Pressemitteilung | DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

Hochwasservorsorge und Gefahrenmanagement im Angesicht der Hochwassersituation im Alpenraum / Situation ähnlich wie Pfingsten 1999

(Hennef) - Die aktuelle Hochwassersituation im nördlichen Alpenraum ähnelt dem Hochwasser von Pfingsten 1999. Damals wurden umfangreiche Planungen und Maßnahmen zum Hochwasserschutz begonnen; die Umsetzung konnte aber noch nicht vollständig abgeschlossen werden. Die in der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) und ihrer Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften organisierten Fachleute bieten ihre Erfahrung allen interessierten Kreisen an.

Angesichts der aktuellen Hochwasserlage in Südbayern, in Teilen Österreichs und der Schweiz drängt sich der Vergleich mit dem Hochwasser von Pfingsten 1999 auf. Die diesjährige Hochwassersituation wurde durch massive Starkniederschläge im Zuge einer sogenannten Vb-Wetterlage ausgelöst, wie übrigens im Jahr 2002 im Elbegebiet auch. Wasserreiche, feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum bringen dabei - diesmal in den nördlichen Alpen - ergiebige Niederschläge hervor. Es wurden bis 150 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden gemessen. Diese Regenmassen können von den seit Wochen wassergesättigten Böden nicht zurückgehalten werden. Selbst kleine Gewässer werden bei diesem Wasserandrang zu reißenden Flüssen.

Die extremen Niederschläge der vergangenen Tage haben vielerorts Schlammlawinen ausgelöst, die mit den sturzbachartigen Überschwemmungen zum teilweisen Zusammenbrechen der Verkehrsinfrastruktur geführt haben. In einigen Alpentälern herrschen chaotische Verkehrszustände, zahlreiche Ortschaften sind nur aus der Luft erreichbar. Die Überschwemmungen haben bereits Todesopfer gefordert.

Nach den Erfahrungen mit dem Pfingsthochwasser 1999 wurden in Bayern viele Anstrengungen zum Hochwasserschutz unternommen. Die Fluten im Elberaum im Jahr 2002 gaben den Anstoß, insbesondere auf Grundlage klarer bundesgesetzlicher Regelungen Vorgaben für die Nutzungen an Gewässern, zur Hochwasservorsorge und der Katastrophenschutzplanung in praktisches Handeln umzusetzen.

Das Hochwasserschutzgesetz, das am 10. Mai 2005 in Kraft getreten ist, kann nach Ansicht der Experten in der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) deutliche Verbesserungen bei der Hochwasservorsorge bringen. Ein Teil des Gesetzes, z. B. die Vorgaben für die Bauleitplanung in Überschwemmungsgebieten, gilt direkt, das heißt, Umsetzungsakte der Länder sind nicht erforderlich. Auf bereits festgesetzte Überschwemmungsgebiete sind die neu geregelten Ge- und Verbote deshalb sofort anwendbar.

In der aktuellen Situation müssen sich die Katastrophenplanungen und getroffenen Schutzmaßnahmen an der Realität bewähren. Weitere Anstrengungen zu einer besseren Hochwasservorsorge werden gerade nach den gegenwärtigen Erfahrungen zu einem besonnenen Umgang mit den Naturgefahren führen müssen.

Dabei wird gerade die Bestimmung der durch Hochwasser bedrohten Gewässer bzw. Gewässerabschnitte und die nachfolgende Festsetzung von Überschwemmungsgebieten an diesen Strecken zu einer deutlichen Stärkung des Hochwasserschutzes führen. Vor allem muss damit die Entstehung neuer Schadenspotenziale vermieden werden.

Die DWA befasst sich bereits seit vielen Jahrzehnten mit den Fragen des vorsorgenden Hochwasserschutzes. Es liegen umfassende Regelwerke für die hydrologische Bemessung von Hochwasserabflüssen, zur Planung und Gestaltung wasserbaulicher Anlagen und zur Umsetzung von Baumaßnahmen des Hochwasserschutzes vor. Die DWA erarbeitet ferner Vorgaben für die Steuerung von Hochwasserentlastungen und hält Leitfäden vor, in denen die Möglichkeiten des naturnahen Gewässerausbaus mit Ziel des Hochwasserrückhalts dargelegt werden.

Erst in diesem Jahr wurde der Fachausschuss "Hochwasservorsorge" gegründet, der die vorliegenden Fachkenntnisse in diesem Themenfeld bündelt. Die DWA arbeitet zur Hochwasservorsorge gemeinsam mit ihrer Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften (FgHW) einerseits eng mit den Bundesländern zusammen, indem mit der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) die Leitlinien für die Anfertigung von Hochwassergefahrenkarten ausgearbeitet werden. Andererseits werden gemeinsam mit den Trägern und Betreibern von Anlagen der Abwasserbehandlung und Stadtentwässerung Vorgaben für die Hochwasserabwehr und Objektsicherung erarbeitet, die im praktischen Hochwasserschutz eine wichtige Rolle spielen.

Neben den genannten Initiativen arbeitet die DWA eng mit den Länderverwaltungen an der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zusammen. In diesem Zusammenhang weisen DWA und FgHW darauf hin, dass die WRRL wichtige Ansätze enthält, die Wasserwirtschaft mit dem Ziel der Hochwasservorsorge mit den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden. Gerade die Betrachtungsebene der Einzugsgebiete ermöglicht die Hochwasservermeidung in der Fläche. Umfassende Renaturierungsmaßnahmen in den Auen und angepasste land- und forstwirtschaftliche Verfahrensweisen legen den Grundstein für den Wasserrückhalt in der Fläche.

Die DWA und die FgHW bieten ihre Erfahrung allen interessierten Kreisen an und wenden sich mit dem Angebot eines umfassenden Erfahrungsaustauschs sowohl an die Entscheider und Fachleute in den Verwaltungen von Bund, Ländern und Gemeinden als auch an die mit der Planung beauftragten Büros und Fachplaner.

Quelle und Kontaktadresse:
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef Telefon: 02242/8720, Telefax: 02242/872135

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