Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Elektroindustrie benötigt Wachstumsimpulse im Inland / ZVEI schlägt Maßnahmen für mehr Wachstum, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit vor

(Frankfurt am Main) - „Ständige Innovationen sind die Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit und des Wachstums der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie“, stellte Prof. Dr. Edward G. Krubasik, Präsident des ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., im Rahmen der Herbst-Pressekonferenz seines Verbandes fest. Darin sieht er die Verpflichtung, konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie in Deutschland die Wachstumsbremse gelöst werden kann.

Im Mittelpunkt stehe die Förderung moderner Infrastrukturen als Beitrag zur raschen Entwicklung neuer Unternehmen und Märkte. „Wir wollen High-Tech-Infrastrukturen als Standortvorteil für Deutschland“, so Krubasik. Er sieht einen großen Investitionsbedarf beispielsweise in der flächendeckenden Digitalisierung von Rundfunk und Fernsehen, in einem weiteren Ausbau des Bahnnetzes und der Bahnautomatisierung, der Verkehrstelematik, der Energie-Infrastrukturen, in Industrial-IT, eHealth und in der Medizintechnik. Der Aufbau transeuropäischer Netze gehört nach Krubasik ebenfalls dazu. Die kontinuierlich hohen Preise für fossile Energieträger verlangen eine neue Energiepolitik – sowohl Anwendung als auch Innovationen zur Energieeffizienzsteigerung. Nachholbedarf sieht der ZVEI-Präsident ebenso bei Energieversorgungsinvestitionen, insbesondere in Übertragungs- und Verteilnetzen für Stromhandel und erneuerbare Energien , ebenso in der Modernisierung des Kraftwerkparks. Er plädiert für eine Weiternutzung und Weiterentwicklung der Kernenergietechnologien. Erneuerbare Energien erfordern Krubasik zufolge Netzausbau und die Anwendung neuer Technologien.

Schlummernde Chancen will der ZVEI zudem in der Förderung der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft mobilisieren, durch eine Forschungsprämie, die an öffentliche Institute fließen solle, die von der Industrie auf Anfrage ausgewählt werden. Diese müssen sich jedoch an künftigen Bedarfsfeldern und Anwendungsgebieten ausrichten. ‚Projekte fördern statt Institutionen’, darin sieht der Verband eine Voraussetzung für mehr Effizienz.

Sowohl in der Industrie als auch im öffentlichen Bereich beklagt Krubasik zudem Innovationsdefizite. “F+E-Ausgaben von Industrie und Staat von 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sind zu wenig. Sie müssen auf drei Prozent oder mehr gesteigert werden.“ Zum Vergleich führte er Japan mit 3,1 Prozent des BIP an. Die Industrie steigert ihre Ausgaben, aber der kontinuierlich zurückgehende Staatsanteil an den F+E-Ausgaben müsse wieder zurückgedreht werden, um das Drei-Prozent-Europaziel zu erreichen.

Neben diesen mittelfristigen Zielen fordert der ZVEI-Präsident kurzfristig greifende Maßnahmen. Wichtig für die Branche sei die Verbesserung von Investitionsbedingungen, um Erneuerungsinvestitionen zu mobilisieren. Dafür sei eine Steuerreduktion sowie ein wettbewerbsfähiges und europataugliches Unternehmenssteuerrecht und Beseitigung der Erbschaftssteuer-Bedrohung mittelständischer Unternehmen dringend notwendig. „Ohne einen klaren Konsolidierungskurs bei den Staatsausgaben durch Abgeben von Aufgaben an den privaten Sektor und an die Initiative des Einzelnen fehlen Steuersenkungen allerdings die notwendige Glaubwürdigkeit“, so Krubasik. Darüber hinaus müsse eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes für kurzfristige Erleichterungen sorgen. Auch eine Reduktion der inzwischen ausufernden Regulierungswut sei für die Stärkung des Unternehmertums erforderlich.

Elektroindustrie wächst 2005 etwas langsamer
Nach drei Jahren rückläufiger Entwicklung bringt 2004 mit vier Prozent wieder eine nennenswerte Umsatzzunahme, die jedoch wegen des schwachen Inlandsmarktes weit hinter dem weltweiten Wachstum von acht Prozent zurückbleibt. Die Rahmenbedingungen macht der ZVEI-Präsident für die Konjunkturentwicklung in Deutschland verantwortlich. Nach einem Umsatzplus im ersten Halbjahr von 5,8 Prozent schwächte sich das Wachstum im dritten Quartal wieder etwas ab auf 4,7 Prozent. Bei den Auftragseingängen als Indikator für die künftige Umsatzentwicklung zeige sich die nachlassende Dynamik noch deutlicher. Im dritten Quartal nahmen diese nur noch um 0,3 Prozent zu.

Im Ausland ist der Erfolg der Branche dem ZVEI zufolge weiter ungebremst. Der Funke, so Krubasik, ist trotz der Exporterfolge von den boomenden Weltmärkten nicht auf Deutschland übergesprungen. Die Exporte werden im gesamten Jahr um 15 Prozent auf 130 Mrd. Euro ansteigen. Vor diesem Hintergrund seinen jetzt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im eigenen Land erforderlich. Zugleich verzeichnet die Branche einen beschleunigten Importzuwachs. Die günstigeren Preise für Importe aus den dollargekoppelten Ländern erhöhten zugleich den Wettbewerbsdruck auf die hiesigen Hersteller. Für die Bezieher von Vorprodukten aus diesen Ländern wirke sich diese Entwicklung jedoch positiv aus.

Die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sieht für die weitere Entwicklung Risiken in den hohen Rohstoff- und Ölpreisen sowie im starken Euro. Gleichwohl könne die Wachstumsbremse durch Innovationsinitiativen und Stärkung des Verbrauchervertrauens zur Reduktion der Sparquote in Deutschland gelöst werden. Die bisherige Erholung der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie hat im dritten Quartal an Dynamik verloren. „Wir stellen uns für 2005 auf drei Prozent ein“, prognostiziert Krubasik. „Das ist noch zu wenig, um eine Verbesserung der Beschäftigungssituation zu erreichen.“ Gegenwärtig beschäftigt die Elektroindustrie rund 814.000 Menschen. Das sind ein Prozent weniger als vor einem Jahr. Für das Jahr 2005 wird keine Änderung erwartet.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt Telefon: 069/6302-0, Telefax: 069/6302-317

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