Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Elektroindustrie: Exportwachstum springt nicht auf Inland über / ZVEI hebt Umsatzprognose für 2004 auf vier Prozent

(Frankfurt am Main) – Im Ausland laufen die Geschäfte der deutschen Elektrotechnik- und Elektronikindustrie besser als zu Jahresbeginn erwartet. Im Inland bestimmen dagegen auch weiterhin Investitionszurückhaltung, Konsumschwäche und leere öffentliche Kassen die Entwicklung des zweitgrößten Industriezweiges in Deutschland. Zwar werden nach Einschätzung des ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. die Umsätze der Branche im Jahr 2004 um rund vier Prozent auf gut 160 Mrd. Euro zunehmen. Der Gefahr eines erneuten Abbröckelns der Wachstumskräfte aus dem Ausland habe Deutschland jedoch derzeit nichts entgegenzusetzen. So sei die Wertschöpfung in Deutschland trotz steigender Umsätze weiter rückläufig. Die Kapazitätsauslastung liege mit rund 80 Prozent unverändert in der Unterkühlungszone, steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie stehe ein anhaltender und durch die Stärke des Euro verschärfter Preisdruck gegenüber.

„Das aktuelle Konjunkturbild der Elektroindustrie macht deutlich, dass die Achillesferse der ökonomischen Entwicklung die Schwäche des Heimatmarktes ist,“ analysierte der neue ZVEI-Präsident Prof. Dr. Edward G. Krubasik die aktuelle Lage, bei einer ersten Begegnung mit der Presse in Frankfurt am Main. „Eine Politik, die Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit fördert ist dabei Schlüssel für mehr Wachstum in unserem High-Tech-Land. Erste konkrete Ansatzpunkte hierfür sieht Krubasik bei der Fokussierung privater und staatlicher Investitionen auf Zukunftsgebiete, zum Beispiel High-Tech-Infrastrukturen wie etwa im Gesundheitssystem, im Ausbau und der Automatisierung der Bahninfrastruktur, in Telematiklösungen, im Straßenverkehr und der Digitalisierung von Hörfunk und Fernsehen. Erst die erfolgreiche Anwendung und Vermarktung von Technologien mache aus Forschungsergebnissen Innovationen.

Kernthema nannte Krubasik auch eine Wiederbelebung der Investitionen in die Energie-Infrastruktur. Hier seien langfristig kalkulierbare Rahmenbedingungen erforderlich, um einen Abbau des Investitionsstaus und Versorgungssicherheit mit umweltfreundlicher Technologie möglich zu machen. Weitere Schwerpunkte für die technologisch hochdynamische und in einem besonders intensiven globalen Wettbewerb stehende Branche setzt er bei der Sicherung eines gut ausgebildeten Ingenieurnachwuchses und bei der stärkeren Flexibilisierung des Arbeitsmarktes.

„Als innovativste Industriebranche unterstützen wir grundsätzlich eine Forschungs- und Entwicklungspolitik, die auf neue Technologien und Branchen setzt, statt alte künstlich am Leben zu erhalten“, erklärte Krubasik.

Wachstumsschwerpunkte in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sind derzeit mit zweistelligen Zuwächsen bei den Auftragseingängen aus dem Ausland die Automatisierungs- und Antriebstechnik, die Energietechnik sowie die Medizintechnik. Die Nachfrage nach elektronischen Bauelementen hat nach dem kräftigen Einbruch in den Jahren 2002 und 2003 wieder an Fahrt gewonnen. In der gesamten Elektroindustrie legten die Auftragseingänge aus dem Ausland in den ersten fünf Monaten 2004 um zehn Prozent zu. Die Elektroexporte stiegen um 15 Prozent. Dagegen stagniert die Inlandsnachfrage nach elektrotechnischen Investitionsgütern einschließlich der baunahen Bereiche auf breiter Front. Bei Gebrauchsgütern – Hausgeräte, Unterhaltungselektronik und Beleuchtungstechnik – ist der Inlandsmarkt vor dem Hintergrund des anhaltenden Preisdrucks weiterhin rückläufig. Deutliche Zuwächse in der Inlandsnachfrage konnten lediglich die Hersteller von elektronischen Bauelementen und Fahrzeugausrüstung verbuchen, die von der wachsenden Bedeutung der Elektronik im Maschinen- und Fahrzeugbau profitierten.

Vor diesem Hintergrund erwartet der ZVEI auch keine rasche Trendumkehr bei der Beschäftigung. Zwar werde sich die Zahl der Arbeitsplätze, so Krubasik, auf dem jetzt erreichten Niveau von gut 800.000 in der Elektroindustrie stabilisieren. Die seit Jahren zu beobachtende Umstrukturierung der Wertschöpfung zugunsten kostengünstigerer Standorte setze sich aber fort. Nachdrücklich sprach sich Krubasik deshalb für eine weitere Flexibilisierung und Differenzierung der Tariflandschaft in Deutschland aus. Das Ziel, mehr Beschäftigung durch neue Produkte und Dienstleistungen in Deutschland zu halten, könne nur durch mehr individuelle und angepasste Arbeitszeit- und Entlohnungsmodelle, nicht aber durch starre Einheitsregelungen, erreicht werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt Telefon: 069/6302-0, Telefax: 069/6302-317

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