Pressemitteilung | Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Freiwilliger Produktionsverzicht gegen Ausfallentschädigung ist wichtiges Marktkriseninstrument / Bauernverband stellt sich gegen Interessen der Milcherzeuger

(Freising) - Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. bekräftigt noch einmal die dringende Notwendigkeit der Einführung des freiwilligen Produktionsverzichts gegen Ausfallentschädigung als zusätzliches Marktkriseninstrument. Mit diesem Instrument sollen den Milcherzeugern im Falle eines Marktungleichgewichts für eine kurze Zeit Anreize gegeben werden, ihre Milchproduktion der Marktlage anzupassen, um gar nicht erst in den Kreislauf der staatlichen Förderung von Milchpulver und Pulver- und Buttereinlagerung zu geraten. Nachdem die Abgeordneten im Agrarausschuss des Europäischen Parlaments der Einführung vor kurzem zugestimmt hatten, soll nun darüber im Europaparlament abgestimmt werden.

Kein Verständnis hat der BDM dafür, dass der Deutsche Bauernverband sich gemeinsam mit der Milchindustrie massiv gegen dieses Instrument stellt, das in erster Linie den Milcherzeugern zu Gute kommt, aber auch für Molkereien positive Effekte haben könnte. "Die Erfahrungen in den Milchkrisen 2009 und 2012 haben ja schon gezeigt, dass die bisher vorhandenen Kriseninstrumente Krisen allenfalls abmildern, aber nicht wirksam bekämpfen können. Das führt regelmäßig zu massiven wirtschaftlichen Schäden bei den Milchviehhaltern", erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. "Wir fordern daher die Abgeordneten des EU-Parlaments auf, die Entscheidung des Agrarausschusses zu bestätigen."

Dass mit dem freiwilligen Produktionsverzicht die Bedienung einer steigenden weltweiten Lebensmittelnachfrage ausgeschlossen sei, ist schlicht falsch. Schließlich kommt ein Produktionsverzicht als Kriseninstrument ja nur zeitlich begrenzt im Krisenfall zum Einsatz - das heißt, in einer Situation, in der das Angebot die Nachfrage übersteigt und Abnehmer für die Milch allenfalls zu Dumpingpreisen zu finden wären. Dumpingpreise, die die Milchpreise weltweit unter Druck setzen und Milcherzeugerstrukturen in Europa und in den Drittlandsmärkten zerstören.

"Es ist sicher nicht der freiwillige Produktionsverzicht, der zu einem vermehrten Ausstieg aus der Milchproduktion in benachteiligten Gebieten und zu einer Beschleunigung des Strukturwandels führt", erteilt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber der Argumentation des Bauernverbandes eine Absage. "Im Gegenteil. Was die Milcherzeuger zur Aufgabe zwingt, sind die zu niedrigen Milchpreise, die Zunahme der Marktkrisen und die fehlende Perspektive eines stabilen Einkommens nach dem Quotenausstieg 2015. Wer sich gegen ein Marktkriseninstrument stellt, das hier ein wenig gegensteuern könnte, leistet den Milchviehhaltern einen Bärendienst."

Wie dringend dieses Kriseninstrument benötigt wird, zeigen auch die Prognosen führender Molkereivertreter, die von einem jährlichen Wachstum der Milchmenge um 2 Prozent nach 2015 ausgehen. Man wisse aber noch nicht, wo die Milch dann abgesetzt werden könne, ließ Dr. Joseph Schwaiger, Geschäftsführer der größten deutschen Molkerei DMK, bei den Agrar Unternehmertagen in Münster verlautbaren. "Wenn immer mehr Milch aus Europa auf dem hart umkämpften Weltmarkt untergebracht werden muss, kann es schnell passieren, dass es zu unvorhergesehen Angebotsüberhängen kommt", erklärt Schaber. "Schon jetzt gibt es immer wieder Handelshemmnisse, weil einige Länder politisch und finanziell instabil sind oder Importstopps verhängt werden. Darauf müssen die Milcherzeuger flexibel reagieren können, um sich die Preise nicht völlig zu verderben."

Für den Hintergrund: Welche Effekte hat ein freiwilliger Produktionsverzicht?
Ein freiwilliger Produktionsverzicht ermöglicht im Krisenfall eine schnelle und effektive Marktentlastung und damit eine schnellere Erholung der Milchpreise. Auch führende Molkereivertreter bestreiten nicht, dass bereits kleine Übermengen zu massiven Marktverwerfungen führen. Diese gilt es daher zu vermeiden. Ökonomisch und ökologisch ist es weitaus sinnvoller, in Zeiten kurzfristiger Marktspitzen, Anreize dafür zu schaffen, dass überschüssige Milchmengen erst gar nicht produziert werden.

Anders als die Einlagerung von Milch im Krisenfall greift der freiwillige Produktionsverzicht an anderer Stelle, wirkt unmittelbar marktbereinigend, weniger marktverzerrend und hat keinen negativen Effekt auf den Weltmarktpreis. Die Einlagerung von Milch führt bei ihrer Auslagerung hingegen zu einem Preisdämpfungseffekt und einer "künstlichen" Verlängerung der Preistäler, wenn damit zusätzliche Mengen auf den Markt drücken.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) Pressestelle Gutenbergstr. 7-9, 85354 Freising Telefon: (08161) 5384730, Telefax: (08161) 53847350

(cl)

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