Pressemitteilung | Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)

Gottschalk: Nutzfahrzeuge im IAA-Jahr im kräftigen Aufwind

(Frankfurt am Main) - „Das Jahr 2004 ist für die Nutzfahrzeugbranche ein Jahr des Aufschwungs. Der Auftragsbestand hat kräftig zugelegt, die Produktion läuft auf vollen Touren und die Perspektiven für die Beschäftigung in diesem wichtigen Segment der Automobilindustrie haben sich deutlich verbessert. Wir gehen daher mit großer Zuversicht und voller Optimismus auf diese IAA“, betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am 17. August auf der IAA-Vorpressekonferenz in Hannover. Die 60. IAA Nutzfahrzeuge findet vom 23. bis 30. September 2004 in Hannover statt.

Vor zwei Jahren war die Nutzfahrzeugbranche noch in einer schwierigen Verfassung. Lage und Stimmung waren gedrückt, die Fabriken unterbeschäftigt, die Nachfrage nach Lkw und Transportern zäh. „Die Belebung der Märkte, Standortsicherungsvereinbarungen, verbesserte Kostenstrukturen, flexiblere Arbeitszeitmodelle, schlankere Prozesse, neue Produkte und Technologien sowie kundengerechte Service- und Dienstleistungspakete – verknüpft mit einer Zunahme der globalen Produktions- und Marktpräsenz – haben dieses Bild gründlich verändert“, so Prof. Gottschalk.

Das IAA-Motto „Nutzfahrzeuge: Mobile Zukunft“ stehe für eine neue Zuversicht dieser Branche, weil der Lkw gerade nach der EU-Osterweiterung zusätzliche Perspektiven erhalte und sich die Branche mit starken Impulsen in Hannover zu Wort melden werde.

Der VDA-Präsident unterstrich: „Die IAA bleibt die internationale Leitmesse mit Weltgeltung, die angesichts eines radikalen Konzentrationsprozesses in der europäischen Nutzfahrzeug-Messelandschaft ihre feste und herausragende Position weiter ausbaut. Sie ist nicht nur die weltweit größte Nutzfahrzeugmesse, sondern auch die einzige, die die gesamte Wertschöpfungskette rund um das Nutzfahrzeug abdeckt – vom Zulieferer über alle großen und kleinen Hersteller sowie Aufbautenlieferanten bis hin zu Anbietern von Logistik und Dienstleistungen. Vor allem hat sie unverändert ihre Bedeutung als zentraler Marktplatz für Produktneuheiten und Innovationen.“

Alle relevanten Nutzfahrzeugmärkte – ob Ost- oder Westeuropa, Amerika oder Asien – verzeichnen derzeit einen kräftigen Rückenwind. Davon profitieren die global aufgestellten deutschen Hersteller schwerer Lkw in besonderem Maße, die ihren Export bis einschließlich Juli um 17 Prozent steigern konnten. Auch die Neuzulassungen erhöhten sich in den ersten sieben Monaten um 16 Prozent, die Produktion wurde sogar um 23 Prozent ausgeweitet. Die Auftragseingänge für schwere Nutzfahrzeuge legten in diesem Zeitraum aus dem In- und Ausland gleichermaßen um über 30 Prozent zu. Im ersten Halbjahr 2004 konnten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil in Westeuropa auf 38,8 Prozent (plus 1,0 Prozentpunkte) und in Deutschland auf 73,2 Prozent (plus 0,6 Prozentpunkte) erhöhen.

„Damit zeichnet sich für das Gesamtjahr 2004 ab, dass Produktion, Export und Neuzulassungen von schweren Lkw gleichermaßen zweistellig zulegen werden“, sagte Prof. Gottschalk und nannte eine neue Prognose: Die Produktion schwerer Lkw werde in Deutschland auf 155.000 Einheiten (Vorjahr: 131.000) steigen, ihr Export werde auf 117.000 Fahrzeuge (Vorjahr: 101.000) zulegen, und mit 81.000 Einheiten (Vorjahr: 71.000) werden die Neuzulassungen schwerer Lkw ebenfalls anziehen. Während beim Export ein neuer historischer Rekord erzielt werden dürfte, der das bisherige „All-Time-High“ der Jahr 1982/83 von 109.000 Fahrzeugen sogar noch deutlich übersteigt, und die Produktion fast auf Höhe des bisherigen Rekordergebnisses des Jahres 1981 (158.000) liegen dürfte, weise der Inlandsmarkt durchaus noch Wachstumspotenzial auf. Bescheidener, aber dennoch eindeutig positiv fallen die Erwartungen im Transporterbereich aus. Hier wird für das Gesamtjahr mit einer Belebung der Neuzulassungen um 5 Prozent gerechnet.

„Die 60. IAA Nutzfahrzeuge wird den Startschuss für radikal abgasreduzierte Nutzfahrzeuge geben“, betonte der VDA-Präsident. Mit den neuen Technologien zur Emissions- und Verbrauchsreduzierung stehe diese Industrie vor einem „ökologischen Quantensprung“. Auf der Messe werden zahlreiche Fahrzeuge präsentiert werden, mit denen schon im kommenden Jahr die erst im Jahr 2006 verbindliche und extrem anspruchsvolle Grenzwertstufe 4 und sogar die erst ab 2008/2009 geltende Grenzwertstufe Euro 5 erfüllt werden. Prof. Gottschalk: „Mit den dabei eingesetzten Technologien werden Lkw und Busse zu ‚ökologischen Saubermännern‘ auf unseren Straßen.“

Neben der Umwelt steht das Thema Verkehrssicherheit im Vordergrund der 60. IAA Nutzfahrzeuge. Die Tatsache, dass sich die Unfallhäufigkeit von Lkw in Deutschland – bezogen auf die geleisteten Fahrzeugkilometer – bereits seit 1970 um über 70 Prozent reduziert hat, ist vor allem auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der Sicherheitssysteme im Fahrzeug zurückzuführen. Mehr und mehr stehen die Erfolge einer erhöhten aktiven Sicherheit, also der Vermeidung von Unfällen durch elektronische Helfer und Fahrerassistenz, im Blickpunkt. Elektronische Fahrdynamik-Stabilitätsregelungen, adaptive Abstandsregelung oder Spurhalte-Assistenten bis hin zu steer-by-wire-Systemen, die eine Fahrerentlastung durch den Ausgleich von Störgrößen wie Seitenwind oder Spurrinnen ermöglichen, sind Kernthemen, an denen Nutzfahrzeughersteller wie Zulieferer mit Hochdruck arbeiten und zu denen auf der IAA innovative Beiträge präsentiert werden. Die Umsetzung der freiwilligen Selbstverpflichtung der im VDA organisierten Lkw-Hersteller, bei Lkw über 7,5 t neue Spiegel-Systeme ohne „toten Winkel“ beim Abbiegen serienmäßig einzusetzen, beginnt mit der IAA. Hinzu kommen Fahrsicherheitstrainings für Fahrer von Omnibussen und Transportern.

Kritik übte Prof. Gottschalk an den zu geringen Investitionen in die Straße: „Deutschland tut entschieden zu wenig für die Modernisierung seiner Infrastruktur.“ Um das Finanzvolumen des Bundesverkehrswegesplans von 5,2 Mrd. Euro zu erfüllen, müssten die Investitionen um rund 1 Mrd. Euro jährlich angehoben werden. Prof. Gottschalk: „Dabei darf nicht vergessen werden – jede Milliarde Euro für Verkehrsinvestitionen sichert 20.000 Arbeitsplätze in Deutschland.“

Das Zur-Kasse-Bitten von Lkw lasse sich schon lange nicht mehr mit Wegekosten rechtfertigen: „Schon heute überdeckt nämlich das inländische Nutzfahrzeug durch die Besteuerung von Mineralöl und Kraftfahrzeug die ihm anlastbaren Wegekosten mit 140 Prozent deutlich.“ Die Frage, ob sich Deutschland auf Dauer eine Quersubventionierung der Schiene leisten könne und solle, stelle sich immer dringlicher. Trotz massiver Investitionen in das Schienennetz habe sich der Anteil im Güterverkehr zwischen Straße und Schiene nicht verändert. Ohne das Nutzfahrzeug werde die auch künftig weiter wachsende Transportnachfrage, die heute bereits zu über 70 Prozent auf der Straße abgewickelt werde, nicht annähernd zu bewältigen sein.

Zur 60. IAA Nutzfahrzeuge werden 1.350 Aussteller erwartet, ein Plus von 10 Prozent gegenüber der letzten IAA. 220.000 qm Fläche werden in Hannover belegt, ebenfalls ein Zehntel mehr als zwei Jahre zuvor. Davon sind 185.000 qm Ausstellungsfläche in den Hallen – auch hier ein neuer Höchststand. Die Zulieferer stellen mit mehr als der Hälfte der Aussteller die größte Gruppe, ihre Beteiligung ist mit rund 750 Unternehmen so umfassend wie nie zuvor. Die über 40 Busaussteller belegen 18.000 qm Fläche, rund 6.000 qm mehr als vor zwei Jahren.

Prof. Gottschalk: „Mit dieser Zunahme der Ausstellerzahlen und dem Flächenanstieg ist die IAA die einzige bedeutende internationale Fachmesse, der es gelungen ist, ihre Ausstellerbilanz deutlich zu steigern.“ Der VDA als Veranstalter der IAA hat sich vorgenommen, auch in diesem Jahr wieder die Zielmarke von 200.000 Gästen auf der IAA zu überschreiten. Das bewährte Konzept der IAA Nutzfahrzeuge – die umfassende Information der Besucher durch ausgestellte Produkte, flankiert von zahlreichen Fachvorträgen – wurde weiter ausgebaut und optimiert: In 13 Fachveranstaltungen werden alle wichtigen Nutzfahrzeug-Themen umfassend behandelt. Das Programm ist maßgeschneidert für die jeweilige Besuchergruppe. So werden mit Schwerpunktthemen zur Bauwirtschaft und zum Handwerk beispielsweise Anwenderfragen in den Mittelpunkt gestellt, weitere Themen sind Transportersicherheit, Gefahrgutrecht, kombinierter Verkehr, Logistik oder die EU-Osterweiterung. Erstmals finden im Demo-Bereich für Nutzfahrzeuge nördlich Halle 26 neben Vorführungen zur Ladungssicherung und Omnibussicherheit auch Präsentationen mit Kommunalfahrzeugen statt.

Der IAA-Eröffnung am 23. September mit Bundeswirtschaftsminister Clement vorgeschaltet sind wieder zwei Pressetage, der 21. und 22. September, mit insgesamt rund 40 Pressekonferenzen. Erstmals werden am 21. September auf dem „Abend der Nutzfahrzeugpresse“ die renommierten Preise „Truck of the Year“, „Van of the Year“ und „Bus of the Year“ vergeben. Insgesamt werden mehr als 2.000 Journalisten zehn Tage lang über die IAA berichten.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Westendstr. 61, 60325 Frankfurt Telefon: 069/975070, Telefax: 069/97507261

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