Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

„Frühe Aufteilung ist das eigentliche Problem“ / GEW zu den weiteren Auswertungen der Grundschul-Untersuchungen

(Frankfurt a.M.) - „Die Grundschule gehört ebenso ins Zentrum des öffentlichen Interesses wie die weiterführenden Schulen!“ Mit diesen Worten begrüßte Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), weitere Auswertungen der IGLU-Untersuchungen, wie sie heute (7. November) in Dortmund vorgestellt werden.

Demmer: „Ob hell- oder dunkelhäutig, deutsch- oder anderssprachig: Die Grundschule ist diejenige Schulstufe, die alle Kinder in Deutschland gemeinsam besuchen. Die Grundschullehrerinnen und -lehrer demonstrieren jeden Tag, dass man sich mit solchen leistungsgemischten Lerngruppen auch im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen kann.“

Die letzte IGLU-Studie hatte Deutschlands Viertklässlern mit ihren Lesefähigkeiten gut im Mittelfeld gesehen und zudem eine weit weniger starke Kopplung von sozialer Herkunft und Schulleistung als bei den Fünfzehnjährigen festgestellt. Bei den Lesekompetenzen der Fünfzehnjährigen sowie bei der Kopplung von Schulleistung und soziokultureller Herkunft hatte PISA 2003 bekanntlich keinerlei Fortschritte vermelden können.

„Der dunkle Fleck der Grundschulen“, so die Schulexpertin der GEW, „ist jedoch die Tatsache, dass viele Kinder nicht die Empfehlung für die weiterführenden Schulen erhalten, die ihren Schulleistungen entsprechen.
Kinder aus bildungsarmen Elternhäusern und aus Migrationsfamilien werden oft auf niedrigere Schulformen geschickt.“ Demmer warnte jedoch davor, dies den Grundschullehrerinnen und -lehrern zum Vorwurf zu machen. Aus vielen Gesprächen wisse sie, dass dies in der Regel aus Sorge um die Kinder geschehe. „Die international einmalig frühe Aufteilung in unterschiedlich anspruchsvolle Schulformen ist das eigentliche Problem“, so Demmer. Die meisten Grundschullehrerinnen und -lehrer wollten den Kindern Frustrationen und Kränkung ersparen. Sie befürchteten, dass sich ein Kind ohne Unterstützung durch das Elternhaus am Gymnasium nicht halten könne. „Viele Eltern können weder Fremdsprachen noch teure Nachhilfestunden bezahlen,“ so Demmers Fazit.

Die GEW will Licht ins Dunkel bringen lassen, welche Beweggründe die Grundschul-Pädagogen für ihre Übergangsempfehlungen haben. Die GEW beteiligt sich finanziell an einer Studie, die im Zusammenhang der nächsten IGLU-Untersuchungen die Motive der Lehrkräfte empirisch erfassen soll.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Pressestelle Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(mm)

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