Pressemitteilung | BUND e.V. - Bundesverband - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Gift im Weichspielzeug: Neue Bundesregierung soll sich für starke EU-Chemikalienreform einsetzen

(Berlin) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor gesundheitsschädlichen Chemikalien in Kinderspielzeug. Laut neuesten Ergebnissen der Zeitschrift „Ökotest“ enthalten 24 von 30 getesteten Weichspielzeugen schädliche Phthalate, die beim Spielen aus den Produkten herausgelöst werden und in den Körper gelangen können. Sie wirken hormonell und können so die spätere Fortpflanzungsfähigkeit des Kindes stören. Ein großer Teil der getesteten Spielzeuge ist außerdem mit Nonylphenol und zinnorganischen Verbindungen belastet. Um Kinder vor solchen Chemikalien zu schützen, fordert der BUND die neue Bundesregierung auf, sich für eine strenge Reform der europäischen Chemikalienpolitik einzusetzen. Am 19. Dezember 2005 stimmt der EU-Ministerrat über die REACH-Verordnung (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) ab.

Patricia Cameron, BUND-Chemikalienexpertin: „Eine derart hohe Belastung von Kinderspielzeug durch Chemikalien ist ein Skandal. Die Gefahren von Weichmachern, Nonylphenol und zinnorganischen Verbindungen sind seit langem bekannt. Obwohl sichere Alternativen vorhanden sind, hat hier die freiwillige Selbstkontrolle der Industrie erneut versagt. Die Ergebnisse des Tests verdeutlichen, wie dringend deswegen eine strenge Regelung durch den Gesetzgeber nötig ist.“

Der BUND fordert die neue Bundesregierung unter Angela Merkel nachdrücklich auf, sich im Zuge der REACH-Gesetzgebung für eine verpflichtende Substitution besonders gefährlicher Stoffe einzusetzen, wie sie auch das EU-Parlament Mitte November verabschiedet hat. „Es obliegt dem EU-Ministerrat, in seiner Abstimmung am 13. Dezember 2005 die Forderungen des Parlaments zu unterstützen und damit die entscheidenden Weichen für eine grundlegende Reform im Umgang mit gefährlichen Chemikalien zu stellen“, so Cameron.
Im Fall der Weichmacher wurde bereits im Juli 2005 eine EU-Richtlinie verabschiedet, die den Einsatz verschiedener Phthalate, wie z.B. DEHP, in Kinderspielzeug verbietet. Für die diesjährigen Weihnachtsgeschenke kommt dieses Verbot leider zu spät, denn die Richtlinie greift erst ab Herbst 2006. Dazu Cameron: „Die Zahl der Chemikalien in Konsumprodukten, über deren Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt kaum Daten vorliegen, ist erheblich. Gesetze für einzelne Anwendungen helfen daher kaum weiter. Mit der EU-Chemikalienreform REACH könnte es endlich eine einheitliche und vor allem vorsorgliche Regelung für den Einsatz von Chemikalien in Gebrauchsgegenständen geben.“

Von den 30 getesteten Produkten bewertete Ökotest 19 mit „ungenügend“. In 24 Proben wurden hormonell wirkende Phthalate in zum Teil sehr hohen Konzentrationen gefunden, die sich mit der Zeit z.B. durch Speichel oder Hautkontakt aus dem Kunststoff herauslösen. Bei Spielzeug, das von Kindern in den Mund genommen wird, wie z.B. das hochgradig belastete Spielzeuggebiss im Test, sind diese Weichmacher deshalb besonders bedenklich. 15 Produkte sind mit Nonylphenol belastet, das ebenfalls hormonell wirkt und darüber hinaus in der Umwelt schwer abbaubar ist. Zinnorganische Verbindungen sind sogar in 29 der getesteten Produkte enthalten. Sie beeinträchtigen das Immunsystem.

Die ausführlichen Ergebnisse des Produkttests sind im neuen Öko-Test-Magazin 12/05 vom 28. November 2005 erschienen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Rüdiger Rosenthal, Pressesprecher Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Telefon: (030) 275864-0, Telefax: (030) 275864-40

(tr)

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