Pressemitteilung | (HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V.

HESSENMETALL zum Fachkräftemangel in der M+E-Industrie / Fasbender: "Hessische M+E-Industrie fordert gezielte MINT-Offensive!" / Mehr MINT-Unterricht und Schulterschluss zwischen Schulen und Unternehmen

(Frankfurt am Main) - "Zur aktuellen Situation beim Fachkräftebedarf haben unsere Mitgliedsunternehmen bereits jetzt einen massiven Mangel im naturwissenschaftlich-technischen Bereich festgestellt - und zwar bei den Auszubildenden, aber schlimmer noch bei den Fachkräften und Akademikern", fasste Volker Fasbender, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL, eine aktuelle Umfrage in Hessens größter Industrie zusammen. An ihr hatten sich im Oktober 238 Unternehmen mit 113.100 Beschäftigten beteiligt. "Wir brauchen eine gezielte MINT-Offensive", so Fasbender weiter. Die Schüler bräuchten mehr Unterrichtsstunden in den MINT-Fächern. Die "naturwissenschaftliche, schulische Lücke" in den Jahrgangsstufen 5 und 6 müsse geschlossen werden. Der Unterricht müsse praxisorientierter werden. Und Schulen und Unternehmen sollen intensiver und besser kooperieren, um mehr "unentschlossene, aber begabte" Schülerinnen und Schüler an MINT-Berufe und -Studiengänge heranzuführen.

Hessische Schüler brauchen mehr Unterrichtsstunden in den MINT-Fächern: Der Anteil an MINT-Unterricht in Deutschland und Hessen ist im internationalen Vergleich sehr unterentwickelt und wird von der Bildungspolitik noch immer stiefmütterlich behandelt. Kaum jede vierte Unterrichtsstunde für 12 bis 14-jährige Schüler entfällt auf MINT-Fächer. "Die Schulpolitik ignoriert, dass unsere Exportnation nicht nur ein Land der Dichter und Denker ist, sondern auch ein Land der Tüftler und Techniker. Vor allem von diesen leben wir alle - und zwar gut", so Fasbender. Tüftler und Techniker studieren MINT-Fächer aber nur, wenn sie zuvor in der Schule diese Fächer ausreichend angeboten bekommen. Hier liegen - laut aktueller OECD-Studie - Länder wie Russland und Osteuropa weit vorne.

Die in Hessen vorhandene "naturwissenschaftliche, schulische Lücke" in den Jahrgangsstufen 5 und 6 muss geschlossen werden. In der Grundschule haben die MINT-Fächer ihren Platz im Sachkundeunterricht. Nach dem Wechsel in die weiterführende Schule erfolgt hier "ein Bruch". Die klassischen Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie) werden häufig erst in den Jahrgangsstufen 7 und 8 angeboten, und dies meist sehr theoretisch und sehr fachbezogen. "Wir fordern daher ein MINT-Fächer übergreifendes Fach "Naturphänomene" für die Jahrgangsstufen 5+6". So der HESSENMETALL-Hauptgeschäftsführer. In Baden-Württemberg werde dieses Fach seit einigen Jahren erfolgreich unterrichtet. Lückenloser MINT-Unterricht ist für uns als Exportnation ein Muss.

Der Unterricht in den MINT-Fächern muss hessenweit lebensnäher und praxisorientierter werden. Die Hirnforschung zeigt, dass Lernen nur gelingt, wenn der Stoff "Lebensrelevanz" für Schüler hat. Trotz des erfolgreichen hessischen Lehrerfortbildungsprogramms "SINUS" gibt es im praktischen Unterricht weiter großen Handlungsbedarf.

Und schließlich sollten Schulen und Unternehmen besser kooperieren, um mehr "unentschlossene, aber begabte" Schülerinnen und Schüler an MINT-Berufe und -Studiengänge heranzuführen. Die erfolgreichen Bemühungen der hessischen Landesregierung und Wirtschaft bei der schulischen Berufsorientierung (Stichworte: Gütesiegel Berufsorientierung, Kompetenzfeststellung, Azubi-MINToring) sollten dazu genutzt werden.

Hintergrund aus der Umfrage:
Der Beschäftigungsbedarf werde weiter steigen, aber die Besetzung gelinge immer schlechter. Bereits 37 Prozent der Unternehmen können ihre Akademiker-Positionen nicht mehr planmäßig besetzen, 35 Prozent ihre Fachkräfteplätze und noch fast ein Fünftel die Ausbildungsstellen. Und sie erwarten hier eine deutliche Verschärfung: auf jeweils 45, 46 und 26 Prozent. Dabei sind die Gründe unterschiedlich: Liegt es bei den Auszubildenden häufig an einer zu geringen MINT-Qualifikation, gibt es inzwischen einfach zu wenig Bewerber bei den Fachkräften und Akademikern. Dementsprechend bewerten die Unternehmen auch die wirtschaftlichen Auswirkungen differenziert: bei den Auszubildenden noch als "relativ gering", bei den Fachkräften und Akademikern aber schon als "stark". Denn die M+E-Unternehmen werden an ihrem Wachstum künftig vor allem dadurch gehindert, dass es weniger qualifizierte Arbeitskräfte gibt. Eine Abkühlung der Konjunktur bremse diese Entwicklung nur kurzfristig aus. Dabei tue die hessische M+E-Industrie "schon eine ganze Menge": Die unbefristete Übernahme ist bei 76 Prozent die Regel, die übrigen Jugendlichen orientierten sich eher selbst anders. 37 Prozent der Ausbildungsplätze werden über den eigenen Bedarf hinaus zur Verfügung gestellt, 12 Prozent der Betriebe bilden förderungsbedürftige Jugendliche aus. Und schließlich bieten sie 658 dualen Studiengängern einen Arbeitsplatz.

Quelle und Kontaktadresse:
HESSEN METALL Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V. Dr. Ulrich Kirsch, Leitung, Presse und Kommunikation Emil-von-Behring-Str. 4, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95808-0, Telefax: (069) 95808-126

(tr)

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