme zehn neuer Mitgliedstaaten - von Estland bis Zypern - in die Europäische Union im Jahr 2004 wird die wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der Gemeinschaft erheblich vergrößern. Bereits Ende der neunziger Jahre betrug das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der leistungsfähigsten EU-Region, Inner-London, rund 50.100 Euro und lag damit nahezu 150 Prozent über dem EU-Schnitt. Die am Ende der Wohlstandsskala rangierende griechische Region Ipeiros kam dagegen mit 9.600 Euro auf weniger als die Hälfte des EU-Mittels. Die wirtschaftlich schwächsten Gebiete in den EU-Beitrittsländern liegen aber derzeit noch deutlich darunter, wobei das polnische Lubelskie mit 5.600 Euro am schlechtesten abschneidet. Werden auch noch Bulgarien und Rumänien in die EU aufgenommen, wird das Regionalgefälle abermals steiler: Der rumänische Nordosten erzielte zuletzt nur eine kaufkraftbereinigte Wirtschaftsleistung von rund 3.900 Euro je Einwohner – gerade mal 19 Prozent des EU-Schnitts.

Der Beitritt der EU-Kandidaten hat aber auch Konsequenzen für die Förderpolitik der Gemeinschaft. Da durch die Erweiterung das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP sinkt, könnten einige Regionen, die bisher weniger als 75 Prozent des EU-Durchschnitts erwirtschaften und deshalb von Brüssel gefördert werden, künftig leer ausgehen. Auf der anderen Seite hätten gemäß dem 75-Prozent-Kriterium in einer EU mit 27 Mitgliedstaaten nach heutigem Datenstand 50 der neuen Regionen mit mehr als 98 Millionen Bewohnern ein Anrecht auf finanzielle Unterstützung. Diese Ansprüche könnten sich auf knapp 13 Milliarden Euro pro Jahr summieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

NEWS TEILEN: