Pressemitteilung |

Hannover Messe 2001: Politik belastet Strompreise

(Hannover) - Der intensive Wettbewerb im deutschen Strommarkt brachte für alle Kunden deutlich niedrigere Preise. Für die Industrie gab es Nachlässe bis zu 50 Prozent. Im Durchschnitt zahlten die Betriebe im Jahr 2000 rund 35 Prozent weniger für Strom als vor der Liberalisierung 1998, berichtet der Verband der Elektrizitätswirtschaft auf der Hannover Messe.

"Der Wettbewerb im Strommarkt ist allerdings keine Einbahnstraße zu immer niedrigeren Preisen", erklärte VDEW-Präsident Günter Marquis. Nach der teilweise durch Überreaktionen geprägten Startphase im liberalisierten Markt folge jetzt die Normalisierung. Seit dem Tiefstand Mitte 2000 stiegen die Strompreise für die Industrie bis Anfang 2001 um 15 Prozent, ermittelte VDEW. Damit sei das Preisniveau aber immer noch 30 Prozent niedriger als 1998.

Steigende Brennstoffkosten

Preistreibend wirkten im Jahr 2000, so Marquis, die steigenden Brennstoffkosten: So mussten die Stromversorger für Importkohle 22 und für Erdgas 45 Prozent mehr zahlen als 1999. Der Brennstoffmix und insbesondere die preisgünstige Kernenergie hätten jedoch dafür gesorgt, dass der Anstieg nicht voll auf die Strompreise durchschlug.

Der Staat kassiert kräftig mit

"Der Staat dreht zunehmend an der Strompreisschraube", kritisierte Marquis. Die dadurch verursachten Kosten zehrten an den unter großen Anstrengungen erreichten Rationalisierungserfolgen der Stromwirtschaft. 2001 steige die Belastung von Industrie und Gewerbe durch die Ökosteuer auf rund 1,3 Milliarden (Mrd.) DM, rechnet VDEW vor.

Ferner kletterten die Kosten für die Betriebe durch die Gesetze zur Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung und regenerativen Energien auf jeweils etwa eine Mrd. DM. "Diese politischen Kosten machen etwa ein Drittel der elf Mrd. DM aus, um welche die jährliche Stromrechnung von Industrie und Gewerbe gesunken ist."

EU-Markt braucht Harmonisierung

Enttäuscht ist die deutsche Elektrizitätswirtschaft darüber, daß der jüngste Vorstoß der EU-Kommission zur Beschleunigung der Marktöffnung beim EU-Gipfel in Stockholm zurückgestellt wurde. Die unterschiedliche Öffnung der Strommärkte führe zu Nachteilen für den Wirtschaftsstandort Deutschland: "Deutschen Stromversorgern bleibt ein großer Teil des Marktes verschlossen." Umgekehrt können ausländische Anbieter voll ins deutsche Stromgeschäft einsteigen.
"Deutschland war Vorreiter beim Wettbewerb im Strommarkt", betonte Marquis.

Während die EU-Richtlinie die stufenweise Öffnung vorsieht, sei die Entwicklung in einigen Ländern weit darüber hinaus gegangen. "Deutschland hat ebenso wie Finnland, Großbritannien und Schweden seinen Strommarkt bereits zu 100 Prozent geöffnet. Nur in diesen vier Ländern können alle Kunden ihren Stromlieferanten frei wählen - auch die Haushalte. Dieses Europa der zwei Geschwindigkeiten muß zügig harmonisiert werden, um Chancengleichheit zu gewährleisten", fordert Marquis.

Bundesrepublik ist Strom-Transitland

Dringend notwendig, so VDEW, sind jetzt einheitliche Vorgaben für die Nutzung der Stromnetze beim grenzüberschreitenden Handel. Dabei gehe es nicht nur um den Preis, sondern auch um die technischen Spielregeln. "Das Preissystem muß sich an der Kostenverursachung orientieren", fordert Marquis. "Wer die Netze nutzt, muß auch dafür bezahlen."

Die bisherigen Vorstellungen der Kommission, die Kosten für die Nutzung der Stromnetze größtenteils zu sozialisieren, stoßen dagegen auf Kritik: "Da Deutschland in ganz erheblichem Maß Transitland im EU-Strommarkt ist, würden die deutschen Verbraucher mit zusätzlichen Kosten belastet", erklärte Marquis.

Auch die Brüsseler Pläne für eine unmittelbar in den Ländern anzuwendende Verordnung finden keinen Beifall der deutschen Stromwirtschaft. Marquis: "Die Kommission will damit immer mehr administrative Kompetenzen an sich ziehen. Eine Brüsseler Super-Regulierungsbehörde stößt nicht nur bei der Wirtschaft auf Kritik."

Quelle und Kontaktadresse:
Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke - VDEW - e.V. Stresemannallee 23 60596 Frankfurt Telefon: 069/63041 Telefax: 069/6304289

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