Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Gottschalk: Deutsche Automobilindustrie mit Wertstrategie in Japan erfolgreich

(Tokio/Frankfurt am Main) - Mit einer auf Wertorientierung gerichteten offensiven Produktstrategie präsentiert sich die deutsche Automobilindustrie auf der Tokyo Motor Show: „Es gilt, die richtige Antwort auf die hohen Ölpreise durch neue Wege zur Steigerung der Energieeffizienz zu finden und eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Sie reicht vom Clean Diesel über den Hybrid bis zum Wasserstoffantrieb. Die Breite der Lösungsansätze markiert den Weg der deutschen Automobilindustrie. Gleichzeitig setzen unsere Hersteller und Zulieferer weiterhin auf Premium und anspruchsvolle Technologie – ein Weg, der gerade hier in Japan von Erfolg gekrönt ist“, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf der VDA-Pressekonferenz in Tokio.

Kein anderer Hersteller habe auf der Tokyo Motor Show ein ähnlich breites Spektrum zukunftsweisender Produkte und Technologien zu bieten. Der Diesel spiele dabei eine besondere Rolle. Prof. Gottschalk verwies beispielhaft auf die Ankündigung von DaimlerChrysler, die Mercedes E-Klasse 320 CDI neu in den japanischen Markt einzuführen. Auch mit Hybrid-Fahrzeugen sind die deutschen Hersteller in Tokio präsent, wie der Audi Q7 oder der BMW X3 zeigen. Die Innovationskraft der deutschen Automobilindustrie werde zusätzlich durch das Forschungsfahrzeug F 600 HYGenius mit Brennstoffzellen-Antrieb von Mercedes-Benz, das Wasserstoff-Fahrzeug H2R von BMW, den erstmals vorgestellten EcoRacer von VW oder die neue S-Klasse mit Bluetec-Hybrid unterstrichen.

„Es geht darum, sich mit einem möglichst breiten Lösungsspektrum Schritt für Schritt von der fossilen Energie abzukoppeln und dann im Markt aufzudrehen, wenn dieser wirklich anspringt“, betonte der VDA-Präsident.

Dabei komme den deutschen Herstellern ihre Premiumstrategie zugute: „Premium definiert sich heute mehr denn je über Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit zugleich, und keineswegs über Kriterien wie Fahrzeuggröße oder den Preis allein.“ „Premium“ werde immer stärker durch Technologien der Verbrauchsreduzierung und Emisssionsminderung geprägt. Die bisherige Definition, die sich vor allem auf Sicherheit – hier habe die deutsche Automobilindustrie traditionell die führende Rolle, wie die Beispiele von ABS über ESP bis zu Pro-Safe zeigen – und Komfort bezog, werde dadurch erweitert. Prof. Gottschalk: „Für uns sind deshalb Premium und Nachhaltigkeit zwei Seiten einer Medaille.“

Mit dieser Strategie der Werthaltigkeit und der Vielfalt von neuen Produkten und technischen Lösungen heben sich, so Prof. Gottschalk, die deutschen Marken sichtbar vom Wettbewerb ab: „Sie setzen mehr denn je auf Innovation und suchen ihr Heil weder in Einfach-Techniken noch in einer kurzfristigen Mengenstrategie. Sie setzen auch nicht alles auf nur eine Technologiekarte im Ringen um die Steigerung der Energieeffizienz, sondern verfolgen eine ‚Fächerstrategie’, die keines der Potenziale auslässt – vom verstärkten Einsatz von Biodiesel und Ethanol über Biomass to Liquid sowie Erdgas bis hin zu den alternativen Antrieben. Möglich ist eine solche Wert- und Wachstumsstrategie nur in einer Industrie, die zum Beispiel in Deutschland mehr als ein Drittel aller Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen auf sich vereinigt.“

Die Strategie von Herstellern und Zulieferern hat sich gerade in Japan, dem anspruchsvollsten Markt Asiens, als richtig erwiesen: In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hat die Schlüsselbranche ihre Pkw-Exporte nach Japan um 23 Prozent auf über 82.000 Fahrzeuge erhöht. Inklusive ihrer Fahrzeuge aus Produktionsstätten außerhalb Deutschlands setzten die deutschen Hersteller bis September nahezu 140.000 Pkw in Japan ab.

Mit einem Anteil von mehr als zwei Drittel am gesamten japanischen Automobilimport haben sich die deutschen Hersteller gut positioniert und liegen mit deutlichem Abstand vor den französischen, koreanischen und nordamerikanischen Marken. Der Marktanteil deutscher Marken an der automobilen Oberklasse in Japan hat sich kontinuierlich erhöht. Im Premiumbereich ist nahezu jedes zweite Fahrzeug eine deutsche Marke.

Hinzu kommt, dass der wertmäßige Anteil der deutschen Importe am japanischen Pkw-Markt mit 7 Prozent nahezu doppelt so hoch ist wie ihr aktueller Marktanteil in Stückzahlen. Der durchschnittliche Exportwert eines deutschen Pkw nach Japan ist mit über 28.000 Euro zweimal so hoch wie der Durchschnittswert eines von Japan nach Deutschland importierten Pkw. Der Ausfuhrwert der deutschen Automobilindustrie nach Japan legte im bisherigen Jahresverlauf um 13 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro zu, während die Importe aus Japan um 3,4 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro zurückgingen. Prof. Gottschalk: „Damit haben wir eine erfreuliche positive Auto-Handelsbilanz mit Japan erreicht, auch wenn die Euro/Yen-Relation für unser Geschäft in Japan keineswegs hilfreich gewesen ist. Wir sind zuversichtlich, unsere Position in Japan weiter ausbauen zu können.“

Der Gesamtmarkt in Japan hat sich in den letzten Jahren stabil entwickelt, liegt aber immer noch unter dem Niveau von 1990. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erhöhte sich der Absatz in Japan um 1,6 Prozent auf gut 3,7 Mio. Pkw. Für das Gesamtjahr 2005 werden mit einem Plus von ebenfalls 1,6 Prozent deutlich über 4,8 Mio. neu zugelassene Pkw erwartet.

Am Erfolg in Asien sind die deutschen Zulieferer maßgeblich beteiligt. Prof. Gottschalk: „Sie zeichnen bei uns für 75 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. Dieser Anteil ist in anderen Ländern deutlich niedriger.“ Auf der Tokyo Motor Show präsentieren sich in diesem Jahr 25 deutsche Automobilzulieferer, darunter 13 auf dem VDA-Gemeinschaftsstand. Die Bandbreite der Technologien reicht dabei von Abgasnachbehandlungs- und Kühlsystemen, Sitzventilation bis zu Stand- und Zuheiz-Systemen, von Vakuumpumpen bis zur automatischen Reifendruckkontrolle, von Türmodulen und kompletten Lenksystemen bis zum Hybrid.

Die deutschen Zulieferer haben ihr Engagement in Japan weiter verstärkt. So hat Mahle einen Umsatz von 400 Mio. Euro Umsatz in diesem Land, Behr ist starke Partnerschaften eingegangen, die Klimaanlagen und Kühlersysteme herstellen. Hella hat eine strategische Allianz im Bereich der Lichttechnik geschmiedet. Brose und W.E.T. arbeiten mit lokalen Partnern zusammen. ThyssenKrupp Automotive plant die Errichtung einer Fertigungsstätte. Bosch ist der umsatzstärkste deutsche Zulieferer in Japan. Kolbenschmidt Pierburg, Webasto oder auch ZF unterhalten Tochtergesellschaften. Die deutsche Zulieferindustrie beschäftigt in Japan inzwischen mehr als 13.000 Mitarbeiter und erzielt Erlöse in Höhe von 5 Mrd. Euro. Weltweit stehen die in Tokio vertretenen Zulieferunternehmen für einen Umsatz von 90 Milliarden Euro mit rund 650.000 Beschäftigten, davon 280.000 Mitarbeiter in Deutschland.

Die deutsche Automobilzulieferindustrie hat ihren Umsatz in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt. Mit nahezu 1.800 Standorten in 74 Ländern ist sie die Industrie, die am stärksten global ausgerichtet ist. Allein in 17 Ländern Asiens unterhält sie mehr als 300 Produktionsbetriebe, Joint Ventures und Lizenznehmer. Sie hat in den letzten 10 Jahren ihre globale Präsenz um fast 100 Prozent erhöht.

Mehr als früher sind Kooperationsstrategien in Entwicklung und Produktion bei den deutschen Zulieferern zu verzeichnen. Prof. Gottschalk: „Dies spiegelt wider, dass die Aufgaben komplexer werden und die Entwicklungskosten steigen. Kooperationen mit Herstellern ermöglichen die frühzeitige Integration der Zulieferer in den Entwicklungsprozess und führen zu Synergien und Kostenvorteilen im internationalen Wettbewerb. Sie ersetzen Überkreuz-Beteiligungen, erhalten die Unabhängigkeit und sparen Investitionen und Aufwand. Alleingänge, zumal auf unbekanntem Terrain, erweisen sich dagegen oft als teuer und risikoreich.“

Die neuartige Zusammenarbeit von Hersteller-Allianzen einerseits in Kombination mit einer Zulieferkooperation andererseits – wie jetzt beim Hybrid in Deutschland – sei durchaus ein „Zukunftsmodell“: Die Partnerschaft zwischen VW, Audi und Porsche sowie ZF und Conti zur Entwicklung von Hybridsystemen ist auf der IAA in Frankfurt erstmals vorgestellt worden. Prof. Gottschalk: „Sie wird angesichts noch wenig fassbarer Mengenprognosen dieser Technologie auf manchen Märkten zu einer sinnvollen Bündelung der Kräfte führen und stellt eine interessante Koalition der Technologiepartner dar.“

Auch die Allianz zwischen BMW, DaimlerChrysler und General Motors zur gemeinsamen Hybridentwicklung zeige, dass hier „alte Grenzzäune eingerissen“ werden. „Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien – dass sich Wettbewerber im Markt auf gemeinsame Entwicklungsvorhaben sogar noch über nationale Grenzen hinweg einigen – wird jetzt praktiziert. Wer global erfolgreich sein will, muss auch global handeln und zu Kooperationen fähig sein“, unterstrich Prof. Gottschalk.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Eckehart Rotter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Westendstr. 61, 60325 Frankfurt Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261

NEWS TEILEN: