Pressemitteilung | Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ)

Homöopathie in der Palliativ-Versorgung

(Berlin) - Die Versorgung von unheilbar kranken und sterbenden Menschen bedeutet, oftmals multiplen und chronisch Kranken etwas Lebensqualität zu erhalten, ihre Leiden zu lindern und durch Prävention weitere Komplikationen zu verhindern. Hier kann die Homöopathie eine wertvolle Ergänzung zu konventionellen Therapien sein.

Eine der bemerkenswertesten Veränderungen in der Medizin in den letzten 30 Jahren hat sich in dem Umgang und der Behandlung der Menschen am Ende des Lebens vollzogen. Mit der Gründung von Hospizen begann sich das Tabuthema "Sterben" langsam als ein würdiger Bestandteil des Lebens in das öffentliche Bewusstsein einzugliedern. Interdisziplinäre Teams arbeiten dort ambulant und stationär Hand in Hand. Die Patienten und ihre Symptome stehen zwar im Mittelpunkt, doch wird die Unterstützung des sozialen Umfelds ebenso in die Begleitung mit einbezogen. Nicht verwunderlich, dass die Homöopathie in der Palliativversorgung zunehmend ihren festen Platz findet.

Was heißt Palliativversorgung?

Nach der etwas sperrigen Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Oberbegriff Palliativversorgung ein Ansatz, "der die Lebensqualität von Patienten und deren Familien verbessert, die mit den Problemen im Zusammenhang einer lebensbedrohenden Erkrankung konfrontiert sind”. Erreicht wird dies, heißt es weiter, "mittels Prävention und Linderung von Leiden durch frühzeitiges Erkennen und umfassende Erfassung sowie durch die Behandlung von Schmerz und anderen Problemen auf körperlichen, psychosozialen und spirituellen Ebenen.”

Die Realitäten unseres Gesundheitswesens und der konventionellen medizinischen Praxis machen es sowohl den betroffenen Ärztinnen und Ärzten als auch den Krankenschwester und dem Pflegepersonal hingegen oft schwer, diesen ganzheitlichen Anforderungen an die Palliativversorgung gerecht zu werden. Berichte über unmenschliche Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Altenpflege oder über eine außer Kontrolle geratene Apparatemedizin auf Palliativ-Stationen finden sich regelmäßig in den Medien.

Homöopathie als Teil der Lösung in der Palliativversorgung

Die über 7.000 staatlich approbierten Ärzte, die durch den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte repräsentiert werden, machen sich für die ganzheitliche Erneuerung der Palliativversorgung im Sinne der WHO-Definition stark. Nicht nur nach homöopathischem Verständnis gründen Medizin und unser Begriff von Krankheit und Gesundheit auf einem komplexen und multifaktoriellen Wechselspiel chemischer, physischer, biologischer und psychologischer Faktoren, die dazu das Feld der Sozialwissenschaften nicht ausklammern darf. Die Homöopathie kann durch ihren ganzheitlichen Ansatz der konventionellen Medizin dabei helfen, diese Komplexität in den Blick zu nehmen und damit die Anforderungen an eine humane und moderne Palliativversorgung zu erfüllen.
Das Bundesministerium für Gesundheit informiert über den aktuellen Stand des "Gesetzes zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung (HPG)”

Laut der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin hat sich der Begriff "Palliativversorgung" gegenüber dem Begriff Palliativmedizin in der deutschen Gesetzgebung und im Gesundheitssystem in den letzten Jahren zunehmend durchgesetzt, da der Begriff Palliativmedizin allgemeine Bedenken bezüglich der Medikalisierung der Palliativversorgung hervorrief. Denn eine Verengung auf -- und ein Zuviel an -- Medikation hat sich in der Palliativversorgung zunehmend als Problem herausgestellt.

In dieser Problemanalyse sind sich konventionelle Medizin und homöopathische Ärzte einig. Zur Behebung solcher Missstände ist analog zur WHO-Definition die Implementierung einer umfassenden Kontextualisierung und ganzheitlichen Beobachtung der individuellen Lage der Schwerkranken und Sterbenden notwendig. Das sind genau die klassischen Kernkompetenzen der Homöopathie. Sie kann -- in verantwortungsvollen ärztlichen Händen -- hier ein Teil der Lösung sein. Doch wie muss man sich so eine ganzheitliche Betreuung vorstellen?
Ein Tag im Hospiz- & Palliativzentrum. Es ist sehr berührend wie Dr. Jörg Cuno und das Pflegepersonal über das Thema sprechen. Von Die Reportage by Bamberg TV1

Der Terminus Palliativversorgung wird in einem weitgefassten Sinn als Oberbegriff für alle Aktivitäten in der Begleitung und Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden gebraucht. Anstelle der Heilung von Krankheit stehen hier notgedrungen die Erhaltung der Lebensqualität (dazu gehören auch spirituelle und psychosoziale Fragen), die Linderung der Beschwerden und die Verhinderung von weiteren Komplikationen durch eine sogenannte tertiäre Prävention im Fokus.

Beispiel einer palliativen Anwendung homöopathischer Mittel -- Die tertiäre Prävention

Im Hinblick auf Sterbende und Schwerstkranke bedeutet Prävention die Verhinderung von Komplikationen bei manifester und nicht mehr heilbarer chronischer Krankheit. Komplikationen können etwa darin bestehen, daß Neben- und Wechselwirkungen einer Mehrfachmedikation nicht mehr beherrschbar werden, aber auch, daß etwa Einsamkeit oder Depressionen erheblich die Lebensqualität einschränken. Die Prävention in allen Formen ist fundamentaler Bestandteil der homöopathischen Lehre und Praxis und spielt auch im Hinblick auf die Palliativversorgung und auf chronische Krankheiten eine Rolle. Wenn Prävention möglich ist  --  und sie ist fast immer möglich  --  gehört ihr der erste Rang, noch vor der Therapie.

Ein Zuviel an medizinischer Intervention

Bei unheilbaren chronischen Krankheiten kann die palliative Anwendung homöopathischer Mittel den Krankheitsprozess verlangsamen und chemische Arzneimittel einsparen, was in der Medizin auch als Quartärprävention bekannt ist: Die Bewahrung des Patienten vor einem Zuviel an medizinischer Intervention. Das verringert in der Praxis Arzneikomplikationen und stellt einen weiteren Punkt dar, an dem konventionelles und homöopathisches Medizinverständnis miteinander übereinstimmen.

Durch die Homöopathie entstehen neue ergänzende Therapieoptionen

Wie auch in anderen Bereichen der Medizin geht es in der Palliativversorgung nicht um ein Entweder -- Oder, sondern um die Ergänzung der Möglichkeiten bei der Linderung von Leiden des Individuums, was den Anspruch der ärztlichen Homöopathie gut trifft. Oft stoßen gut gewählte, konventionelle Palliativ- und Schmerztherapeutika an ihre Grenzen, Patienten reagieren gegenteilig und die wechselseitigen Nebenwirkungen einer Mehrfachmedikation sind nicht mehr trag- und beherrschbar. Die Wirkungen der Homöopathie zeigen sich in diesen, von den Betroffenen oft als Therapienotstand wahrgenommenen Fällen als wertvolle, ergänzende Begleitung zur Linderung der Symptome. Homöopathie bringt eine menschliche Qualität in das von ökonomischen Imperativen geprägte Gesundheitssystem, die von den Menschen nachgefragt und gebraucht wird, erst Recht am Lebensabend.

Der demographische Wandel führt zu einem Anstieg chronischer Erkrankungen

Die Zahl der Menschen mit Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) nimmt in Deutschland stetig zu. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels steigen damit die Anforderungen an die moderne Medizin. Da wir immer älter werden, und älter sterben, steigt die Zahl derer, die mit vielen chronischen und oft nicht mehr heilbaren Erkrankungen gleichzeitig leben müssen. Chronische Erkrankungen sind deshalb auch ein Thema in der Palliativversorgung. Laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts sind von allen über 65jährigen nur noch rund 7 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer gesund. Alle anderen nehmen aufgrund ihrer Beschwerden regelmäßig Medikamente zu sich.

Rund 41 Prozent der Altersgruppe haben bereits ein bis zwei chronische Erkrankungen. Etwa 37 Prozent haben sogar drei bis vier Diagnosen chronischer Erkrankungen. Die übrigen 14 Prozent fünf und mehr. Das Ärzteblatt schätzt, dass ein Drittel der an einer chronischen Erkrankung leidenden Menschen Mehrfachmedikationen von vier oder mehr Arzneimitteln einnimmt. Die Unsicherheit für die Patienten wächst.

Der Boden der evidenzbasierten Medizin wird bei Mehrfachmedikationen schnell verlassen

Denn für Wirkungen und Wechselwirkungen bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel gibt es kaum Studien, insbesondere keine Studien an älteren oder weiblichen Patienten. Ein erhebliches Risiko für den Patienten, das von Ärzten kaum thematisiert wird. Statistisch konkret heißt das: Die Zahl möglicher Wechselwirkungen steigt im Verhältnis zur Anzahl der parallel angewandten Arzneimittel etwa exponentiell. Von 100 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen 78 Prozent mehr als vier Wirkstoffe täglich ein, so eine Studie der Universität zu Köln. In der Gruppe der 70- bis 80-Jährigen schlucken die Befragten im Durchschnitt 8,6 Tabletten am Tag. Einige Mediziner engagieren sich bereits für eine Art der Vorsorge, die nach und nach mehr Anhänger in der Ärzteschaft findet: die Prävention vor zu viel Medikamenten.

Ihre Kritik: Man dürfe bei verschiedenen Diagnosen nicht einfach die Therapieempfehlungen für die einzelnen Krankheiten addieren. Vielmehr müsse für jeden Patienten eine individuelle Priorisierung und Behandlung erfolgen.

Genau diese geforderte individuelle Behandlung von chronisch Erkrankten leistet seit über 200 Jahren die Homöopathie. Und sie ist sowohl alternativ als auch ergänzend zur konventionellen Medizin einsetzbar. Dieses Potenzial sollte von Patienten wie von Ärzten stärker genutzt werden. In der Ärzteschaft herrscht Konsens: Multimorbidität ist heute eines der drängendsten Probleme der hausärztlichen Versorgung.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ) Björn Bendig, Pressesprecher Axel-Springer-Str. 54b, 10117 Berlin Telefon: (030) 325 9734 0, Fax: (030) 325 9734 19

(tr)

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