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Hoch auflösendes Fernsehen (HDTV): Die Zeit ist reif

(Hannover) - Moderne Flachbild-Fernseher und Projektions-TVs, einer der heißesten Trends der Unterhaltungselektronik, sind nicht nur eleganter und größer als die bewährten Bildröhren-Geräte. Sie können die Bilder zumeist auch mit deutlich feineren Details darstellen – Fachleute sprechen von höherer Auflösung. Die technischen Eckdaten der flachen Displays und Projektoren sprechen eine klare Sprache: Schon mittelgroße Kaliber setzen die Bilder zum Beispiel aus 768 Zeilen mit je 1.280 Rasterpunkten (Pixels) zusammen und sind so bereits für Bilder mit höherer Auflösung geeignet.

Damit stehen diese Apparate für ein Qualitätspotential, das unsere heutigen Programmquellen noch gar nicht vollständig ausreizen. So strahlen die Fernsehsender in Europa, ganz gleich ob digital oder analog, die bewegten Bilder mit nur 625 Zeilen aus und lediglich 576 Zeilen davon sind tatsächlich sichtbar. Auch die DVD, deren Normen sich aus den Fernsehstandards ableiten, liefert in Europa 576 Zeilen.

Die Zeit ist also reif für eine Diskussion, die Programmproduzenten, Fachgremien, Rundfunksender und Gerätehersteller längst aufgenommen haben: Wann und wie kommt in Europa der nächste Schritt in der technischen Entwicklung des Rundfunks – hin zu hoch auflösendem Fernsehen (High Definition Television, HDTV)?

Das Thema ist keineswegs neu: Schon in den achtziger Jahren arbeiteten die europäischen Fernsehsender und die Geräte-Industrie gemeinsam an der HDTV-Einführung, doch sie setzten, während sich die digitale Revolution mit all ihren technischen und wirtschaftlichen Vorteilen bereits abzeichnete, damals noch auf analoge Übertragungsverfahren. Diesen Weg haben sie deshalb Anfang der neunziger Jahre aufgegeben.

Inzwischen hat sich HDTV in anderen Regionen der Welt bereits zum festen Bestandteil des Medienangebots entwickelt. In den USA übertragen schon über 1.000 Fernsehsender Teile ihres Programms in HDTV – zum Teil im Simulcast-Betrieb, also parallel zur Ausstrahlung in Standard-Auflösung. CBS beispielsweise sendet nahezu das gesamte Prime-Time-Angebot zwischen 20 und 23 Uhr täglich in HDTV. Kabel-Programmanbieter wie HBO oder Discovery übertragen zwischen 30 und 75 Prozent ihrer Programme in HDTV-Auflösung. DirecTV betreibt 39 HDTV-Satelliten-Kanäle, die pro Tag 14 Stunden Programm in HD-Qualität aus dem Orbit funken.

In Japan gibt es schon seit den neunziger Jahren analoges HDTV, dort Hi-Vision genannt, das voraussichtlich bis etwa zum Jahr 2010 allmählich ausläuft. Denn seit Dezember 2000 wird im fernöstlichen Inselreich auch digitales Hi-Vision über sieben Satelliten-Kanäle übertragen. Außerdem können die Einwohner der drei größten Städte des Landes, Tokio, Osaka und Nagoya, seit Ende letzten Jahres HD-Bilder auch terrestrisch empfangen. Australien startete im Januar 2001 mit terrestrischem HDTV, Korea setzt ebenfalls zunächst auf terrestrisches HDTV. Dort begann die hochzeilige Ausstrahlung im September 2000. In China laufen bereits seit Oktober 1999 HDTV-Testprogramme.

In Europa startete am 1. Januar dieses Jahres ein erstes HDTV-Projekt, initiiert von der belgischen Produktionsfirma Alfacam. Der über digitale Kanäle des Satellitensystems Astra ausgestrahlte Dienst überträgt die bewegten Bilder mit 1.080 Zeilen. Folglich tauften die belgischen HDTV-Pioniere ihr Vorhaben auf den Namen Euro1080. Das Programm besteht aus einem „Main Channel“, der zurzeit noch frei empfangbar, ab Mai aber voraussichtlich verschlüsselt ausgestrahlt wird, und einem „Event-Channel“, der die Übertragung großer Sport- oder Kulturereignisse geschlossenen Zuschauergruppen, etwa in digitalen Kinos, zugänglich machen soll. Mit Übertragungen beispielsweise des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker oder ausgewählter Bundesliga-Spiele sind bereits Highlights gesetzt worden.

Wie europäisches HDTV künftig auf eine breitere Basis gestellt werden kann, berät seit Ende des letzten Jahres eine neu eingerichtete, ständige Arbeitsgruppe der Deutschen TV-Plattform. Sie knüpft damit an die Entstehungsgeschichte der TV-Plattform an: Dieses Forum für Programmanbieter, Netzbetreiber und Gerätehersteller hatte sich ursprünglich gegründet, um den ersten europäischen HDTV-Anlauf organisatorisch zu begleiten.

Auch Premiere, der deutsche Anbieter für Abonnenten-Fernsehen, zeigte bereits erstes Interesse am Thema HDTV. So übertrug der Sender am 1. Februar dieses Jahres die Super Bowl, das Finale des American Football vom Austragungsort Houston, USA, in HDTV.

Im Bereich der Fernsehproduktion ist das Thema High Definition bereits dem Experimentierstadium entwachsen: HD-Kameras und -Aufzeichnungsgeräte gehören in modernen Studios zur technischen Standard-Ausrüstung und immer mehr Produktionen werden von vornherein in hoch auflösender Technik aufgenommen – zum Beispiel die dreiteilige Dokumentation „Stalingrad“, die in Zusammenarbeit mit dem Historiker Guido Knopp für das ZDF gedreht und bereits in 20 Länder verkauft wurde.

Spektakuläre Chancen für einen europäischen HDTV-Start auf breiterer Basis bieten die großen Sport-Ereignisse, die Olympischen Spiele in Athen 2004 und die Fußball Welt-meisterschaft in Deutschland 2006. Host Broadcast Services (HBS), vom Fußballverband FIFA mit der Organisation der WM-Fernsehübertragung beauftragt, hat bereits entschieden, das gesamte Turnier mit mindestens 20 HD-Kameras pro Spiel aufzunehmen. In welchem Maß die Rundfunksender in Deutschland diese Quelle für HDTV-Ausstrahlungen nutzen werden, ist bislang noch offen.

Aber auch mit den heute üblichen Programmen in Standard-Auflösung lassen sich die großen neuen Flachbild-Fernseher und Projektoren – von denen viele bereits für hoch auflösende Bilder geeignet sind - natürlich sinnvoll nutzen. Eingebaute Digital-Schaltungen rechnen die von den Programmquellen angebotenen Signale einfach auf das feinere Raster der Bildschirme um und sorgen zugleich für zahlreiche andere Bildverbesserungen – etwa intensivere Farben, mehr Kontrast, geringeres Rauschen und flüssigere Bewegungen. So sorgen die Großkaliber für intensiven, überzeugenden Mediengenuss – selbst wenn die technisch idealen HDTV-Programme noch eine Weile auf sich warten lassen. Doch eines scheint sicher: Das Thema HDTV ist in Europa von der gesamten Medienwirtschaft nicht mehr zu ignorieren, zumal die Geräteindustrie durch ihre weltweiten Aktivitäten in anderen Märkten bereits mit HD-fähigen Geräten im Markt vertreten ist.

Quelle und Kontaktadresse:
gfu / Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik e.V. Borcherstr. 6a, 30559 Hannover Telefon: 0511/529999, Telefax: 0511/512848

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