Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Gesamtmetall: "Düvel verlässt Weg der tarifpolitischen Glaubwürdigkeit"

(Köln) - "Mit der Eskalation des Konflikts um die Arbeitszeitverkürzung verlässt die ostdeutsche IG Metall den Weg der tarifpolitischen Glaubwürdigkeit", sagte am 2. Juni Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Hans Werner Busch zum begonnenen Streik in der sächsischen Metall- und Elektro-Industrie. "Die Gewerkschaft weiß sehr genau, dass der weit überwiegende Teil unserer Betriebe die zusätzliche Kostenbürde von 8,6 Prozent nicht verkraften könnte. Eine Umsetzung der 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich würde im Osten mindestens 20.000 Arbeitsplätze kosten. Weitere Schäden in benachbarten Branchen kämen noch hinzu."

Wie weit sich die IG Metall in Ostdeutschland tarifpolitisch von den Realitäten gelöst hat, zeigt sich nach Ansicht von Busch auch am Beispiel des kürzlich abgeschlossenen Haustarifvertrags bei der südsächsischen ISE Industries Hainichen GmbH, die nicht dem Arbeitgeberverband angehört. Dort wurde ein Drei-Stufen-Plan zur 35-Stunden-Woche ab 2004 vereinbart und sofort wieder ausgesetzt. Der Betrieb darf im Rahmen einer Härtefallregelung bis Anfang 2009 eine 37,5-Stunden-Woche fahren. "Dieser Tarifvertrag ist eine Groteske", sagte Busch, "und setzt die Tarifautonomie nur dem Gespött aus."

Die Arbeitsproduktivität, gemessen am Umsatz je Beschäftigtenstunde, liegt im Durchschnitt der ostdeutschen Metall- und Elektro-Industrie gerade einmal bei 65,5 Prozent des Westens. Bei den Tarifverdiensten je Stunde sei dagegen längst die 90 Prozent-Marke überschritten. "Jetzt muss die Produktivität, also der Umsatz je Beschäftigtenstunde, im Osten erst einmal kräftig aufholen, bevor wir bei der Tarifangleichung weitermachen können", sagte der Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer, "sonst zerstören wir die Chancen auf mehr Beschäftigung."

"In der Tarifpolitik kann es nur um Tarifnormen gehen", betonte Busch. "Daher verlässt IG-Metall-Bezirksleiter Düvel die gemeinsame Gesprächsbasis, wenn er zur Rechtfertigung seiner Forderung darauf verweist, dass die Lohnstückkosten im Osten bereits 10 Prozent unter Westniveau lägen." Düvel verschweige, das diese Rechnung auf der Unterschreitung der überbetrieblich festgelegten Tarifnormen basiert. Selbst von den tarifgebunden Betrieben könne ein Drittel die tariflich vereinbarten Lohnzahlungen heute nicht leisten, erläuterte Busch. "Daraus ergibt sich bei den effektiv gezahlten Löhnen in der Tat ein deutlicher Abstand zum Westen. Herr Düvel zieht hieraus die abenteuerliche Schlussfolgerung, die Tarifnormen im Osten noch weiter zu erhöhen, bis sie am Ende von keinem mehr erfüllt werden."

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a, 50677 Köln Telefon: 0221/33990, Telefax: 0221/3399233

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