Pressemitteilung | SPECTARIS. Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.

Gesundheitsreform muss Gesundheitsmarkt schaffen / Deutsche Medizintechnik nur durch Innovationsfähigkeit und Auslandsumsatz stark / Stagnation auf dem Inlandsmarkt muss beseitigt werden

(Düsseldorf) - Im ersten Halbjahr 2002 stieg der Gesamtumsatz der medizintechnischen Industrie im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001 um 7,5 Prozent auf nunmehr rund 5,9 Mrd. Euro. Allerdings hat sich an der seit Jahren zu beobachtenden unterschiedlichen Entwicklung im In- und Ausland nichts verändert. Im Inlandsgeschäft war eine Steigerungsrate von gerade mal 1,6 Prozent auf knapp 2,7 Mrd. Euro zu verzeichnen, beim Auslandsumsatz dagegen eine beachtliche Zunahme auf rund 3,2 Mrd. Euro (+ 12,8 Prozent). Die Zahl der Betriebe in der Medizintechnik sank im ersten Halbjahr 2002 um 0,6 Prozent auf 1.188, die Mitarbeiterzahl stieg dagegen um 3 Prozent auf 83.700.

An der Ausgangslage der medizintechnischen Industrie hat sich seit mehr als fünf Jahren kaum etwas verändert. Im Inland ist faktisch eine anhaltende Stagnation des Marktes mit einem kaum noch überschaubaren Reform- und Investitionsstau im Gesundheitswesen von heute bereits rund 10 Mrd. Euro festzustellen. In diesem schwierigen Umfeld können sich die medizintechnischen Unternehmen allein aufgrund ihrer Innovationsstärke und anhaltenden Erfolge auf den Auslandsmärkten behaupten.

Der Gesamtumsatz der medizintechnischen Industrie stieg im Jahre 2001 im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 Prozent auf 11,3 Mrd. Euro. Hiervon entfielen 5,3 Mrd. Euro (+ 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) auf den Inlandsumsatz und 6,0 Mrd. Euro (+ 17 Prozent) auf den Auslandsumsatz. Interessant ist, dass sich der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz damit von Jahr zu Jahr weiter vergrößert. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Jahr 2001 auf etwa 82.000, das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 3,9 Prozent. Zudem wächst mit den immer anspruchsvolleren Produkten und Dienstleistungen auch die Qualität der Belegschaften.

Zusammen mit den USA und Japan gehört die deutsche Medizintechnik weiterhin zu den Weltmarktführern. Der Blick auf die Außenhandelsstatistik der Medizintechnik im ersten Halbjahr 2002 zeigt einen deutlichen Außenhandelsüberschuss von 1,536 Mrd. Euro. Interessant ist sicherlich ein Blick auf die wichtigsten Handelspartner der deutschen Medizintechnik. Hauptabnehmer sind die Mitgliedstaaten der EU, die einen Anteil von 40,7 Prozent (Exportwert: 1,533 Mrd. Euro) am deutschen Gesamtexport haben. Nach der EU folgen die USA mit einem Anteil von 24,9 Prozent (Exportwert: 0,939 Mrd. Euro) und die asiatischen Länder mit einem Anteil von 13 Prozent (Exportwert: 0,488 Mrd. Euro). Diese Märkte dürften auch in Zukunft die größten Wachstumschancen versprechen. Darüber hinaus halten aber bei den Exporten nach China und Russland die weit überdurchschnittlichen Steigerungsraten (allerdings immer noch auf relativ niedrigem Niveau) an. So konnten die Exporte nach China im genannten Zeitraum um 39 Prozent (Exportwert: 78 Mio. Euro), nach Russland gar um 62 Prozent (127 Mio. Euro) gesteigert werden.

Die nun schon seit mehreren Jahren andauernden permanenten Steigerungen der medizintechnischen Exporte sind ein eindeutiger Beweis für die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen medizintechnischen Industrie. Die besondere Qualität der Produkte, die beständige Weiterentwicklung und Verbesserung sowie die in hohem Maße besonders gut ausgebildeten Mitarbeiter in den Unternehmen garantieren weiterhin die anerkannte Stellung der deutschen Medizintechnik im Ausland. Dennoch darf man nicht verkennen, dass eine dauerhafte Vorreiterrolle und eine Fortsetzung der hohen Innovationsfähigkeit nur durch einen stabilen Inlandsmarkt gesichert werden können.

Die deutsche medizintechnische Industrie erwartet für 2003 allerdings keine wesentlichen Veränderungen, erst recht nicht, nachdem die neue und alte Regierung bekannt gegeben hat, die Ausgaben im Gesundheitswesen im Jahre 2003 mit einem Vorschaltgesetz einzufrieren. Zudem ist mit einer weiter zurückgehenden Investitionsbereitschaft der Krankenhäuser zu rechnen. Damit dürfte der Trend zu noch mehr Reparatur und Wartung von Altgeräten und zu noch weniger Anschaffung von modernen medizintechnischen Produkten anhalten. Es steht zu befürchten, dass selbst Neuanschaffungen, die für 2003 in Aussicht gestellt worden sind, nochmals hinterfragt werden. Dies steht im klaren Gegensatz zu der Tatsache, dass gerade der Einsatz von modernen Instrumenten und Geräten der deutschen Medizintechnik die Kosten im Gesundheitswesen senken kann. Denn diese Geräte erhöhen den Erfolg bei Operationen, reduzieren die Belastung für Patienten und verkürzen die Behandlungszeiten.

Die mangelnde Investitionsbereitschaft und die durch das Vorschaltgesetz weiter verschlechterten Rahmenbedingungen können in absehbarer Zukunft dagegen Grund für eine akute Gefährdung des Standortes Deutschland in der Medizintechnik sein. Es ist zu befürchten, dass eine anhaltende konträre Entwicklung von Inlands- und Auslandsmarkt auf Dauer den Standort Deutschland so stark beeinträchtigen kann, dass Deutschland keine ausreichende Basis mehr für eine eigenständige technische Entwicklung in der Medizintechnik bietet. Ähnlich wie andere Branchen würde auch die Medizintechnik dann gezwungen sein, Produktion und Entwicklung in der Nähe wachsender Märkte anzusiedeln. Dies hätte den Verlust von einer großen Anzahl hochqualifizierter Arbeitsplätze im Inland zur Folge.

Die deutsche medizintechnische Industrie als mittelständisch geprägte Branche fordert daher die Bundesregierung unmissverständlich auf, das deutsche Gesundheitswesen endlich nach den Kriterien eines Dienstleistungsmarktes zu führen, der er faktisch bereits ist. Um insbesondere den medizinischen Fortschritt zum Patientenwohl zu nutzen, ist der rasche und umfassende Einsatz modernster Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten unverzichtbar. Sonst handeln wir nicht nur fahrlässig bezüglich des Patientenwohls, sondern gefährden auch den Gesundheitsstandort Deutschland mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Kirchweg 2 50858 Köln Telefon: 0221/9486280 Telefax: 0221/948628-80

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