Pressemitteilung | Deutscher Kulturrat e.V.

Ein-Euro-Jobs: Einsatz von 20.000 Langzeitarbeitslosen zur Digitalisierung von Kulturgut geplant

(Berlin) - Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, ist zutiefst besorgt über ein Vorhaben, 20.000 Menschen über Ein-Euro-Jobs nach Hartz IV in einem zweijährigen Projekt zur Digitalisierung von Kulturgut einzusetzen.

In der heutigen Ausgabe (4. Januar) der Berliner Zeitung wird unter dem Titel „Öffentliches Geld? Nehmen! Ausgeben!“ (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/409588.html) über das Konzept des Berliner Verlegers Hans J. Heinrich berichtet, der von 20.000 Ein-Euro-Jobbern Gemälde, Bücher und Archivalien digitalisieren lassen möchte. Wie in der Berliner Zeitung nachzulesen ist, hat sich der Deutsche Kulturrat bereits eindeutig und unmissverständlich gegen dieses Projekt ausgesprochen. Der Deutsche Kulturrat befürchtet, dass in diesem Projekt die mit einer Digitalisierung von Kulturgut verbundenen urheberrechtlichen Fragen nicht geklärt sind, dass das Vorhaben fachlich nicht ausgereift ist und dass die im Umgang mit kostbarem Kulturgut selbstverständlichen Standards nicht eingehalten werden können. Überdies befürchtet der Deutsche Kulturrat, dass der ohnehin fragile Arbeitsmarkt Kultur durch dieses Vorhaben gefährdet werden kann.

Der Deutsche Kulturrat ist sehr erstaunt, dass dieses Projekt nun offensichtlich mit Unterstützung der Behörde der Kulturstaatsministerin umgesetzt werden soll. Wie in der Berliner Zeitung nachzulesen ist, sagte der zuständige Referent Wendelin Bieser, dass die geplante Digitalisierung von Kulturgut an den üblichen Strukturen, Hierarchien und Gremien vorbeigelenkt werden soll, weil es sich zeitlich und inhaltlich um ein begrenztes Projekt handele.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „20.000 Ein-Euro-Jobs in nur einem Projekt im Kulturbereich werden Auswirkungen auf den ersten Arbeitsmarkt Kultur haben, die heute noch nicht abzusehen sind. Wer wird im Kulturbereich künftig noch Mitarbeiter im ersten Arbeitsmarkt beschäftigen, wenn er umsonst Arbeitskräfte bekommen kann. Der Bund übernimmt bei Ein-Euro-Jobbern sowohl die direkten Kosten für den Beschäftigten, also maximal 200 Euro im Monat, als auch zusätzlich 300 Euro so genannte Regiekosten. Für das zweijährige Vorhaben zur Digitalisierung von Kulturgut würde der Bund alleine für die Regiekosten bis zu 72 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Das ist sehr viel Geld für ein unausgegorenes Projekt. Es macht mich stutzig, dass ein so großes Vorhaben an den üblichen Strukturen, Gremien und Hierarchien durch die Behörde der Kulturstaatsministerin vorbeigelenkt werden soll. Wir fordern die Kulturstaatsministerin Christina Weiss auf, die Unterstützung dieses Projektes aus ihrer Behörde noch einmal zu überdenken.“

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Kulturrat Chausseestr. 103, 10115 Berlin Telefon: 030/24728014, Telefax: 030/24721245

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