Pressemitteilung | Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg (FFK)

Friseure: „Mobilmachung" gegen Schwarzarbeit

(Radolfzell) - Die rund 100 Delegierten des baden-württembergischen Landesinnungsverbandes Friseurhandwerk (LIV), beschlossen auf ihrer Mitgliederversammlung vom 27. bis 29. 05. 2000 in Radolfzell ein umfangreiches Programm zur Bekämpfung der Schwarzarbeit. Neben der Zurverfügungstellung von Geldmitteln für den Einsatz von Detektiven und zur Bestreitung von Gerichtsprozessen wurde ein 8-köpfiger Ausschuss gewählt, der die Aktivitäten koordinieren soll. Zum Vorsitzenden dieses Ausschusses wurde der Heilbronner Obermeister Michael Zwickl gewählt.

Bereits in seinem Bericht ging Landesinnungsmeister Dieter Küpferle (Ettlingen) auf die Probleme der „immensen Schwarzarbeit" ein. Nach seinen Schätzungen und den Schätzungen der Industrie wandern Umsätze in Höhe von rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes im Land (1,16 Milliarden DM), also rund 350 Millionen DM, in schwarze Kanäle. Dieser massive Steuer- und Abgabenbetrug müsse effektiv bekämpft werden.

So forderte der Landesinnungsmeister, das Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit zu verschärfen und die Schwarzarbeit künftig als Straftatbestand zu bewerten; in diesem Zusammenhang kritisierte der Landesinnungsmeister auch die unangemessen hohe umsatzsteuerliche Benachteiligung der Arbeitskraft im lohnintensiven Handwerk; daher müsse die Mehrwertsteuer für lohnintensive Dienstleistungen auf 7 Prozent gesenkt werden. Küpferle warnte außerdem eindringlich davor, den Großen Befähigungsnachweis als Zulassungsvoraussetzung einer selbständigen Existenz fallen zu lassen: „Die Qualität der Dienstleistung ist der beste Verbraucherschutz, daher muss der Meisterbrief in den jetzigen Form bestehen bleiben!“, forderte Küpferle. In diesem Zusammenhang beschloss der Verbandstag, ein eigenständiges Budget für die Bekämpfung einzurichten und beim Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks zu beantragen, dort ebenfalls einen gleichartigen Ausschuss einzurichten.

Dem neugewählten Ausschuss zur Bekämpfung der Schwarzarbeit gehört je Handwerkskammerbezirk ein Vertreter an: Kammer Freiburg: Obermeister Wolfgang Günther (Baden-Baden), Kammer Heilbronn: OM Michael Zwick! (Heilbronn), Kammer Karlsruhe: OM Paul Wiest (Vaihingen/Enz), Kammer Konstanz: OM Elmar Weisser (Schwarzwald-Baar), Kammer Mannheim: OM Erich Schuh (Sinsheim), Kammer Reutlingen: OM Marlies Lipps (Tübingen), Kammer Stuttgart: OM Alessa Lawrence (Leonberg) und Kammer Ulm: OM Bernd Bäuerle (Aalen). Neben Michael Zwickl als Vorsitzender wählte der Ausschuss Alessa Lawrence zur Stellvertretenden Vorsitzenden.

In einer Nachwahl zum Landesvorstand wurde die Obermeisterin der Innung Emmendingen, Anneliese Schneider, als Nachfolgerin des aus persönlichen Gründen zurückgetretenen Roland Tröndle (Bad Säckingen-Waldshut) gewählt.

Einen zweiten Schwerpunkt bildete die Genehmigung des Lohntarifs und Lehrlingstarifs, der von der Tarifkommission mit der Gewerkschaft ÖTV ausgehandelt wurde und dem Verbandstag zur Genehmigung vorlag. Die Tarifkommission besteht aus Obermeister Peter Fichtner (Vorsitzender; Innung Göppingen), OM Herbert Landthaler (Biberach/Riss), OM Anneliese Schneider (OM Emmendingen) und dem LIV-Geschäftsführer Hasso Kraus. Der Kommissionsvorschlag wurde vom Verbandstag nahezu einstimmig bestätigt. Danach sollen sich die Arbeitnehmerentgelte um durchschnittlich 2,98 Prozent erhöhen und die Lehrlingstarife um durchschnittlich 8,72 Prozent Die Laufzeit beider Gruppen beginnt am 01. August und beträgt 12 Monate. Die Allgemeinverbindlichkeit soll beim Landessozialministerium beantragt werden.

Im Rahmen der Antragsberatung fasste der Verbandstag noch weitere Beschlüsse zur Bildungspolitik: So fordern die baden-württembergischen Friseure eine Änderung der Prüfungsordnung mit dem Ziel, die Qualität der Berichtshefte der Lehrlinge in die Benotung einfließen zu lassen. Ferner soll der landeseigene Wettbewerb um das beste Berichtsheft aktiviert werden, bei dem unter den innungsbesten Lehrlingen alljährlich der Landessieger gekürt werden soll. Schließlich muhte der LIV den Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) dazu bewegen, ein neues bundeseinheitliches Berichtsheft zu erarbeiten, mit dem sich zeitgemäß und effektiv arbeiten lässt und das kostengünstiger ist als das heutige ZV-Berichtsheft.

Als Gastreferent hatte der Verband den Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, Alfred Preußner eingeladen. Preußner ging in seiner Rede vor allem auf die Bedeutung der Europäischen Union auf das deutsche Rechts- und Wirtschaftssystem ein. So würden heute schon etwa 60 Prozent aller Gesetze der Bundesrepublik auf der EU-Ebene erarbeitet und beschlossen. Daher müsse die Lobby-Politik des Friseurhandwerks verstärkt auf der europäischen Ebene ansetzen, um im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahren die eigenen Interessen besser durchsetzen zu können.

Deswegen sei eine aktive Präsenz des Deutschen Friseurhandwerks im Europäischen Friseurverband CIC von ganz entscheidender Bedeutung. „Gefahren aus Europa" sieht Preußner für den Großen Befähigungsnachweis in Deutschland: In den nächsten Jahren werde es entscheidend darauf ankommen, klarzumachen, dass der Deutsche Meisterbrief nicht nur ein hervorragendes Verbraucherschutzinstrument sei, sondern auch eine unvergleichlich günstige Voraussetzung dafür sei, als Unternehmer am Markt erfolgreich bestehen zu können. Es sei auch Aufgabe des Staates, der Vernichtung von materiellen Werten und Arbeitsplätzen aufgrund zahlreicher Firmeninsolvenzen als Folge mangelhafter Ausbildung entgegenzuwirken.

In der darauffolgenden Diskussion stand die Reform der Handwerksorganisation im Mittelpunkt. Die Themen Pflichtmitgliedschaft der Handwerkskammern, Zwangskopplung Innung-Kreishandwerkerschaft, die Innungsfusionen mit dem Ziel der Angleichung an staatliche Verwaltungsbezirke, aber auch die Möglichkeit für Innungsmitglieder, sich künftig einen Innungsbezirk ihrer Wahl für die Mitgliedschaft auszusuchen, wurden intensiv und kontrovers diskutiert. Ein Antrag der Bezirksstelle Nord-Württemberg wurde schließlich abgelehnt, den Unternehmern das Recht zuzubilligen, sich einen Innungsbezirk ihrer Wahl auszusuchen; auch künftig soll in diesen Fällen die örtlich zuständige Innung das jeweilige Mitglied betreuen.

Quelle und Kontaktadresse:
Landesinnungsverband Friseurhandwerrk, Gerberstr. 26, 70178 Stuttgart, Tel. (07 11) 60 77 0-0, Fax -11

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