Pressemitteilung | Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL)

Hoffnungsschimmer Versorgungsstärkungsgesetz / BDL zur Reform der medizinischen Versorgung

(Berlin) - "Dem Land gehen die Ärzte aus. Das soll sich mit dem Versorgungsstärkungsgesetz ändern. Denn es erweitert den Spielraum der Verantwortlichen vor Ort für einen Landarztzuschlag", stellt Julia Müller fest. Doch der stellv. Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) dauert das zu lange. "Das ist wie eine Operation am offenen Herzen, bei der das OP-Besteck noch gekauft und sterilisiert werden muss", stellt sie klar.

Schon lange plädiert der größte Jugendverband im ländlichen Raum für einen automatischen Landarztzuschlag, um Anreize für die Niederlassung junger Ärzte zu schaffen. Doch das dürfe nicht im Vielleicht verebben, sondern muss für jeden handfest nachvollziehbar sein. "Das ist sonst ein Teufelskreis. Mit jeder Praxis, die bei uns dicht macht, verschwindet ein Stück Lebensqualität aus dem Dorf. Doch wo die Infrastruktur löchrig wird, will keiner mehr hinziehen - auch keine jungen Ärzte", sagt die junge Frau.

In dem im Juni vom Bundestag beschlossenen und vorige Woche vom Bundesrat gebilligten GKV-Versorgungsstärkungsgesetz ist auch geregelt, dass Praxen in überversorgten Gebieten nur dann nachbesetzt werden, wenn dies für die Versorgung der Patienten auch sinnvoll ist. "Eine gute Sache, die eine Strukturreform für die ländlichen Räume hätte werden können. Allerdings wird sie wenig Wirkung zeigen, wenn der Zuschnitt der Versorgungsgebiete dem Zulassungsausschuss überlassen bleibt. Bestimmt werden die Regionen so ausgemessen, dass Über- wie Unterversorgung die große Ausnahme bleibt. Damit wird der Erfolg verwässert", vermutet sie.

Doch die Richtung stimmt. Ärzte sollen dort tätig werden, wo sie für eine gute medizinische Versorgung gebraucht werden. Aber natürlich müssen dann auch die Rahmenbedingungen vor Ort stimmen. Wo Mediziner Lebensqualität und Perspektiven für sich und ihre Familie sehen, entscheiden sie sich eher fürs Land. "Wenn dann noch der Stellenwert der Allgemeinmedizin verbessert wird, ist das schon ein Teil der Miete", sagt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende.

Der größte Jugendverband im ländlichen Raum fordert seit Jahren eine verlässliche, wohnortnahe ärztliche Versorgung aller Altersgruppen, um die Lebensperspektiven in den ländlichen Regionen für Jung und Alt zu verbessern. Dabei sieht der BDL eine Kombination aus ambulanten, stationären und telemedizinischen Angeboten als zukunftsweisend.

Allerdings warnt Julia Müller davor, in der Telemedizin die perfekte Lösung für den Ärzte- und Pflegemangel in den ländlichen Räumen zu sehen. "Versorgungsengpässe in den ländlichen Räumen lassen sich digital bestenfalls lindern, aber auf keinen Fall bewältigen", sagt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende in Anspielung auf das E-Health-Gesetz, das im Mai vom Bundeskabinett verabschiedet worden ist.

"Wir brauchen ein vielfältiges und flächendeckendes Versorgungsnetz auf dem Land. Doch das geht nicht ohne gute Breitbandversorgung", mahnt sie stellvertretend für den größten Jugendverband im ländlichen Raum.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Deutschen Landjugend im Deutschen Bauernverband e.V. (BDL), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-253, Fax: (030) 31904-206

(sy)

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