Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

IW-Verbandsumfrage 2003: Katerstimmung allenthalben

(Köln) - „Selten hat die Wirtschaft so pessimistisch ins neue Jahr geblickt wie diesmal“, fasst Gerhard Fels, der IW-Direktor, die traditionelle Verbandsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zusammen. So rechnen 18 der 44 befragten Wirtschaftsverbände für 2003 mit sinkenden Produktions- und Umsatzzahlen, 19 gehen von einer Stagnation aus. Damit werden die Perspektiven so ungünstig eingeschätzt wie zuletzt zu Beginn der Rezession 1992/93. Vor allem die konjunkturschädlichen Weichenstellungen der rot-grünen Bundesregierung sowie die zu hohen Abschlüsse der Tarifrunde 2002 haben die Stimmung der Unternehmen auf den Nullpunkt gedrückt.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die Beschäftigungs- und Investitionsperspektiven so düster sind wie nie zuvor:

- Kein einziger Wirtschaftszweig plant, im Jahr 2003 sein Personal aufzustocken, aber 38 Branchen kommen voraussichtlich nicht um weitere Stellenstreichungen herum.
- Zudem werden 16 Sektoren ihr Investitionsvolumen im kommenden Jahr gerade einmal halten können, 26 müssen hier sogar kürzen.
- Etwas mehr für neue Maschinen, Anlagen und Bauten ausgeben wollen lediglich die Chemische Industrie sowie der Bereich Feinmechanik und Optik, dessen Unternehmen angesichts des technischen Fortschritts gezwungen sind, auch bei schlechter Geschäftslage die Investitionen auszuweiten.

Die ungünstigen Personal- und Investitionspläne sind vor allem auf die kräftig angehobenen Löhne und die steigenden Lohnzusatzkosten zurückzuführen. Diese haben zusammen mit der neuerlich erschwerten Steuerlast die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produzenten abermals verschlechtert. Die Unternehmen versuchen dieses Handikap durch arbeitsparende Rationalisierungen zu verringern. Erweiterungsinvestitionen am Standort Deutschland, die für neue Jobs sorgen könnten, sind dagegen für 2003 nicht in Sicht. Vielmehr ziehen wieder mehr Wirtschaftszweige bei ihren Investitionsentscheidungen die Möglichkeit in Betracht, die Produktion ins kostengünstigere Ausland zu verlagern.

Selbst in den großen exportstarken Industriebranchen, die bislang die Konjunktur gestützt haben, dürfte die Produktion nach eigener Einschätzung vorerst auf der Stelle treten. Der Einzelhandel, das Baugewerbe und einige baunahe Industriebereiche rechnen sogar mit einem stark sinkenden Output. Erst für die zweite Hälfte des kommenden Jahres hofft die Mehrheit der Wirtschaftsverbände auf einen leichten Aufwärtstrend. „Die Regierung muss dringend bemüht sein, eine glaubwürdige Reformperspektive für die Wirtschafts- und Sozialpolitik zu entwickeln. Nur so können die Unternehmen wieder Vertrauen fassen, und nur so lässt sich das derzeitige Stimmungstief überwinden“, kommentiert Fels.

Von den 44 befragten Wirtschaftszweigen sind 39 schlechter gestimmt als vor Jahresfrist:

- Als ausgesprochen kritisch schildern das mittelständisch geprägte Handwerk und das Baugewerbe ihre Situation. Bei ihnen wirken sich neben den Steuer- und Abgabenerhöhungen auch die verschlechterten Abschreibungsmodalitäten und die gekürzte Eigenheimzulage negativ aus.
- In den Dienstleistungssparten überwiegen ebenfalls die Moll-Töne. Vor allem im Tourismusgeschäft sowie in der Gastronomie hat sich das Klima merklich eingetrübt.
- Nur die Wirtschaftsvereinigung Stahl sowie die Chemische Industrie sind derzeit etwas zuversichtlicher. Beide Branchen hatten ihren konjunkturellen Tiefpunkt bereits vor Jahresfrist erreicht und bauen nun darauf, dass die übrige Wirtschaft in der Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung verstärkt Vorprodukte ordert, um die Lager aufzufüllen.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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