Pressemitteilung | Deutscher Hochschulverband (DHV)

Exzellenzinitiative: DHV für Umbau vom Konzept- zum Leistungswettbewerb / Kempen: "Imboden-Bericht muss Leitlinie bei Neukonzeption des Wettbewerbs bleiben."

(Bonn) - Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Professor Dr. Bernhard Kempen, hat Bund und Länder dazu aufgefordert, sich bei der Neuausrichtung der Exzellenzinitiative stärker an den Empfehlungen der Internationalen Expertenkommission zur Evaluierung der Exzellenzinitiative unter Vorsitz des Schweizer Umweltphysikers Professor Dr. Dieter Imboden zu orientieren. "Der Imboden-Bericht hat zu Recht viel Lob erhalten. Ihn nunmehr stillschweigend zu den Akten zu legen, wäre ein Fehler. Seine konkreten Schlussfolgerungen sollten in den entscheidenden Punkten auch umgesetzt werden", erklärte der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen, anlässlich des 66. DHV-Tags in Berlin, der unter dem Thema "Was ist exzellente Wissenschaft?" stand.

Insbesondere soll die staatliche Hochschulpolitik nach Auffassung des DHV nicht weiter auf die Fortführung einer Förderlinie mit Zukunftskonzepten beharren. Die Imboden-Kommission hatte stattdessen die Einführung einer "Exzellenzprämie" angeregt, die nicht auf Antrag, sondern einzig aufgrund von Leistung an die zehn besten Universitäten für einen Zeitraum von sieben bis acht Jahren vergeben werden soll. "Der Umbau von einem Konzept- zu einem Leistungswettbewerb ist von bestechender Logik. Nicht Antragsprosa, sondern konkrete Leistungen müssen förderungsfähig gestellt werden", betonte Kempen.

Der DHV-Präsident schlug vor, denjenigen Universitäten, deren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in überproportionaler Weise an Exzellenzclustern beteiligt seien, die bereits eingeführte Graduierung "Exzellenzuniversität" zuzusprechen. "Ein solches Verfahren ist klar und einfach. Zudem bietet es genügend Flexibilität, weil es Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet, aber auch den Abstieg zulässt", so Kempen. Das von der Imboden-Kommission angeregte indikatorengestützte Ranking, das beispielsweise auf eingeworbene DFG-Mittel und Wissenschaftspreise zurückgreift, sei demgegenüber nur die zweitbeste Lösung. "Ein solches Verfahren droht zum Spielball politischer Interessen zu werden und könnte sich als zu starr erweisen", so Kempen.

Kritisch beurteilte der DHV-Präsident dagegen Imbodens Plädoyer, Universitätsleitungen weiter zu stärken. "Die grundgesetzlich verbürgte Wissenschaftsfreiheit erfordert eine Mitwirkung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an allen wissenschaftsrelevanten Entscheidungen. Dazu gehören über Forschung und Lehre hinaus auch die Zukunftsplanung, die Organisationsstruktur und der Haushalt", betonte Kempen unter Verweis auf das MHH-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24. Juni 2014, das sich generell mit den Mitspracherechten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern befasst. "Nicht gegen, sondern nur mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als den entscheidenden Leistungsträgern einer Hochschule können Universitäten zu Spitzenerfolgen geführt werden."

Um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hochschulen international zu erhöhen, reiche die Fortführung der Exzellenzinitiative allein nicht aus. "Das Kernübel der deutschen Wissenschaftspolitik bleibt die Unterfinanzierung der Hochschulen", hob Kempen hervor. Auch das stelle der Imboden-Bericht deutlich heraus. "Kooperationen mit außeruniversitären Einrichtungen auf Augenhöhe, bessere Betreuungsrelationen und verlässliche Perspektiven für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen eine solide und bedarfsgerechte Grundfinanzierung voraus. Mit der Reform des Artikel 91b des Grundgesetzes, der dem Bund zusätzliche Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Hochschulpolitik eröffnet, steht der Schlüssel zur Lösung dieser Probleme inzwischen bereit. Es ist höchste Zeit, ihn nun auch zu nutzen", so Kempen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Hochschulverband (DHV) Pressestelle Rheinallee 18-20, 53173 Bonn Telefon: (0228) 9026666, Fax: (0228) 9026680

(cl)

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