Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

IG Metall: Milliarden auf der hohen Kante

(Köln) - Die IG Metall schwimmt im Geld. Sie fährt Jahr für Jahr eine Friedensdividende in Millionenhöhe ein - denn die gut gefüllte Streikkasse wird durch Arbeitskämpfe kaum noch strapaziert. Gleichwohl wird am Obolus der Arbeitnehmer zu dieser Kasse nicht gerüttelt - er beträgt nach wie vor 15 Prozent der Beitragseinnahmen. Kaum eine andere Institution kann so voller Hoffnung dem Jahr 2003 entgegenblicken wie die Industriegewerkschaft Metall (IGM). Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sie auf dem Gewerkschaftstag im kommenden Oktober für 2002 einen Geschäftsbericht mit Rekordeinnahmen präsentieren.

Danach ist die in Frankfurt am Main beheimatete IG Metall eine reiche Gewerkschaft – nach den von ihr selbst aufgestellten Kriterien wäre sie eigentlich ein Kandidat für die Vermögensteuer. Jahr für Jahr erzielt die Metallgewerkschaft Einnahmen von annähernd einer halben Milliarde Euro, wovon sie einen guten Teil auf die Seite legt. Der Reihe nach: Im Jahr 2001 füllten die Mitglieder durch ihre Beiträge die Schatulle der Gewerkschaft mit 448 Millionen Euro – in diesem Jahr dürfte es noch besser kommen. Dafür sorgt der 3-Prozent-Tarifabschluss, an dem die IG Metall über ihre Mitglieder mit jeweils einem Hundertstel beteiligt ist: Jeder aktive Gewerkschafter muss 1 Prozent seines Verdienstes an den Gewerkschaftskassierer abführen.

Da die IG Metall eine wohlhabende Gewerkschaft ist, sprudeln die Zinsen sowie die Vermögenserträge – meist aus Immobilien und Unternehmensbeteiligungen. Im Jahr 2001 legten sie um 2,6 Millionen Euro oder 13 Prozent zu. Wie andere „Unternehmen“ auch dreht die IGM derzeit jeden Euro zweimal um – Kostensenkung, bei „normalen“ Firmen angeprangert, ist in der Frankfurter Zentrale schon seit Jahren ein Thema. Vor allem spart die IG Metall bei den Rentnern: 1,6 Millionen Euro weniger flossen 2001 in die Taschen der Älteren. Wer in Ruhestand geht, bekommt von der Gewerkschaft ein „Abschiedsgeld“ unter zwei Voraussetzungen: Der Empfänger muss der Gewerkschaft mindestens 20 Jahre angehört haben. Weiterhin erhält er 20 Prozent der insgesamt bis zum 31. Dezember 1990 geleisteten Beiträge zurück. Wer also erst 1991 eingestiegen ist und im Jahr 2011 seine 20 Wartejahre voll hat und in Rente geht, bekommt von der IG Metall nichts mehr. Mittelfristig läuft die Regelung auf diese Weise aus.

In Spendierlaune war die IG Metall dagegen bei einer ihrer Kernaufgaben: der – wie sie es selber nennt – Agitation. Dafür wurden im vergangenen Jahr – wohl im Vorgriff auf den Wahlkampf und zur Mitgliederwerbung – eine halbe Million Euro oder 14 Prozent mehr ausgegeben. Auf den ersten Blick zu den Sparbeschlüssen konträr sind die um fast 40 Prozent gestiegenen Ausgaben für Honorare – doch auch dies ist nur ein Ausfluss der Knauserigkeit. Bereiche wie Bildung und Rechtsberatung wurden quasi outgesourct, eigenes Personal wurde also entlassen. Die Arbeit wird jetzt, wenn sie anfällt, von Honorarkräften erledigt, etwa einem fremden Advokaten. Das kommt letztlich billiger – steht jedoch im Gegensatz zum Credo der Gewerkschaft, wonach ein solches Vorgehen die Scheinselbstständigkeit fördert.

Zumal es auch nicht unbedingt nötig wäre. Denn Jahr für Jahr werden 15 Prozent der Beitragseinnahmen für eventuelle Streikaktionen auf die hohe Kante gelegt, das sind durchweg um die 50 bis 60 Millionen Euro. Ob dieser Betrag noch zeitgemäß ist, steht dabei auf einem anderen Blatt – man könnte zugunsten der laufenden Ausgaben durchaus umschichten. Rechnet man die Beträge für die Streikkasse der IG Metall seit 1980 zusammen, kommt man nach Abzug einer einzigen Auszahlung im Jahre 1984, als die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich Streik-Ziel war, auf ein Guthaben von über 1 Milliarde Euro.

Doch das ist noch nicht alles. Auch in den Jahren vor 1980 wurden die Streikunterstützungen gewöhnlich aus der Portokasse, also den laufenden Einnahmen gezahlt – die Streikkasse mithin nicht angetastet. Folge: Die Arbeitskampfkasse der IGM dürfte nach Experten-Schätzungen samt Zins und Zinseszins inzwischen ein Volumen von rund 2,5 Milliarden Euro erreicht haben. Da in der deutschen Stahl- und Metall-Industrie eigentlich kein Streik mehr denkbar ist, der eine solche Finanzmasse zu Unterstützungszwecken notwendig erscheinen lässt, und außerdem keinerlei Diskussion über eine anderweitig sinnvolle Nutzung dieses „toten“ Kapitals bekannt wurde, bleibt es ein Geheimnis der Gewerkschaft, wozu das Ganze gut sein soll.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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