Pressemitteilung | Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL)

Herausforderung Klimawandel / Agrartagung des BDL in Berlin

(Berlin) - „Der Umgang mit dem Klimawandel gehört zu den großen Herausforderungen für uns. Denn wir stehen doppelt in der Verantwortung: Wir sind einerseits Mitverursacher, andererseits Teil der Lösung. Das dürfen wir bei der Marktausrichtung unserer Betriebe keinen Moment außer acht lassen“, so Anne Hartmann, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), nach der Agrartagung am Dienstag, 1. April 2008. Der BDL hatte dazu junge LandwirtInnen und alle Interessierten nach Berlin eingeladen.

Gemeinsam mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Politik diskutierten sie über den Klimawandel, seine Auswirkungen und Strategien für die Landwirtschaft. Mit dabei: Ministerialrat Franzjosef Schafhausen aus dem Bundesumweltministerium. Er stellte die aktuelle Klimaschutzpolitik der Bundesregierung vor.

Es gehe nicht darum, künftig für jede Kuh ein Emissionszertifikat auszustellen, sondern um die Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels. Auch wenn die Maßnahmen auf den ersten Blick teuer erscheinen, koste unterlassener Klimaschutz global gesehen zehn mal so viel wie die Vermeidungs- und Anpassungsmaßnahmen, rechnete Schafhausen auf der Agrartagung vor.

Eine langfristige Modellrechnung zum Klima machte Andrea Lüttger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung auf. „Bis Mitte des Jahrhunderts wird es ungefähr 2,5 Grad Celsius wärmer werden“, sagte sie. Zwar würden sich hierzulande die Niederschläge in der Summe vorerst wenig verändern, allerdings würden die Winter feuchter, die Sommer trockener, die regionale Ungleichverteilung größer. Daher sei bis Mitte des Jahrhunderts in einigen Regionen durchaus mit steigenden Erträgen zu rechnen.

Wie die nachfolgende Diskussion zeigte, sind die jungen LandwirtInnen gut vorbereitet. Ein klarer Zuschnitt von Düngung, Bodenbearbeitung und Fruchtfolge auf die Klimabedingungen verstehe sich von selbst, sagten sie. Die Hoffnung auf eine zweite Ernte im Jahr nahm Lüttger der Landwirtschaft. Die Winter würden zwar milder, aber die Fröste blieben unberechenbar, erklärte sie.

Der Klimawandel bietet dennoch Chancen für die Landwirtschaft. Die Produktion von Biomasse und Bioenergie zur Energiegewinnung, die zunehmend zum zweiten Standbein für die Landwirtschaft wird, gehört dazu. „Wir produzieren gern erneuerbare Energien. Zugleich bleibt die Produktion von Nahrungsmitteln unsere Hauptaufgabe“, machte die BDL-Bundesvorsitzende Anne Hartmann in der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich.

Auch wenn die Erwärmung für steigende Erträge sorgen könne, warnte der Agrarprofessor Dieter Trautz von der Universität Osnabrück vor überschwänglichem Optimismus. Denn die Qualität steige nicht gleichermaßen. Es sei vielmehr zu befürchten, dass die Struktur der Böden sich verschlechtere.

Die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm sorgte mit ihrem Vorschlag, die Fütterungsstrategien klimaverträglich anzupassen, für Unmut bei den Landwirten. „Ich würde verdammt gern Eiweißfuttermittel aus unserer Region einsetzen. Aber sagen Sie mir, welche ich nehmen kann. Es gibt keine Ersatzmittel auf dem Markt…“, so der stellvertretende BDL-Vorsitzende Johannes Scharl. Andere AgrarierInnen berichteten von ihren Versuchen, sich autark mit eiweißreichen Futtermitteln zu versorgen – bisher ohne Erfolg. An dieser Stelle kommen die LandwirtInnen allein nicht weiter. Vielmehr brauche es eine stärkere Förderung der Agrarforschung, um regional eiweißreiche Futterpflanzen erzeugen zu können.

Zugleich forderten die jungen LandwirtInnen eine Abschaffung der Flächenstilllegung und eine Reduzierung der Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen für Siedlungsmaßnahmen und Straßenbau. In diesem Zusammenhang warnte Florian Schöne vom Naturschutzbund vor dem Umbruch von Niedermoorstandorten, weil dieser viel CO2 freisetze. Seine Vorschläge für die Landwirtschaft zeigten, wie nah sich Umweltschutz und Landwirtschaft sind. Wechselnde Fruchtfolgen und die Verteilung des Risikos schlechter Ernten durch den Anbau verschiedener Kulturen gehörten zu den wichtigen Anpassungsstrategien der Landwirtschaft an den Klimawandel. Zudem dürfe man beispielsweise Kühe nicht einseitig nach ihrem Methangasausstoß bewerten, sondern müsse ihren gesamten Nutzen für die Gesellschaft betrachten. Dabei werde oft vergessen, dass „Milchkühe Landschaftspfleger sind“, so Schöne.

Trotz Meinungsverschiedenheiten ging es bei der BDL-Agrartagung stets um die unmittelbare Zusammenarbeit. – Ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst das Problem des Klimawandels genommen wird. „Der Klimawandel ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Wir werden das unsrige tun, um Umwelt und Klima zu schützen – als Land- und EnergiewirtInnen“, so die BDL-Vorsitzende Anne Hartmann nach der Veranstaltung.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Deutschen Landjugend im Deutschen Bauernverband e.V. (BDL), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-253, Telefax: (030) 31904-206

(tr)

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