Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW: „Wir brauchen eine nationale Bildungsstrategie“ / Rat für Lehrerbildung soll Ausbildung reformieren – Fünf Jahre nach PISA

(Frankfurt) – Eine „nationale Bildungsstrategie“ hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) anlässlich des fünften Jahrestages der Erstveröffentlichung der Schulleistungsstudie PISA angemahnt. „Wir brauchen eine Aufbruchstimmung für eine große Schulreform. Das unabgestimmte, teils widersprüchliche Klein-Klein in den Bundesländern hat als Reaktion auf das schlechte Abschneiden deutscher 15Jähriger bei PISA nur zu erhöhtem Druck auf Schüler und Lehrkräfte geführt. Ausreichende Unterstützungssysteme für die Schulen und zusätzliche Mittel für das Bildungssystem: Fehlanzeige. Im Gegenteil: Die Gelder für den Bildungsbereich sind gekürzt worden“, sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne am Montag (4. Dezember 2006) in Frankfurt a.M.

„Statt Maßnahmen zu ergreifen, die eine bessere Förderung für alle Kinder ermöglichen, haben viele Länder die Auslese verschärft. Unwesentlich besseren Leistungen der ohnehin guten und privilegierten Schüler bei PISA II stehen unverändert schlechte Ergebnisse der benachteiligten Kinder und Jugendlichen gegenüber. Das ist ein gesellschaftlicher Skandal ersten Ranges“, betonte der GEW-Vorsitzende.

Er machte sich für eine grundlegende Reform der Lehrerbildung stark. Eine moderne pädagogische Ausbildung habe zentrale Bedeutung für die Weiterentwicklung von Schule. „Wir schlagen einen ‚Nationalen Rat für Lehrerbildung’ vor, der in kürzester Frist ein Handlungsprogramm erarbeiten soll“, sagte Thöne. Seit Jahren werde über die notwendige Reform der Lehrerbildung diskutiert. „Trotz neuer Anforderungen wird aber an einer Ausbildung für ein überkommenes Auslesesystem festgehallten. Das geht zu Lasten der Lehrkräfte, denen wichtige Kompetenzen nicht vermittelt werden, und der Schüler“, unterstrich der GEW-Vorsitzende. Er forderte eine einheitliche Grundausbildung für alle Lehrkräfte, die mehr pädagogische, soziale und psychologische Kompetenzen vermittelt sowie Theorie- und Praxisanteile besser als bisher miteinander verzahnt.

„Schulstruktur, Schul- und Lernkultur bilden eine Einheit. Wir müssen uns endlich bundesweit auf den Weg zu einem integrierten Schulsystem machen, das alle Kinder individuell fördert. Das gegliederte Schulwesen hat abgewirtschaftet: Es bringt unzureichende Leistungsergebnisse, fördert Privilegierte und schiebt Benachteiligte ab“, sagte Thöne. Alle PISA-Studien hatten die extrem starke Abhängigkeit schulischer Erfolge der Kinder vom sozialen Status des Elterhauses belegt.

„Gute Qualität von Bildung gibt es nicht zum Nulltarif. Um international den Anschluss wieder zu gewinnen, müssen wir sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Bildungsbereich und drei Prozent in Forschungsaufgaben investieren“, betonte der GEW-Vorsitzende.

Er warnte davor, die „Schulen jetzt kaputt zu testen“. Mittlerweile werde mehr Geld für die Systembeobachtung als für die Verbesserung von Qualität und Chancengleichheit in den Bildungseinrichtungen vor Ort ausgegeben. „Lehrer und Schüler sind die Subjekte der Lehr- und Lernprozesse. Sie dürfen nicht länger den Eindruck haben, dass sie lediglich Untersuchungsobjekte seien und zudem noch den ‚Schwarzen Peter’ zugeschoben bekämen.. Statt fortgesetzter Testeritis muss endlich im Sinne der Pädagogen und Schüler gehandelt werden“, sagte Thöne.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(bl)

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