Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

Gefahrenabwehr statt gestaltende Ökologie / NABU kritisiert Rückfall in überholte Denkmuster beim Hochwasserschutz

(Bonn) - Anlässlich der Hochwasserkatastrophe im Alpenraum und der gestrigen Rede von Umweltminister Uhlenberg zur zukünftigen Ausrichtung der Umwelt- und Naturschutz-, Landwirtschafts- und Verbraucherschutzpolitik vor dem zuständigen Ausschuss warnt der Naturschutzbund NABU NRW vor einer falschen Weichenstellung beim Hochwasserschutz in Nordrhein-Westfalen. „Die zukünftige Hochwasserschutzpolitik der neuen Landesregierung nach dem Motto ´Gefahrenabwehr statt gestaltende Ökologie´ wird nicht mehr die Ursachen für die Entstehung solcher Hochwasser bekämpfen, sondern sich nur noch auf Symptombehandlung beschränken“, befürchtet Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Die angekündigte Beschränkung der Überschwemmungsgebiete auf ´das notwendige Maß´ würde das bereits jetzt bestehende Hochwasserrisiko an nordrhein-westfälischen Flüssen nur noch verschärfen. „Statt eines Rückschrittes in die umweltpolitische Steinzeit erwarten wir von der Landesregierung eine sofortige Verstärkung des ökologischen Hochwasserschutzes“, so Tumbrinck weiter.

Hierzu müsse die Funktion der Flussauen als natürliche Überschwemmungsflächen wiederhergestellt und der Erhalt der wenigen intakten Auenreste entlang der Flüsse langfristig gesichert werden. Tumbrinck: „Hochwasserschutz und die Renaturierung von Auen stellen keinen Gegensatz dar, vielmehr seien sie als notwendige Einheit zu begreifen. Renaturierung der Auen integriere Hochwasserschutz und ökologische Notwendigkeiten.“ Daher fordere der NABU NRW eine konsequente Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und des „Aktionsplan Hochwasser der IKSR (Internationale Kommission zum Schutz des Rheins)“ aus dem Jahr 1998, die diese Einsicht als Grundlage des zukünftigen Hochwasserschutzes realisieren würden. Neben der Reaktivierung von Überschwemmungsgebieten zählen zu den weitere Maßnahmen eines ökologischen Hochwasserschutzes unter anderem die Renaturierung der Flussläufe selbst, die Extensivierung der Landwirtschaft in den Auen sowie die Begrenzung weiterer Flächenversiegelung in den Auenbereichen.

Starkregenereignisse wie in den vergangenen Tagen in Bayern, Österreich und der Schweiz werden nach Expertenansicht aufgrund der menschgemachten Klimaveränderung weiter zunehmen. „Unter diesen Bedingungen können wir es uns nicht leisten, den Hochwasserschutz auf die lange Bank zu schieben - zumal konsequenter Hochwasserschutz weniger Geld kostet als Katastrophenhilfe und die Schadensbeseitigung danach“, so Tumbrinck. Hier sei zielgerichtetes Engagement nötig - auf allen Gebieten. Kontraproduktiv seien Entscheidungen, die die Hochwassergefahr noch erhöhen würden, wie beispielsweise die weitere Genehmigung des Steinkohlebergbaus unter dem Rhein.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Herbert-Rabius-Str. 26, 53225 Bonn Telefon: 0228/4036-0, Telefax: 0228/4036-200

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