Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Gewalt belastet pädagogische Arbeit in der Schule / BLLV-Präsident Albin Dannhäuser fordert: „Ursachen von Gewalt müssen ehrlich diskutiert und konsequent bekämpf werden“

(München) - „Nach wie vor werden an den Schulen die eigentlichen Ursachen von Gewalt nicht bekämpft.“ Mit dieser Kritik hat der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Albin Dannhäuser, auf eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid reagiert. Danach hat jeder dritte Schüler Angst vor Gewalt an der Schule, jeder fünfte wurde selbst schon einmal angegriffen. „Wir brauchen eine ernsthafte öffentliche Diskussion zum Thema Gewalt an Schulen und in der Gesellschaft, Maßnahmen, die solchen Taten vorbeugen und wir brauchen Politiker, die sich beherzt dafür einsetzen, dass sich die Situation an den Schulen nicht weiter verschärft.“ Kinder und Jugendliche müssen vor allem vor Gewalt verherrlichendem Medienschrott geschützt werden.

Das Problem der Eskalation von Gewalt liegt tief, es hat auch sehr viel mit dem unmittelbaren Lebensumfeld von Kindern und Jugendlichen, mit Misserfolgserlebnissen in der Schule und dem System der Ausgrenzung zu tun. Bestürzung und Betroffenheit allein lösen das Phänomen latenter und offener Gewaltbereitschaft und -erfahrung junger Menschen nicht. An bayerischen Schulen gibt es zwar zahlreiche Projekte und Initiativen zur Gewaltprävention. So wurden Sicherheitskonzepte und Streitschlichterprogramme entwickelt, das Waffen- und Jugendschutzgesetz wurde verschärft, die Herausgabe von Gewaltvideos erschwert, Fernsehsender haben sich verpflichtet, zu bestimmten Uhrzeiten weniger physische Gewalt auszustrahlen. „Wir begrüßen diese Maßnahmen“, erklärte der BLLV-Präsident. Allerdings bekämpften sie lediglich Symptome, nicht aber tiefer liegende Ursachen für Gewalt junger Menschen.

Neben intensiver Präventionsarbeit und einer Neubesinnung in der Gesellschaft müsse vorbeugende pädagogische Arbeit endlich ernst genommen werden. Lehrerinnen und Lehrer bräuchten aber dafür mehr Zeit für Zuwendung zum einzelnen Schüler und mehr Unterstützung durch Politik und Verwaltung. „Das deutsche Schulsystem produziert Schulversager und Schulabgänger, die keinen Abschluss vorweisen können und somit auch keine Chance auf berufliche und soziale Integration haben“, stellte Dannhäuser fest. „Wer die erwarteten Leistungen nicht bringt, wird gnadenlos ausgegrenzt. In der schulpolitischen Diskussion wird häufig vergessen, dass eine wesentliche Ursache gewalttätigen Verhaltens in der emotionalen Vernachlässigung vieler Kinder liegt.“ Für immer mehr Kinder müsse Schule nicht nur Lern-, sondern auch Lebensraum werden, in dem sie Ansprache und Zuwendung erfahren können. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, müssen Schulen jedoch besser ausgestattet werden. Lehrerinnen und Lehrer brauchen mehr Zeit für Zuwendung zum einzelnen Schüler und mehr Unterstützung durch Politik, Verwaltung und außerschulische Institutionen. Die vorbeugende pädagogische Arbeit muss noch ernster genommen werden.

„Lehrerinnen und Lehrer sind in der Regel überfordert, in der Schule pädagogisch zu richten, was miese Geschäftemacher auf dem Medienmarkt anrichten.“ Als „zynisch und paradox“ bezeichnete der BLLV-Präsident, dass der Markt Gewalt verherrlichender Computer- und Videospiele weiterhin floriert, während Projekte zur Gewaltprävention vielerorts massive finanzielle Einbußen hinnehmen mussten.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Andrea Schwarz, Pressereferentin Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 72100129, Telefax: (089) 72100155

(tr)

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