Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Elektronische Bauelemente: 2003 wieder Wachstum in Deutschland / ZVEI sieht weiterhin Unsicherheitsfaktoren am Weltmarkt

(München/Frankfurt am Main) - Der Markt für Elektronische Bauelemente in Deutschland wird dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. zufolge in diesem Jahr nach zwei Jahren Rückgang wieder ein Wachstum von knapp neun Prozent aufweisen. Der ZVEI bestätigt damit seine im letzten Jahr getroffenen Vorhersagen für 2003. "Positive Impulse für den deutschen Markt kommen aus allen wichtigen Abnehmersegmenten", so Dietmar Harting, Vorsitzer des Fachverbandes Bauelemente der Elektronik und Präsident des ZVEI. Auch wenn sich der Inlandsmarkt positiv darstelle, führten aktuelle Entwicklungen zu Unsicherheiten auf dem Weltmarkt und erschwerten verlässliche Prognosen für das laufende Jahr.

Im vergangenen Jahr schloss der deutsche Markt für Elektronische Bauelemente mit einem Minus von 12,7 Prozent und bei einem Volumen von gut 16 Milliarden Euro. Dabei verliefen die Entwicklungen in den einzelnen Produktsegmenten uneinheitlich. Die Aktiven Bauelemente, dazu gehören Halbleiter, Displays und Bildröhren, verbuchten 2002 einen Rückgang von minus 10,7 Prozent auf knapp 10,6 Milliarden Euro. Mit 9,5 Milliarden Euro entfallen etwa 90 Prozent der Aktiven Bauelemente auf Halbleiter (Integrierte Schaltungen und Diskrete Halbleiter sowie mikromechanische Sensoren). Sie verzeichneten 2002 ein Minus von 11,3 Prozent. Die Integrierten Schaltungen – die so genannten "Chips" – stellen innerhalb der Halbleiter mit fast 80 Prozent wiederum das größte Segment. Die Chips, zu denen die Speicherbausteine zählen, waren besonders starkem Preisverfall ausgesetzt. Erst seit Anfang 2003 sind Stabilisierungstendenzen bei den Preisentwicklungen zu erkennen.

Gegen den Trend entwickelten sich die mikromechanischen Sensoren, die zu fast 90 Prozent in der Automobilelektronik eingesetzt werden. Sie profitierten vom zunehmenden Elektronikanteil in den Fahrzeugen und legten 2002 um 5,4 Prozent zu. In Deutschland wurden im letzten Jahr mikromechanische Sensoren im Wert von 450 Mio. Euro nachgefragt.

Die Passiven Bauelemente (Kondensatoren, Induktivitäten, Widerstände und Hochfrequenz-Bauelemente) erfuhren 2002 ein Minus von mehr als 25 Prozent und kamen über alle Produktgruppen auf einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Durch diesen kräftigen Rückgang rutschen die Passiven Bauelemente unter das Umsatz-Niveau von 1998. In dieser Produktgruppe machten sich ebenfalls negative Preisentwicklungen deutlich bemerkbar.

Auch die Elektromechanischen Bauelemente, Schalter und Steckverbinder entwickelten sich im letzten Jahr rückläufig. Sie mussten ein Minus von 5,3 Prozent hinnehmen und erzielten am deutschen Markt einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro. Der Leiterplattenmarkt brach nach den ZVEI-Angaben 2002 um 28 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein und fiel damit auf das Niveau von 1995 zurück. Bei den Integrierten Schichtschaltungen, die in der Hauptsache in der Kfz-Elektronik zum Einsatz kommen, ist das Minus von 1,8 Prozent auf 440 Mio. Euro durch Produktionsverlagerungen von Deutschland in das europäische Ausland begründet.

Die Elektronischen Baugruppen, die nächsthöhere Wertschöpfungsstufe der Bauelemente, kamen auf einen Umsatz von insgesamt 21,7 Milliarden Euro und gingen damit im Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr um 11,5 Prozent im Marktvolumen zurück.

Entwicklungen in allen Abnehmerbranchen rückläufig

2002 sank die Nachfrage nach Elektronischen Bauelementen aus allen Segmenten deutlich. Die Kfz-Elektronik als das größte Abnehmersegment in Deutschland konnte dabei einen vergleichsweise moderaten Rückgang von 2,1 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro verzeichnen. Die elektronischen Anwendungen in der Automobilindustrie bauen zugleich ihre führende Position als stärkster Nachfrager nach Bauelementen mit einem Anteil am Gesamtmarkt von nunmehr 31,4 Prozent deutlich aus. Der zweitstärkste Abnehmerbereich ist die Telekommunikation, die mit einem Anteil von 23,6 Prozent knapp vor der Datentechnik mit 21,6 Prozent liegt. Die Industrieelektronik als viertgrößtes Segment repräsentiert 17,7 Prozent des deutschen Marktes für Bauelemente.

In Umsatzzahlen ausgedrückt, sorgte die Telekommunikation für ein Volumen von 3,8 Milliarden Euro (minus 15,9 Prozent) und die Datentechnik für 3,5 Milliarden Euro (minus 13,2 Prozent) Die Industrieelektronik fragte Bauelemente im Wert von 2,9 Milliarden Euro nach (minus 20,3 Prozent). Mit Anteilen von jeweils knapp drei Prozent spielten die Konsum- und Unterhaltungselektronik in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle.

Europa und Weltmarkt

Da der Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar im vergangenen Jahr sehr deutlichen Veränderungen unterlag, weichen die Marktstatistiken in Euro und US-Dollar im internationalen Vergleich erheblich voneinander ab. Bauelemente werden zwar weltweit in Dollar gehandelt, doch ermöglicht nur die Marktbetrachtung auf Euro-Basis einen direkten Vergleich mit den Inlandszahlen. Danach verzeichnete der Weltmarkt im Jahr 2002 auf Dollar-Basis mit plus 0,3 Prozent eine "schwarze Null" und erreichte ein Volumen von 273 Milliarden US-Dollar. In Euro gerechnet ergab sich für den Weltmarkt indes ein Rückgang von 4,8 Prozent auf 290 Milliarden Euro.

Die Regionen zeigten sehr uneinheitliche Entwicklungen: In Europa ging der Markt für Elektronische Bauelemente auf Euro-Basis um 11,8 Prozent auf 55 Milliarden Euro zurück und ist damit fast im Gleichklang mit der Entwicklung auf dem deutschen Markt. Den stärksten Einbruch verbuchte Amerika mit einem Rückgang von minus 14,8 Prozent auf knapp 70 Milliarden Euro. Und Japan ging um minus 10,7 Prozent auf 59 Milliarden Euro zurück. Einzig der Markt Südostasien konnte mit einem Plus 14 Prozent sehr deutlich zulegen. Er hat mit 101 Milliarden Euro nun nahezu 35 Prozent Anteil am gesamten Weltmarkt für Elektronische Bauelemente. An zweiter Stelle lag auf Euro-Basis Amerika mit 24 Prozent, gefolgt von Japan und Europa, die mit 20 und 19 Anteilen fast gleichauf liegen. Der Anteil des deutschen Marktes am Weltmarkt belief sich im vergangenen Jahr in Euro auf 5,6 Prozent, nach 6,1 Prozent im Jahr 2001. Nahezu unverändert bei 30 Prozent lag der Anteil Deutschlands am europäischen Markt.

Für Aktive Bauelemente belief sich der Weltmarkt 2002 auf gut 179 Milliarden US-Dollar (190 Milliarden Euro), was einem Plus von knapp zwei Prozent entspricht (auf Euro-Basis minus drei Prozent). Die Nachfrage nach Passiven Bauelemente erreichte weltweit 26,7 Milliarden US-Dollar (28,3 Milliarden Euro): Damit realisierten die Hersteller auf Dollar-Basis ein leichtes Wachstum von knapp einem Prozent, während auf Euro-Basis ein Rückgang von über vier Prozent zu verbuchen war.

Der Weltmarkt für Elektromechanische Bauelemente schrumpfte in Dollar gerechnet um drei Prozent (Euro-Basis: minus acht Prozent) auf 32 Milliarden US-Dollar (34 Milliarden Euro). Und Leiterplatten verloren weltweit auf Dollar-Basis 4,3 Prozent, auf Euro-Basis 9,3 Prozent und erreichten ein Volumen von 31,6 Milliarden US-Dollar, beziehungsweise 33,5 Milliarden Euro.

2003 wieder Wachstum am Deutschen Markt

Nach einer nunmehr zweijährigen Durststrecke mit deutlichen Rückgängen am deutschen Markt, rechnet der ZVEI für 2003 wieder mit einer positiven Entwicklung und einem Wachstum von knapp neun Prozent. Positive Impulse erwartet die Bauelemente-Industrie dabei aus allen wichtigen Abnehmersegmenten. Dieser positive Trend dürfte sich nach aktuellen Einschätzungen des ZVEI im Jahr 2004 verstärkt fortsetzen.

Der Verband weist bei seiner Prognose allerdings darauf hin, dass der deutsche Markt nicht unabhängig von globalen Rahmenbedingungen beurteilt werden darf. Da auch hierzulande mittlerweile ein beträchtlicher Anteil auf Dollar-Basis fakturiert wird, haben Paritätsveränderungen zwischen US-Dollar und Euro einen erheblichen Einfluss; der Dollar-Euro-Wechselkurs ist jedoch nur schwer abzuschätzen. Bei gleichbleibendem Kurs von derzeit rund 1,10 Euro und Abrechnung in Dollar wird das erwartete Wachstum durch den Umrechnungseffekt bereits weitgehend aufgezehrt.

Dazu ist die weitere Entwicklung von zahlreichen Einflüssen, allen voran die nach wie vor bestehende weltpolitische Unsicherheit, aber auch die konjunkturelle Beeinflussung in Folge des SARS-Virus, die sich in ihren wirtschaftlichen Auswirkungen kaum quantifizieren lassen.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020, Telefax: 069/6302317

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